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Krieg gegen Syrien

Die Wissenschaftler und andere Experten sind sich einig: Der Syrienkrieg ist kein Bürgerkrieg im eigentlichen Sinne, sondern ein Angriffskrieg des Westens und seiner Verbündeten im Nahen Osten gegen Syrien. Begleitet wird er von einer massiven Propaganda mit täglichen schweren Lügen und Manipulationen durch Medien, Politiker und Lobbyisten. Es wird gefälscht, was das Zeug hält: Angebliche Angriffe auf Krankenhäuser, angebliche Giftgasattacken, angebliche „Fassbomben“ etc. Die vom Westen unterstützten „Rebellen“ sind Söldner und – schlimmer noch – diese wiederum stehen auch noch unter Kontrolle der Al Qaida, dem neuen De-Facto-Verbündeten der NATO. Die USA beispielsweise räumt das – nicht allzu öffentlich natürlich – gelegentlich auch selbst ein. 2011 begann der Angriff auf Syrien durch die USA, Frankreich, Großbritannien, Katar, Saudi-Arabien, die Türkei und deren Söldner-, NGO- und Medientruppen. Andere Staaten wie beispielsweise Deutschland stießen kurz darauf ebenfalls dazu. Ende September 2015 griff Russland auf die Bitte Syriens hin und damit völlig legal in den Krieg ein. Syrien und Russland sind seit Jahrzehnten verbündet.

Der Schweizer Friedensforscher Dr. Ganser in einem Interview in den Nachdenkseiten zu seinem neuen Buch „Illegale Kriege“, welches auch den Syrienkrieg behandelt:

„Ja, auch der Angriff auf Syrien 2011 war illegal. Die Angreifer USA, Großbritannien, Frankreich, Türkei, Katar und Saudi-Arabien haben brutale Banden trainiert und mit Waffen ausgerüstet und versuchen seit 2011 Präsident Assad zu stürzen, was ihnen aber bisher nicht gelungen ist. Diese brutalen Banden müssen als Terroristen bezeichnet werden, aber die Angreifer benutzen das Wort „moderate Rebellen“ und verwirren dadurch die Öffentlichkeit. Deutschland hat sich erst spät in den Krieg eingebracht, dann aber auf der Seite der Angreifer. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel will nun Assad stürzen, genau wie US-Präsident Obama, der französische Präsident Hollande und der türkische Präsident Erdogan. Das ist aber alles illegal. Es wäre genauso illegal, wenn Assad Frau Merkel stürzen wollte. […]

Beim Angriff der USA auf Libyen 1986 gab es kein Mandat des UNO-Sicherheitsrates. Auch US-Präsident Reagan müsste sich vor einem Gericht verantworten, wenn er noch leben würde. 2011 haben die USA zusammen mit Frankreich und Großbritannien Libyen erneut angegriffen. Diesmal gab es zwar ein Mandat der UNO. Aber nur für eine Flugverbotszone.

Die NATO-Länder kümmerte das aber nicht, sie führten einen Regime Change durch, Gaddafi wurde in der Wüste begraben, auch das war völlig illegal und durch die UNO-Resolution nicht abgedeckt. Libyen versinkt seither im Chaos. Aber der französische Präsident Sarkozy, der britische Premier Cameron und US-Präsident Obama kamen mal wieder völlig straflos davon. Am 1. August 2016 hat Obama Libyen nochmals bombardiert, das wurde in den meisten Zeitungen nur noch auf den hinteren Seiten vermeldet. Das Völkerrecht wird systematisch zerschlagen und ignoriert, das ist nicht klug. […]

Vor allem aber wirken die Medien oft kriegstreibend und nicht kriegshemmend. So fordern die Medien etwa aktuell in einem fort den Sturz von Assad in Syrien. Dabei wird selten erklärt, dass es völlig illegal ist und dem UNO-Gewaltverbot widerspricht, eine Regierung in einem fremden Land zu stürzen. Regime Changes sind verboten.

In Syrien betreiben die NATO-Länder derzeit zusammen mit den Golfmonarchien Katar und Saudi-Arabien einen illegalen Putsch, das kann jeder beobachten. Der deutsche Nahost-Experte, Professor Günter Meyer, hat richtig darauf hingewiesen, dass die USA primär sogenannte moderate Gruppen unterstützen, dass diese aber mit der Nusra-Front zusammenarbeiten. Das heißt, auch die Waffen, die an die Moderaten geliefert werden, landen im Endeffekt bei der Nusra-Front. Das ist doch ein Skandal, denn das bedeutet nichts Anderes als dass die NATO mit den Terroristen gemeinsame Sache macht. Denn die Nusra-Front ist eindeutig ein Ableger von Al-Qaida.

Diese Unterstützung der Nusra-Front geschieht indirekt auch mit deutscher Beteiligung, denn die Tornados, die dort im Einsatz sind, um Luftaufklärung zu betreiben, liefern ihre Daten an das militärische Operations- und Kontrollzentrum der Gegner von Assad, wo dann die USA, die Türkei und Geheimdienstoffiziere aus Katar und Saudi-Arabien die Informationen sammeln und an die Rebellen weitergeben.“.

Professor Tim Anderson aus Australien hat ein Buch über den Krieg in Syrien veröffentlicht: „The Dirty War on Syria“. Die Nachdenkseiten über das aktuelle Buch des Professors für Politik der Universität Sydney (“Leiser Optimismus im Mittleren Osten?“), welches vor Kurzem unter dem Titel „Der schmutzige Krieg gegen Syrien“ auch auf deutsch erschien:

“Gleich vorweg: Andersons Buch will keine Chronologie der Ereignisse des Krieges in Syrien erzählen. Es entsteht allerdings ein anderes Bild, wenn Anderson akribisch darstellt, wie die Ereignisse in Syrien durch ein Zusammenspiel von islamistischen Fundamentalisten, US-amerikanischen Geostrategen, wahhabitischen Steinzeit-Königreichen, westlichen Mainstream-Medien und Nichtregierungsorganisationen massiv manipulativ umgedeutet und umgeschrieben wurden. Bis 2011 zum Beispiel war der syrische Präsident Bashar al-Assad ein von westlichen Regierungen und Konzernen umworbener Mann, dem man die Durchführung marktradikaler Reformen in seinem Land nahelegen wollte. Um Assad sodann ganz plötzlich zum neuen Hitler umzudichten, der sein eigenes Volk massakriert. […]

Im Gegensatz zu Afghanistan und Irak verzichtete man in Syrien auf den militärischen Einmarsch. Als der arabische Frühling auch Syrien erreichte, wurden die legitimen Proteste der demokratischen Opposition genutzt, um im Schutz der Masse durch islamistische Scharfschützen auf Zivilisten und Polizisten zu schießen. Die westliche Erzählung von der syrischen Polizei, die auf friedliche Demonstranten schießt, und von den friedfertigen Demonstranten, die quasi innerhalb weniger Stunden und Tage zu Soldaten mit professionellen Schutzanzügen amerikanischer Fertigung und mit Waffen, deren Munition aus israelischer Produktion stammt, mutierten, ist nicht plausibel. Der Konflikt eskalierte. Die demokratische Opposition blieb eingeschüchtert zuhause, und die Söldnermilizen übernahmen ganze Regionen. Über 100.000 syrische Soldaten sind mittlerweile von ‚moderaten Rebellen‘ ermordet worden. Die angeblich syrischen Rebellen stammen aus über achtzig Ländern der Welt.”.

Günter Meyer, Universitätsprofessor vom Geographischen Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), Anfang 2012 (vergleiche dazu auch dies hier) in einem Beitrag des Magazins der Universität über die Syrienkrise: “So eine Form von Desinformation habe ich noch nie erlebt“. Zitat aus dem Interview mit dem international führenden Orient-Experten aus Deutschland:

“In seinem Büro stehen einige Karten der Region aufgerollt in der Ecke. ‘Wenn das Fernsehen kommt’, meint Meyer lächelnd, ‘die wollen was für’s Auge.’ Eigentlich klingt das so, als sei seine Einstellung zu den Medien rundum positiv. Doch wenn die Syrien-Krise zur Sprache kommt, senken sich seine Mundwinkel schlagartig. ‘So eine Form von Desinformation habe ich noch nie erlebt. Die völlig einseitige Berichterstattung hat sich erst in den letzten Wochen geändert.’. Gefälschte Videos zur Syrien-Krise. Meyer konstatiert eine gezielte Kampagne der Opposition und anderer Kräfte. ‘Jede Menge Videofilme werden verbreitet, die völlig falsche Informationen enthalten. Selbst die Nachrichtenagentur Reuters fiel auf eine solche Fälschung herein und verkaufte einen Film aus dem Libanon von 2008 als aktuelles Dokument zur Syrien-Krise.’ Meyer nennt ein weiteres skandalöses Beispiel: ‘Al-Jazeera hatte am Anfang noch eine hohe Akzeptanz als Nachrichtensender. Aber dann tauchten Mitschnitte auf, in denen zwei Journalisten des Senders bei der Interviewvorbereitung einem als Verletzte kostümierten Mädchen erklären, was es bei der Aufzeichnung sagen soll, und einen Arzt dazu bringen, eine falsche Diagnose für das gesunde Kind abzugeben. Da wird systematische Fälschung betrieben. Al-Jazeera hat dadurch in der arabischen Welt als seriöse Quelle weitgehend den Rückhalt verloren. Nebenbei: Der Sender wird vom Emir von Katar finanziert. Und Katar ist neben Saudi-Arabien der Hauptopponent Syriens in der Region.’”.

Professor Reinhard Merkel von der Universität Hamburg in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, 2013 (also noch zu Lebzeiten des damaligen FAZ-Herausgebers Frank Schirrmacher); “Syrien – Der Westen ist schuldig“. Die Anmerkung sei erlaubt, dass Merkel sogar zu dieser Analyse kommt, ohne die Propaganda des Westens zu Syrien überhaupt ansprechen oder in Frage stellen zu müssen. Professor Merkel:

“Wie hoch darf der Preis für eine demokratische Revolution sein? In Syrien sind Europa und die Vereinigten Staaten die Brandstifter einer Katastrophe. Es gibt keine Rechtfertigung für diesen Bürgerkrieg. […]

Diese Strategie ist eine Variante dessen, was seit der Invasion des Irak vor zehn Jahren „demokratischer Interventionismus“ heißt: das Betreiben eines Regimewechsels mit militärischen Mitteln zum Zweck der Etablierung einer demokratischen Herrschaft. Im Irak besorgten die Invasoren das eigenhändig. Der Kriegsgrund wurde, wie wir wissen, zwischendurch umstandslos ausgewechselt: Waffen hin oder her – jedenfalls befreie man ein unterdrücktes Volk. Auch dieses Ziel rechtfertige den Angriff.

Was in Syrien geschieht, ist eine dem Anschein nach mildere Form des Eingriffs, da sie den Sturz des Regimes dessen innerer Opposition überlässt, die von außen nur aufgerüstet – und freilich auch angestiftet – wird. In Wahrheit ist sie die verwerflichste Spielart: nicht so sehr, weil sie neben dem Geschäft des Tötens auch das Risiko des Getötetwerdens anderen zuschiebt. Eher schon, weil sie die hässlichste, in jedem Belang verheerendste Form des Krieges entfesseln hilft: den Bürgerkrieg.

Jedenfalls übernehmen die Intervenierenden die vermeintliche und absurde Rolle von Unschuldigen. Es ist ein suggestives Herabsetzen der Legitimationsschwelle für das eigene Handeln vor den Augen der Welt: Wir sind es nicht, die in Syrien töten; wir helfen nur einem unterdrückten Volk. So lässt sich offenbar eine Aura des Moralischen erschleichen. Rätselhaft ist, dass dies ohne nennenswerten Widerspruch gelingt.”

Interview mit Professor Günter Meyer von der Universität Mainz im Wiesbadener Kurier vom 6.8.2016 (“Russlands Einschreiten als Wendepunkt“), Meyers Antwort auf die Frage “Welche Rolle spielt die USA für die Entwicklung?”:

“Schon unmittelbar nach den Terroranschlägen von Al-Kaida 2001 plante die US-Regierung, die Regime in Syrien und sechs weiteren islamischen Ländern auszuwechseln. Seit 2006 haben die USA mit ihrem politischen Einfluss auf die Golfstaaten, durch die Finanzierung von Medienkampagnen und durch die Ausbildung von Terroristen den Sturz Assads vorangetrieben. Es gibt Dokumente, aus denen klar hervorgeht, dass die USA 2012 nicht nur das Risiko einer Ausbreitung des IS in Syrien erkannt hatten; sie begrüßten diese Entwicklung sogar, weil dadurch die Regierung in Damaskus geschwächt wurde. Erst seit 2013 warnen hochrangige US-Militärs vor der Gefahr, dass das Machtvakuum nach einem Sturz Assads durch radikale Islamisten gefüllt wird. Heute versucht US-Präsident Obama noch in seiner Amtszeit eine politische Konsolidierung in Syrien zu erreichen. Die Forderung nach dem Rücktritt Assads ist jetzt keine Vorbedingung mehr für eine Friedenslösung.”

Interessant auch dieses Interview mit Meyer im Deutschlandfunk von Anfang 2016: “‘Hoffnungsschimmer, dass es zu konkreten Verhandlungen kommt’“. Zitat: “Zagatta: Gibt es da noch so etwas wie gemäßigte Rebellen oder noch Verbände dieser gemäßigten Rebellen von nennenswerter Stärke? Meyer: Sicherlich nicht von nennenswerter Stärke. Im Wesentlichen sind es islamistische Gruppen, neben IS und El-Kaida auch Ahrar-Al-Sham etwa, die von Saudi-Arabien unterstützt wird, andere Gruppen. Diejenigen, die wirklich mächtig sind, die haben die volle Unterstützung von Saudi-Arabien, von Katar und von der Türkei. Alle anderen Gruppierungen, die wir haben, sind mehr oder weniger Mitläufer, die keine entscheidende Rolle spielen.”.

US-Verteidigungsministerium im April 2016 bei einer Pressekonferenz zu Syrien: “That said, it’s primarily al-Nusra who holds Aleppo”.

Der der US-Regierung und der NATO sehr nahestehende Think Tank Atlantic Council zu den Rebellen in Aleppo und anderen Gebieten Syriens, nach einer deutschsprachigen Zuammenfassung im Magazin Telepolis mit dem Titel “Syrien: Das Herrschaftsmodell der Opposition“:

“Ein amerikanischer Think Tank [Atlantic Council] erklärt, wie die al-Qaida-Milizen ihre Macht in bereits eroberten Gebieten ausüben […] Mittlerweile wurde bekannt, dass die beiden Dschihadisten/Salafisten-Gruppen al-Nusra und Ahrar al-Sham sämtliche andere Milizen in Aleppo auf die Sharia verpflichtet haben. Wichtig ist dabei zu ergänzen: ihre Form des Sharia-Verständnisses. Wie diese in der Idlib angewendet wird, erklärt der Atlantic Council-Bericht. Es ist ein vor allem ein Machtsystem, das den Großen, al-Nusra und Ahrar al-Sham, die Herrschaft garantiert, die anderen haben sich unterzuordnen. […] Die Gerichte arbeiten in diesem System mit Sicherheitskräften, die von den wichtigsten Milizen gestellt werden und ‘lehren den Bewohnern das Fürchten’, wie es im Bericht heißt.”

Indiens Botschafter bestätigt: Krieg in Syrien wurde von außen angezettelt“. Zitat: “Ein aufschlussreicher Bericht des früheren Botschafters Indiens in Damaskus macht klar: Die Darstellung des Westens, der syrische Präsident Assad sollte durch einen Volksaufstand gestürzt werden, ist nicht haltbar. Der Krieg wurde von außen angezettelt, unter anderem von den Golf-Staaten und der Al Qaida. Mit ihr arbeiteten die USA über den Al Nusra-Flügel zusammen. Assad hat die Gefahr unterschätzt – weil er wusste, dass sein Volk hinter ihm steht. V. P. Haran diente von 2009 bis 2012 als Indiens Botschafter in Syrien. Er hat mit dem mehrfach preisgekrönten indischen Magazin Fountain Ink darüber gesprochen, wie Teile der Medien den Aufstand aufgebauscht haben und über Zeichen dafür, das Al-Qaida bereits seit den frühen Tagen des Konflikts ein Mitspieler war (Übersetzung: Deutsche Wirtschafts Nachrichten). Die Einschätzung des Botschafters bestätigt die Erkenntnisse des US-Journalisten Seymour Hersch, dass Assad im eigenen Volk keine militante Opposition zu fürchten hatte.”.

Telepolis: “‘Im Nachrichtengeschäft geht es um Interessen, nicht um Wahrheit’“. Ein Interview mit dem Zeithistoriker Kurt Gritsch zum Krieg in Syrien und über die Rolle der Medien dabei. Zitat: “Katar befürwortete den Regime-Change in Syrien. Also unterstützte Al Jazeera den Anti-Assad-Diskurs. Der Diktator lasse auf seine eigenen unbewaffneten Bürger schießen. Was nicht ins Bild passte, wurde einfach nicht gesendet. So hatte der Ex-BBC-Kriegsreporter Ali Hashem, inzwischen bei Al Jazeera, im Mai 2011 bewaffnete Männer, Syrer und Libanesen, gefilmt, die Waffen vom Libanon aus nach Syrien brachten. Während also die Militarisierung der ursprünglich friedlichen Proteste in Syrien durch Waffenschmuggel aus dem Ausland bereits im Mai 2011 dokumentiert war, hielt Al Jazeera am einseitigen Bild einer angeblich friedlichen Revolution, welche von den Sicherheitskräften brutal niedergeschlagen werde, fest.”.

Ein Übersetzung aus dem Schwedischen bei einarschlereth.blogspot.de, schwedische Augenzeugen (eine Archäologie-Professorin und ihr Mann), die vor Ort in Syrien waren: “April 2011 in Syrien: Eine andere Wirklichkeit von Eva Myrdal und Hashim al-Malki“. Zitat: “Was wir in Damaskus und im Osten sahen, war eine ganz andere Wirklichkeit als das, was die internationalen Medien von der Küste und Daraa zeichnen. […] Am Freitag, den 6. Mai bekommen wir ein sms aus Schweden. DN.se schreibt, das Panzer in die zentralen Teile von Damaskus gerollt sind und Demonstrationen nach dem Freitagsgebet begonnen haben. Genau an dem Tag zwischen ein Uhr am Tage und ein Uhr nachts aus familiären Gründen vier Mal das Zentrum von Damaskus im Taxi auf dem Weg von und in die Vorstadt Oudsayya im Norden zur Vorstadt Sayyida Zainab im Süden und wir sehen keine Demonstrationen, keine Militärfahrzeuge, keine Polizisten. Was bedeutet, dass Damaskus auch an diesem Tag nicht der Platz von Massendemonstrationen wie im Winter in Kairo, Alexandria oder Tunis war. Und dass Damaskus nicht durch die Anwesenheit von Soldaten geprägt wird. […] Wer ist es also, der Polizisten und Soldaten erschießt? Bekannte aus Baniyas sagen über Telefon über das, was in der kleinen Industriestadt an der Küste passiert: ‘Wir wissen nicht, wer sie sind. Die kommen auf Motorrädern hierher und sind schwarz maskiert.’”.

Zu der Frage “Wie sah es denn vor dem Krieg in Syrien aus?” hier noch ein interessantes Webfundstück von der Website der Universität Heidelberg: Eine Pressemitteilung aus dem Jahre 2009 mit dem Titel “Das syrische Modell friedlicher Koexistenz: Muslime, Christen, Juden“. Inhalt dieser Pressemeldung zu dem “Kolloquium im Internationalen Wissenschaftsforum am 21. und 22. Juli 2009″:

“Der Vordere Orient wird in Europa als Konfliktregion wahrgenommen. Dagegen leben in Syrien, das im Westen gelegentlich zu den „Schurkenstaaten“ gezählt wird, bereits seit langer Zeit eine Vielzahl von Völkern und Religionsgemeinschaften friedlich miteinander. Mit „Syrien – Heimat verschiedener Sprachen, Religionen und Kulturen“ befasst sich jetzt ein Kolloquium im Internationalen Wissenschaftsforum der Universität Heidelberg, das am 21. und 22. Juli stattfindet. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob das syrische Modell friedlicher Koexistenz ein Beispiel für andere Länder des Vorderen Orients sein kann. Unterstützt wird diese Tagung, die vom Seminar für Sprachen und Kulturen des Vorderen Orients veranstaltet wird, durch die Fritz-Thyssen-Stiftung.

„In keinem anderen Land dieser Region leben so viele verschiedene Völker mit unterschiedlichen Religionen und Sprachen wie in Syrien“, erklärt Prof. Dr. Werner Arnold, Inhaber des Heidelberger Lehrstuhls für Semitistik und Organisator des Kolloquiums: Araber, Westaramäer, die ostaramäischen Assyrer und Syrer, Armenier, Tscherkessen, Tschetschenen, griechisch sprechende Muslime aus Kreta, Dom, Kurden, Türken und Turkmenen. Gesprochen werden hauptsächlich semitische, aber auch indoeuropäische und Turksprachen. Zudem sind alle großen Religionsgemeinschaften – Islam, Christentum, Judentum – vertreten. Dass das Zusammenleben auf friedliche Weise funktioniert, liegt, so Werner Arnold, „nicht zuletzt an der überkonfessionellen Doktrin der arabisch-nationalistischen Baath-Partei, die in der Hauptstadt Damaskus regiert.“”

Und wie sah es 2011 in Syrien aus bevor der “Aufstand” losging? Webfundstück: Das Geographische Institut der Universität Mainz auf zweiwöchiger Syrien-Exkursion mit Projektstudie “Altstadt von Damaskus”, Februar 2011. Zitat: “Aufgrund der guten Arbeitsleistung wurde spontan entschieden die letzten vier Tage des Aufenthaltes für eine Exkursion quer durch Syrien zu nutzen. Diese führte nach Palmyra, Homs, Hamah, Aleppo, Latakia und Maalula.”. Die Namen dieser Orte sind regelmäßigen Nachrichtenkonsumenten 2016 “leider” nur allzu gut bekannt …

2013 wies der bereits erwähnte Professor Arnold dann in einem Deutsche-Welle-Interview auf die Exzesse der vom Westen unterstützten beziehungsweise etablierten sogenannten “Rebellen” in Syrien hin (“Syrische Christen zunehmend unter Druck“):

“Christen in Syrien konnten lange ein relativ friedliches Leben führen. Im Bürgerkrieg sind aramäische Gemeinden ins Visier radikal-islamischer Gruppen geraten, die gegen das Assad-Regime kämpfen. Experten schlagen Alarm. […] Der Schutz der “Himmelskönigin” hat ebenso wenig ausrichten können wie die syrische Armee, als islamistische Kämpfer mitten in der Nacht das Dorf stürmten und die Einwohner vertrieben. Seitdem liefern sich Rebellen und Regierungstruppen dort heftige Kämpfe. […] Mit Ausbruch der Rebellion gegen Assad traten allerdings bewaffnete Gruppierungen auf den Plan, die einen islamischen Gottesstaat errichten wollen und andere religiöse Gemeinschaften bekämpfen. […] Radikal-islamische Gruppen riefen öffentlich zum Mord an religiösen Minderheiten auf, berichtet Demir. ‘Man kann hier wirklich von einer ethnischen Säuberung sprechen. Das hat mit einer demokratischen Oppositionsbewegung nichts mehr zu tun, denn den Christen und den übrigen Minderheiten wird hier schlicht das Existenzrecht abgesprochen.’ […] Für die syrischen Christen hofft Arnold einzig und allein darauf, ‘dass diese ganze Rebellion irgendwann zusammenbricht.’ Im Augenblick sehe es jedoch nicht danach aus.”.

Zur aktuellen Situation in Syrien und speziell zur Unterstützung des syrischen Arms der Terrorgruppe Al Qaida, Al-Nusra-Front-“Rebellen”, durch die USA und ihre Verbündeten Türkei, Saudi-Arabien und Katar noch einmal Professor Günter Meyer von der Universität Mainz in einem aktuellen Interview beim Deutschlandfunk vom 27. August 2016 mit Interviewer Dirk Müller (“Syrien – ‘Wen wollen wir denn jetzt tatsächlich bekämpfen?’“):

“Müller: Haben die Amerikaner direkt oder indirekt damit auch die Nusra-Front unterstützt, indem die anderen beliefert und unterstützt wurden und das irgendwie dann ausgetauscht wurde.

Meyer: Das haben sie in jedem Fall. Das war voll mit Wissen der Amerikaner. Und übrigens durchaus auch indirekt sicherlich mit deutscher Beteiligung, denn die Tornados, die dort im Einsatz sind, um Luftaufklärung zu betreiben, liefern ihre Daten an militärische Operations- und Kontrollzentren, in denen die USA gemeinsam sich mit der Türkei mit Geheimdienstoffizieren aus Katar und Saudi-Arabien, und die Informationen, die dort ankommen, die werden weitergegeben an die Rebellen.

Das heißt, der Vorstoß, das Durchbrechen des Belagerungsrings, was wir im Westen Aleppos erlebt haben, geht mit Sicherheit auf solche Aufklärungsergebnisse zurück. Das heißt, die Amerikaner tun durchaus alles, um das Regime auch zu schwächen, zwar nicht im direkten Angriff, aber zumindest doch indirekt.

Müller: Also ich muss da noch mal nachfragen, Herr Meyer – das heißt, die Amerikaner, für Sie jedenfalls klipp und klar, die Amerikaner unterstützen Extremisten und Islamisten und Terrorgruppen, die ihre Verwurzelung bei Al Kaida gefunden haben oder immer ideologisch vielleicht auch noch finden, gegen Baschar al-Assad?

Die Waffen der Amerikaner landen bei der Nusra-Front

Meyer: Sie unterstützen primär sogenannte moderate Gruppen, nur, diese moderaten Gruppen arbeiten mit der Nusra-Front zusammen. Das heißt, auch die Waffen, die an die Moderaten geliefert werden, landen im Endeffekt bei der Nusra-Front, die das Oberkommando speziell auch im Osten von Aleppo hat.”

Ein Artikel der Zeitung DailyMail aus Großbritannien: “And these are the ‘good guys’! Sickening video shows US-backed Syrian rebels taunting and then brutally beheading a young boy because he was a ‘spy’“. Von den USA unterstützte “Rebellen” (von der CIA unterstützte Rebellen) haben vor wenigen Wochen ein Video veröffentlicht, auf dem sie grinsend einen höchstens Elfjährigen – vielleicht ist er auch erst sieben oder acht Jahre alt – quälen und ihn dann vor laufender Kamera köpfen. Bei den Kämpfern in dem Film handelt es sich um Mitglieder der nach US-Lesart “moderaten Rebellen” der Gruppierung Nour al-Din al-Zenki (des Syrian Revolutionary Command Council), die mit den USA verbündet ist.

Die englischsprachige Wikipedia schreibt zu “Harakat Nour al-Din al-Zenki“: “Harakat Nour al-Din al-Zenki (Arabic: حركة نور الدين الزنكي‎‎, Nour al-Din al-Zenki Movement) is an independent insurgent group involved in the Syrian Civil War. It is part of the Syrian Revolutionary Command Council and has received U.S.-made BGM-71 TOW anti-tank missiles.[8] As of 2014, it is reportedly one of the most important rebel factions in Aleppo.[9] […] and subsequently received increased financial support from Saudi Arabia, which had been reluctant to support the Army due to its links with the Syrian Muslim Brotherhood.[9] In December 2014, Nour al-Din al-Zenki joined the Levant Front, a broad coalition of Islamist rebel groups operating in Aleppo.[3] The group has also received financial aid from the United States, in a CIA run program to support moderate rebel groups.[13]“.

Die Gruppe wird also von Saudi-Arabien und den USA finanziert und ausgerüstet. Sie gehört zu einem CIA-Programm zur Unterstützung “moderater Rebellen”. Erst jüngst hatten die USA übrigens Russland darum angehalten, doch bitte die Bombardements auf die Koalition in Aleppo aus Al Kaida (Al-Nusra-Front), weiteren islamistischen Gruppen und eben diesen moderaten Rebellen einzustellen, weil die Russen, welche die syrische Regierung gegen diese vom Westen unterstützte radikal-islamistische Koalition unterstützen, doch möglicherweise nicht nur Al Kaida, sondern auch diese “moderaten Rebellen” treffen könnten. Und diese CIA-Rebellen stehen nun einmal auf Seiten der USA. Die USA hat das auch ganz offen zugegeben, wie ein Ausschnitt aus einer Pressekonferenz er US-Regierung zeigt, den wir hier bei Blauer Bote schon dokumentiert hatten: “Don’t bomb the intermingled Al Qaeda!“. Der Sprecher der USA windet sich dabei ganz schön, um die Forderung des Endes des Luftkampfes gegen diese Koalition zu begründen.

Ein aktueller, noch fortwährender touristischer Besuch durch eine in Deutschland lebende Syrerin in der Hauptstadt Damaskus, die unter Kontrolle der Regierung ist („Mit dem Taxi nach Damaskus„, Telepolis):

„Den Sohn des Besitzers der Dachterrassen-Bar fragen wir, wie es denn möglich ist, dass nach sechs Jahren Krieg alles läuft, dass die Cafés und Restaurants voll sind und – wie er uns erzählt, in der vergangen Woche gleich drei neue Lokale eröffnet haben. Auch die Dachterrasse (und das dazugehörige Restaurant) gibt es erst seit Beginn des Sommers… Keiner wisse so recht, wie es funktioniert, aber mit Allahs Hilfe geht es.

In Geschäften in der Altstadt hängen Aushänge: „Aushilfe gesucht“.

Zweimal knallt es laut in der Nähe unserer Wohnung. Ich bin wohl die Einzige, die zusammenzuckt. Was es ist, weiß ich nicht. Es steigen keine Rauchwolken auf und ich höre keine Sirenen. Aber es ist Krieg, wird mir in diesen Momenten klar.

In der letzten Nacht wache ich rechtzeitig auf, um den Singsang der vielen Minarette zuhören, die über die frühmorgendliche Stille der Stadt zum Gebet rufen. Meine liebste Tageszeit. Ich möchte noch nicht wieder zurück nach Berlin.“

Die Journalisten Jürgen und Frederic Todenhöfer haben in Aleppo einen Rebellenkommandanten der Al Nusra (syrische Al Kaida) interviewt. Das zehn Tage zuvor aufgezeichnete Interview wurde gestern im Kölner Stadt-Anzeiger (KStA) unter dem Titel “Interview mit Al Nusra-Kommandeur „Die Amerikaner stehen auf unserer Seite“” veröffentlicht. Zitat:

Haben die USA diese Raketen zunächst an die Freie Syrische Armee gegeben und wurden sie von dort an Euch weitergegeben?

Nein, die Raketen wurden uns direkt gegeben . Sie wurden an eine bestimmte Gruppe geliefert. Als die ‘Road’ gesperrt war und wir belagert wurden, hatten wir Offiziere aus der Türkei, Katar, Saudi Arabien, Israel und Amerika hier. […]

Wir waren mit dem Waffenstillstand nicht einverstanden.

Gilt das nur für die „Al Nusra-Front“ oder für alle anderen Gruppen, also Ihre übrigen Verbündeten?

Das ist gültig für alle mit uns integrierten Gruppen, die unsere Verbündeten sind.

Islamische Front, Islamische Armee?

Die sind alle mit uns. Wir alle sind die „Al Nusra-Front“. Eine Gruppe wird gebildet und nennt sich „Islamische Armee“, oder „Fateh Al Scham“. Jede Gruppe hat einen eignen Namen, doch der Glaube ist einheitlich. Der generelle Name ist „Al Nusra-Front“. Eine Person hat z.B. 2000 Kämpfer. Dann bildet sie aus dieser eine neue Gruppe heraus und nennt diese „Ahrar Al Scham“. Brüder, deren Glaube, Gedanken und Ziele identisch mit der „Al Nusra-Front“ sind.

Ist das Ihre eigene Meinung oder auch Meinung der höheren Führungsebenen?

Das ist die allgemeine Meinung. Aber wenn ein Mensch zu Ihnen kommt und aus Dir einen ‘moderaten Kämpfer’ macht und Dir Essen und Trinken anbietet, akzeptieren Sie das oder nicht?”

Syrienexperte Professor Günter Meyer von der Universtität Mainz im Interview im Wiesbadener Kurier vom 6.8.2016: “Interviewer: Ein Brandherd ist dieser Tage Ost-Aleppo…. Meyer: ja. Allerdings ist die mediale Berichtserstattung darüber häufig sehr einseitig. So z.B., wenn der Spiegel titelt: ‘Die Islamisten sind Aleppos letzte Hoffnung‘. Die Dschihadisten der Al-Kaida angehörenden Nusra-Front und der nicht minder brutale Ahrar al-Scham haben die von der UN ausgehandelte Waffenruhe genutzt, um den Osten Aleppos militärisch massiv aufzurüsten. Diese ultra-radikalen Kämpfer geben dort das Kommando, nicht etwa moderate Rebellen, wie in vielen Medien immer wieder zu lesen ist. Wie in anderen vom Regime belagerten Städten benutzen die Dschihadisten auch hier die Zivilbevölkerung als Schutzschilde und verhindern, dass sich die Einwohner in Sicherheit bringen können.”.

Wie die britische Nachrichtenagentur Reuters in dem Artikel “Syrian rebels get new rockets from foreign states: commander” Ende September 2016 meldete, erhält die Rebellenkoalition von Ostaleppo, Syrien, neue Waffen gegen die Offensive der syrischen Regierung und ihrer russischen Verbündeten. Dabei würden neue Grad-Raketen beziehungsweise Raketenwerfer mit einer maximalen Reichweite von 22 beziehungsweise 40 Kilometern geliefert, wie Reuters mit Bezug auf einen Rebellenkommandanten berichtet. Bereits in der Vergangeheit hätten die Rebellen über ein von den USA unterstütztes Koordinationszentrum in der Türkei Grad-Raketen mit einer Reichweite von 20 Kilometern erhalten, um eine Offensive Syriens und Russlands in Aleppo zurückzuschlagen.

Reuters: “Foreign states have given Syrian rebels surface-to-surface Grad rockets of a type not previously supplied to them in response to a major Russian-backed offensive in Aleppo, a rebel commander told Reuters on Wednesday. […] Rebel groups fighting under the Free Syrian Army banner have received military aid from states opposed to President Bashar al-Assad via a U.S.-backed coordination center in Turkey.“.

Wie bereits in dem Artikel “Seymour M. Hershs Syrien-Giftgas-Artikel auf deutsch” sowie weiteren Beiträgen angemerkt, war die syrische Assad-Regierung nach Expertenangaben nicht für den Giftgasangriff mit dem Nervengift Sarin in Ghouta bei Damaskus verantwortlich. Wenige Monate nach dem Angriff veröffentlichten US-Wissenschaftler vom renommierten Bostoner MIT und den Tesla Laboratories einen entsprechenden Bericht (“Possible Implications of Faulty US Technical Intelligence in the Damascus Nerve Agent Attack of August 21, 2013“). Die beiden Experten – der frühere UN-Waffeninspektor Richard Lloyd und der MIT-Professor Theodore A. Postol – waren eigentlich vor ihrer Untersuchung davon ausgegangen, dass Assads Truppen für die Giftgasattacke verantwortlich waren. Dann fanden sie genau das Gegenteil heraus.

Wikipedia: “Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte“. Zitat: “Unter Kritik geriet die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte im Herbst 2011, als zahlreiche Medien, darunter CNN, eine auf einem Bericht vom SOHR beruhende Falschmeldung verbreiteten, nach der in der Stadt Hama neugeborene Säuglinge in Brutkästen gezielt getötet worden seien, indem das syrische Regime die Stromversorgung des Krankenhauses unterbrochen habe. Während CNN als Quelle für seine Falschmeldung die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte angab, zitierte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte auf ihrer Internetseite daraufhin CNN als ihre Quelle. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte stellte in weiterer Folge klar, dass sie nicht behauptet habe, dass die Unterbrechung der Stromversorgung absichtlich herbeigeführt worden sei. Fakt sei aber, dass die Kinder in den Brutkästen starben.”.

Nachdenkseiten: “‘Die Perfidie ist, dass diese Fluchtbewegungen politisch instrumentalisiert werden’“. Zitat: “Die Lage ist hart, das Elend groß. Besonders für die Syrer auf der Flucht. 4 Millionen von ihnen sind in Nachbarstaaten geflohen, weitere 7 sind innerhalb Syriens auf der Flucht. Die Perfidie ist, dass diese Fluchtbewegungen politisch instrumentalisiert werden. Der innersyrische Konflikt wurde zu einem regionalen und schließlich zu einem internationalen Stellvertreterkrieg ausgeweitet. Dort, wo Menschen flohen, zogen bewaffnete Gruppen ein, die bis heute regional und international unterstützt werden. Und dann hieß es, die syrische Regierung hat keine Kontrolle mehr und ist ohnehin die ‘Wurzel von allem Bösen’ in Syrien, wie es gerade erst wieder ein Sprecher des US-Außenministeriums erklärte. Syrien wird zu einem ‘failed state’ erklärt, in den man humanitär und militärisch eingreifen kann. […] Und dass es sich hier um einen Stellvertreterkrieg handelt, wird klar, wenn man versteht, dass der sogenannte Islamische Staat, der vor Ort „Daish“ genannt wird, anders als in unseren Leitmedien gern verbreitet, alles andere als aus dem Nichts aufgetaucht ist. Regionale und internationale Sponsoren stehen hinter ihm, sodass er offenbar über unerschöpfliche finanzielle Ressourcen verfügt. Diese Sponsoren benutzen die Kämpfer, um die Nationalstaaten zu zerstören, die vor 100 Jahren in der Levante gegen den Willen der damaligen Bevölkerung geformt worden waren. Damals ging es um die kolonialen Interessen von Großbritannien und Frankreich, heute geht es um die Sicherung von Rohstoffen für die von den USA angeführte westliche Welt. Der Zorn der Golfstaaten auf die unabhängige Politik, die in Syrien verteidigt wird, schlägt sich nieder in der Bewaffnung und Ausbildung von irregulären Kampfgruppen, die von ‘Daish’ dominiert werden. Der gesellschaftliche Boden, der sie nährt, ist Armut.”.

Die vielen Paten von Syrien: “Am 15. Januar 2012 wird Perabo in der deutschen Zeitung ‹Süddeutsche› vorgestellt. Er würde Geld sammeln «für junge syrische Aktivisten, die gegen das Assad-Regime kämpfen» erklärt er und stellt feierlich fest: «Was wir machen ist ganz klar eine politische Intervention.» […] Gemäss Perabo würde das deutsche Geld an «Aktivisten in Europa» überreicht, die es dann an «Aktivisten in der Türkei» geben würden, von wo es dann über die Grenze nach Syrien geschmuggelt würde. Der Journalist will es jetzt wissen: «Kannst du garantieren, dass von dem gespendeten Geld keine Waffen gekauft werden?» Dazu meint Perabo überraschend entspannt: «Das kann man nie zu 100 Prozent garantieren.» […] «Wir finanzieren grundsätzlich nur Komitees, die sich für den unbewaffneten Widerstand ausgesprochen haben», schwärmt er und berichtet, wie die «lokalen Komitees» sich vor den Demonstrationen überlegen würden, «aus welcher Moschee sie nach dem Freitagsgebet herausmarschieren» würden. Moschee? Diese Frage war naheliegend: «Fördert ihr auch Islamisten?» Perabo hat auch dafür eine passende Antwort: «Die Komitees repräsentieren die syrische Gesellschaft, und gläubige Muslime sind ein Teil dieser Gesellschaft.» Fragen, die nie gestellt wurden: Warum waren aber bereits damals regelmässig, ausgerechnet nur Moscheen und ausgerechnet nur von der einen Sekte der Ausgangspunkt der Agitationen?  […] Am 21. Januar 2016 schliesslich, lässt Perabo jegliche Vortäuschung pazifistischer Prinzipien fallen und scheint sich von nun an der Mobilisierung der Mittelklasse für den brutalen, imperialistischen Angriffskrieg (auch als «koloniale Verantwortung» bekannt) verschrieben zu haben. «Pseudopazifisten», lautet der Titel seines wahrlich frustriert tönenden Meinungsartikels für die ZEIT. «Mit ihrer einseitigen Kritik an westlichen Interventionen macht sich die Friedensbewegung unglaubwürdig», wettert der AaR-Pate schon im Untertitel. «Fassbomben» würden aus Helikoptern über «Bäckereien, Krankenhäusern, Wohngebieten» abgeworfen und russische Luftangriffe würden «Krankenhäuser, Marktplätze und Wohnviertel» treffen. Sobald «Syrer eine Flugverbotszone fordern», würden sie «aus dem Friedenslager als Helfershelfer eines westlichen Regimes verunglimpft», jammert der Pate, der offensichtlich mit anderen Syrern gesprochen hat, als beispielsweise meine Wenigkeit. Es brauche eine Friedensbewegung, «die Impulse setzt, statt sich zu verweigern». […] Beim Bundespressekonferenz-Auftritt von Eheme, Ibrahim und Perabo wurde AaR offiziell lanciert. Ende 2011 wurde das Projekt auf den Weg gebracht, um nach eigenen Angaben über «Revolutionspatenschaften» Geld zur Unterstützung der «gewaltfreien Teile der syrischen Opposition» zu sammeln. Alle der damals auf dem Podium auch als Vertreter dieser Kampagne Aufgetretenen haben sich damals schon und/oder seitdem öffentlich für die Bewaffnung vom Regierungsgegnern und/oder eine westliche Militärintervention ausgesprochen.”.

Der Standard: “Türkei: Beweise für Waffenschmuggel nach Syrien“. “Eine regierungskritische Zeitung in der Türkei wirft dem Geheimdienst MIT versuchten Waffenschmuggel an Rebellengruppen im benachbarten Bürgerkriegsland Syrien vor. Die Zeitung “Cumhuriyet” veröffentlichte am Freitag Fotos von Granaten, die im Jänner vergangenen Jahres auf einem Lastwagen bei Adana in der Nähe der syrischen Grenze entdeckt wurden. Damals hatte die Staatsanwaltschaft mehrere Lastwagen stoppen lassen und dann festgestellt, dass sie in Begleitung von MIT-Agenten auf dem Weg nach Syrien waren. Offiziell handelte es sich um eine Lieferung humanitärer Hilfsgüter.”.

Die Journalistin und Syrienexpertin Karin Leukefeld in dem Artikel („Ausgeblendete Wahrheit„) vom 6. Oktober 2016 bei Junge Welt: „Todenhöfer-Interview authentisch. Westen rüstet Islamisten in Syrien aus […] Das Interview sei authentisch, sagt ein Kollege der libanesischen Tageszeitung Al-Safir im Gespräch mit junge Welt. Oppositionelle und Armee in Aleppo hätten bestätigt, dass der deutsche »ehemalige Parlamentsabgeordnete« (Todenhöfer) »bei Ramussa« im Süden Aleppos durch die Verteidigungslinie der syrischen Streitkräfte in das Gebiet unter Kontrolle der Nusra-Front (heute: »Jabha Fatah Al-Scham«, Front zur Eroberung der Levante) gefahren sei. »Ohne militärische Begleitung, auf eigenes Risiko.« […] Tatsächlich gibt es eine Fülle an Berichten nicht nur über Waffenlieferungen, sondern auch über ausländische Militärs und Geheimdienstler in den Reihen bewaffneter Gruppen in Syrien. Der saudische Außenminister Adel Al-Dschubeir antwortete auf die Frage der BBC-Reporterin Lyse Doucet (7.9.16), warum Saudi-Arabien die »Armee der Eroberung« bewaffnet und damit die Lage um Aleppo eskaliert habe: »Militärisch haben wir die Oppositionsgruppen unterstützt und werden das weiter tun.« „.

Mehr zu Syrien und der Rolle des Westens, der NATO, der USA, Deutschlands auch hier:
Syrien 2011 – Wer den Krieg wirklich anzettelte
Türkei marschiert gemeinsam mit Al Kaida in Dscharablus in Syrien ein
In Aleppo kämpft Al Qaida, unterstützt von den USA, Deutschland, Türkei, Saudi-Arabien und Katar
US-Wissenschaftler: Syrische Regierung nicht für Ghouta-Chemiewaffeneinsatz verantwortlich
Seymour M. Hershs Syrien-Giftgas-Artikel auf deutsch
Syrien-Experte Prof. Meyer: Gefälschte Videos – “So eine Form von Desinformation habe ich noch nie erlebt”
Syrien: Mit USA verbündete “moderate Rebellen” schneiden 11-jährigem Jungen vor laufender Kamera Kopf ab
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23 Kommentare

  1. Den Abschnitt „“Am 15. Januar 2012 wird Perabo in der deutschen Zeitung ‹Süddeutsche› vorgestellt. […]“ habe ich eben noch hinzugefügt. Man könnte natürlich etliches noch hinzufügen, beispielsweise zur Propaganda.

  2. Interessant finde ich im Moment auch die „Schlacht um Mossul“ im Irak. Es drängt sich mir der Eindruck auf, dass man Daesh aus Mossul vertreiben möchte – aber am liebsten in Richtung Syrien! Man will Syrien unter Assad und Russland weitere Probleme bereiten! Und immer noch unterstützt der Westen im „Kampf um Aleppo“ die Terroristen! Da werden weiter Waffen und mediale Unterstützung gewährt.
    Ist schon erstaunlich:

    Im Irak unterstützt man den Irak gegen Terroristen!

    In Syrien unterstützt man die Terroristen gegen den syrischen Staat!

    1. P.S.

      Bombenangriffe auf Mossul sind trotz fast 1 Million Einwohner, zum grossteil von Daesh als Geiseln gehalten, OK – Bombenangriffe auf Aleppo mit von Terroristen festgehaltenen Zivilgeiseln ein Kriegsverbrechen!
      Es kommt wohl darauf an wer bombt! Und nebenbei: woher kommen die vielen verlegten Minen um Mossul? Vielleicht von Saudi-Arabien mit in Deutschland produzierten Minen?

  3. Ich kann wirklich Hass bekommen, wenn ich Merkel etc. oder unsere „Medien“ höre! Am Terror in Aleppo ist natürlich immer nur Russalnd oder Assad schuld – kein Wort über die Unterstützung der sogenannten „Rebellen“(Terroristen) die immer wieder alle Möglichkeiten zu einem Waffenstillstand torpedieren und sich gerade dann mit neuen Waffen aus den USA oder Saudi-Arabien (Made in Germany) versorgen! Nein, die werden sogar weiter mit Waffen beliefert und verhindern jede Friedensinitiative und jedes Angebot der Assad-Regierung! Ich habe von Merkel noch nie die Aufforderung an die „Rebellen“(Terroristen) gehört, sich einem Waffenstillstand anzuschliessen!
    Kein Wähler in der BRD hat Merkel für die Unterstützung von Terroristen gegen einen gewählten Regierungschef gewählt!!

    1. Die Terroristen in Aleppo gesteht Merkel mittlerweile ein: „Merkel kritisierte, die Bombardierungen, für die auch Russland Verantwortung trage, seien unmenschlich und grausam für die Bevölkerung. Sie glaube nicht, dass es bei den Angriffen auf Aleppo gelinge, Terroristen von friedlichen Menschen zu trennen, sagte sie mit Blick auf die Argumentation Putins.“ http://www.t-online.de/nachrichten/ausland/krisen/id_79314162/krisen-gipfel-mit-putin-merkel-nennt-aleppo-angriffe-unmenschlich-.html Die Geiselnahme lohnt sich also …

  4. Wie inzwischen bekannt, nutzen die „Rebellen“(Terroristen) die Waffenpause der syrischen Armee zur Aufmunitionierung durch USA und Saudi-Arabien (Made in Germany) und zum Terrorkampf gegen die syrische Armee und die Bewohner Aleppo’s! Es gibt keine Aufforderung vom Westen (Obama, Merkel, Hollande etc.) damit aufzuhören!

  5. Hat Merkel jetzt Syrien offiziell den Krieg erklärt, wenn man sogar gegen Unterstützer des syrischen Staates mit Sanktionen vorgehen will??? Will Merkel, aus welchen Gründen auch immer, langfristig einen Krieg mit Russland anheizen???

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