Die Tagesschau inszeniert sich als Instanz letzter Wahrheit, doch unser Autor glaubt ihr kein Wort.
Man gestatte mir bei dieser Gelegenheit eine kleine eher philosophische Vorbemerkung: Seit ein außergewöhnlich platter und zugleich außerordentlich mächtiger Amerikaner alles als Fake News bezeichnet, was ihm nicht in den hässlichen Kram passt, seitdem werden wir unaufhörlich mit irgendwelchen Faktenchecks und ähnlichen journalistischen Wahrheitsversprechen traktiert. Offenbar hängt man dem Glauben an, die Welt erkläre sich aus einer Anhäufung von Tatsachen und, noch absurder, Tatsachen seien eine Art Absolutum des Wissens. Nur zur Erinnerung: Der Begriff „Fakten“ gründet im lateinischen Factum: das Gemachte. Dem entspricht seit dem 18. Jahrhundert im Deutschen „die Tatsache“. Die Tatsache ist eine Sache, die durch handelnde Bewusstseine, vulgo: Menschen, zu einer solchen gemacht wird. Sehr grob zusammengefasst definiert sich Moderne überhaupt über ihre kritische Reflexionsarbeit, derzufolge Wahrheit stets „gemacht“ und geworden ist, in laufenden Prozessen steht und von bestimmten Verständigungsprotokollen geprägt wird. In diesem Verständnis ist das Wirkliche nie das Gewisse und gerade deshalb zuverlässig ein Problem. Man muss an solche elementaren Voraussetzungen erinnern, wenn man den gefährlichen Wahn der neuen Wahrheitspopulisten ermessen will. Sie erheben Anspruch auf ein Wissen, das der Kritik entzogen ist, und kriminalisieren jede Gegenmeinung.
Den ARD-Faktenfinder Patrick Gensing darf man als ausgezeichnetes Beispiel für die Verblendung bezeichnen. Am 29. März zieht er zu Felde gegen die CDU-Abgeordnete Vera Lengsfeld, die via Twitter zur Unterzeichnung einer Online-Petition aufgerufen hatte, die fordert, alle Maßnahmen gegen die Corona-Epidemie zurückzunehmen.
„Die derzeitige durch das Corona Virus Covid19 hervorgerufene Grippewelle ist nachweislich weit weniger gefährlich als andere Grippewellen, was man zum Beispiel an den Fallzahlen ablesen kann, die das Robert Koch Institut (RKI) täglich bekannt gibt. Demnach lag am 25. März 2020 die Anzahl der Infizierten bei 31.554, die Zahl der Todesfälle bei 149“, heißt es in jener Petition. Patrick Gensing kontert messerscharf: „…aus den Fallzahlen vom 25. März (lassen sich) keine generellen Rückschlüsse ziehen, wie gefährlich Covid19 ist.“
Allerdings nannten die Initiatoren der Petition diese Zahlen nur als Beispiel. Dann verweist der Faktenfinder auf die Experten, deren Expertise allerdings gerade infrage steht. Diese Experten behaupten laut Gensing, dass man erst am Anfang einer Pandemie stehe und „dass es eine beträchtliche Dunkelziffer bei den Infizierten gebe und sich auch die Zahl der Todesopfer noch dramatisch erhöhen könne“. Das ist nicht die Lösung, sondern das Problem: Diese Experten haben Sars-CoV-2 zu einem besonders gefährlichen Virus erklärt, das sich rasend schnell ausbreitet und extrem viele Menschenleben kosten wird. Beides ist längst widerlegt. Die Experten haben auf der Grundlage einer außerordentlich diffusen Datenlage und auf der Grundlage eines Tests, der weder zugelassen noch erprobt ist und jede Menge Fragen offen lässt, Schätzungen abgegeben. Doch beispielsweise die hohen Mortalitätsraten in Wuhan wurden längst erheblich relativiert.
Mortalitätsraten lassen sich nur feststellen in Relation zu der Gesamtheit der Erkrankten. Und wie wir mittlerweile ahnen, ist eines der großen epidemiologischen Probleme dieses Virus, dass es nur in relativ wenigen Fällen zu einer nennenswerten Erkrankung führt. Bei über 80 Prozent der Infizierten wird man keine oder allenfalls sehr moderate Symptome finden. So hat man später in Wuhan festgestellt, dass sehr viele Menschen – unerkannt und ungetestet – infiziert waren und insofern die Anzahl der Toten im Verhältnis zur Zahl der Infizierten vermutlich eher denen einer nicht einmal außergewöhnlichen Grippewelle entspricht. Kurzum, eine seriöse epidemiologische Quantifizierung könnte erst stattfinden, wenn auf einem bestimmten Feld (Stadt, Land, Erdteil) alle Menschen mit einem zuverlässigen Test auf das Virus getestet werden.
Selbst Patrick Gensing müssten solche Relationierungen von „Tatsachen“ eigentlich geläufig sein. Wenn er schon die Problematik des zur Verfügung stehenden Tests beiseite lässt, dann müsste er dennoch eingestehen, dass in Deutschland allenfalls ein Prozent der Bevölkerung getestet wurde. Wobei außerdem vor allem Menschen mit Symptomen oder solche, die mit positiv Getesteten Kontakt hatten, getestet werden. Nicht zu vergessen, dass die „Positiven“ keineswegs krank sein müssen. Woraus sich auch einigermaßen schlüssig ergibt, dass mit der Zahl der Tests auch die Zahl der Infizierten, aber nicht notwendig Kranken steigt.
Da aber niemand weiß, wie viele Menschen getestet wurden und wie viele Tests mehr in den letzten Wochen gemacht wurden, erscheint es höchst spekulativ, aus der erhöhten Zahl der positiv Getesteten auf eine bedrohliche Ausbreitung der Pandemie zu schließen. Bei einer Influenza-Welle zählen ja auch nur die mit Symptomen Erkrankten und dann auf Influenza-Erreger Getesteten. Würde man nur die an Covid-19 mit deutlichen Symptomen Erkrankten zählen, ergäbe sich ein deutlich harmloseres Bild. Das Problem ist nur: Niemand zählt so, und Tagesschau & Co. unterschlagen diese Kleinigkeit in einer geradezu unanständigen Weise.
So werden also aus schiefen Rechenmodellen Tatsachen gemacht. Oder umgekehrt: Außerordentlich dunkle Daten werden so geschliffen, bis sie ins Narrativ einer menschheitsbedrohenden Pandemie passen. Offenbar können unsere Tagesschau-Faktenchecker gewissermaßen von Natur aus nicht mit vieldeutigen Informationen umgehen. Deshalb „widerlegt“ Gensing jetzt auch die Zahlen die jene Petition ins Feld führt, dass nämlich frühere Influenzaepidemien laut Robert-Koch-Institut zu etwa 25.000 Toten in einer „Grippesaison“ geführt haben. Erstens seien die nur geschätzt, und zweitens wäre das die „absolute“ Ausnahme gewesen, nämlich im Winter 17/18.
Sonst wären ein paar Hundert Tote die Regel. So wie im Winter 16/17, in dem das RKI von ca. 22.600 Toten ausgeht oder dem Winter 14/15, wo es bloß 21.300 gewesen sein sollen? Schlappe 20.700 werden 12/13 gemeldet. Ja, die Fakten. Aber es sind ja gar keine Fakten – laut Gensing, sondern bloß Schätzungen. Warum es Schätzungen sein müssen, darüber ist sich das RKI weltweit mit allen Epidemologen einig: Kaum ein Totenschein nennt Influenza als Todesursache, sondern da ist die Rede von Lungenversagung, Atemstillstand etc. Insofern ist man weltweit darin übereingekommen, dass man die Zahl der Influenza-Toten nur mittelbar berechnen kann. „Übermortalität“ heißt die Rechnung.
Gensing erwähnt sie, aber er versäumt zu erklären, warum man nur auf diese Weise die Zahl von Influenza-Toten ermitteln kann. Genau das führte uns aber ins Herz der aktuellen Problematik: Auf einmal wird das neue Corona-Virus zur Todesursache bei allen Toten, die das Virus hatten. Die überwältigende Zahl der heute angeblich an Corona Gestorbenen war aber nicht nur im biblischen Alter (Altersmedian in Deutschland 82 Jahre), sondern hatte meist auch erhebliche Vorerkrankungen. Sie wären nicht als Tote einer Virus-Infektion in die Statistik eingegangen.
Dann hat Gensing aber noch ein zentrales Problem entdeckt: „Gegen Influenzaviren gibt es bei vielen Menschen eine Grundimmunität, zudem stehen Impfstoffe zur Verfügung. Dies ist bei Covid19 nicht der Fall: Weder ist eine nennenswerte Zahl von Personen immun – und durch die fehlenden Gegenmittel sind die Menschen dem Virus schutzlos ausgeliefert.“ Welche Grundimmunität soll es bei vielen Menschen geben, und was soll das sein? Und wie viele Menschen sind denn gegen Influenza geimpft – mal ganz abgesehen davon, dass eine Impfung nur einen sehr beschränkten Schutz gewährt? Schließlich stellt man sich die Frage, wie kann es dann mal zu über 20.000 Toten in einer Saison kommen, wenn es doch Impfungen und „Grundimmunität“ gibt? Und wie lange Infizierte anschließend immun sind, darüber weiß bislang kein Experte Bescheid. Dafür haben wir ja unsere Fakten Checker.
„Auswertungen aus anderen Ländern zeigen: Bei 80 Prozent der Infizierten verläuft Covid19 relativ leicht, bei rund 15 Prozent schwer und bei weiteren fünf Prozent kritisch“, behauptet Gensing. Auf welche Auswertungen bezieht er sich eigentlich? Mit einiger Sicherheit darf man sagen: Gensings „Auswertungen“ und die Zahlen der sonderbar unscharf definierten drei Erkrankungsgrade sind frei erfunden. Bei aktuell 62.000 positiv Getesteten müssten laut Gensing 9.300 hospitalisiert sein und 3.100 in intensivmedizinischer Behandlung. Davon kann keine Rede sein. Es sind aktuell ca. 4.300 Menschen hospitalisiert und 1.124 werden intensivmedizinisch betreut.
Die Schätzungen der Zahl von 25.000 Influenza-Toten des RKI während der Influenza-Saison 2017/18 beruhen auf ziemlich genau dokumentierten Zahlen. Demnach gab es im Zeitraum der Grippewelle von 15 Wochen (52. KW 2017 bis 14 KW 2018) 334.000 labordiagnostisch bestätigte Fälle und ca. 60.000 Fälle von Hospitalisierung. Neun Millionen Mal wurden Arztpraxen wegen Influenza aufgesucht. Ich kann mich nicht erinnern, dass die Tagesschau damals je darüber gesprochen, geschweige denn irgendwelche auch nur bescheidene Maßnahmen gefordert hätte.
Andererseits gäbe es eine ziemlich plausible Möglichkeit, wenigstens annährend die Zahl der akut an Covid19 Erkrankten und nicht bloß Infizierten festzustellen. Man konsultiere nur den „Wöchentlichen Arbeitsbericht der Influenza Arbeitsgruppe des RKI“:
„Die Aktivität der akuten Atemwegserkrankungen (…) in der Bevölkerung (GrippeWeb) ist in der 12. Kalenderwoche (KW) 2020 bundesweit gesunken. Im ambulanten Bereich wurden bei Erwachsenen mehr Arztbesuche wegen ARE im Vergleich zur 11. KW 2020 registriert, die Werte in den Altersgruppen der Kinder gehen seit zwei Wochen deutlich zurück. Im Nationalen Referenzzentrum (NRZ) für Influenzaviren wurden in der 12. KW 2020 in 85 (42%) von 204 Sentinelproben respiratorische Viren identifiziert, darunter vier Proben mit Influenza A(H1N1)pdm09-, 26 Proben mit Influenza A(H3N2)- und zehn Proben mit Influenza B-Viren. Die Influenza-Positivenrate ist im Vergleich zur Vorwoche gesunken und lag bei 20%. In der 12. KW ist in drei von 193 untersuchten Sentinelproben (1,6%) SARS-CoV-2 identifiziert worden. (…) Seit der 40. MW 2019 wurden insgesamt 177.009 labordiagnostisch bestätigte Influenzafälle an das RKI übermittelt. Bei 16% der Fälle wurde angegeben, dass die Patienten hospitalisiert waren.“
Und hier das Ganze noch mal als anschauliche Karte:
Mit anderen Worten: Trotz einer nicht unerheblichen Anzahl von Influenza-Fällen, die bei Weitem die Zahl der Corona-Kranken übersteigt, sinkt die Zahl der insgesamt an ARE Erkrankten deutlich seit dem 16. März.
Erstaunlich, wie unser Faktenfinder hohe Zahlen von Influenzakranken in früheren Jahren kurzerhand und fälschlich zur absoluten Ausnahme erklären, dann als bloß geschätzt abtun und schließlich, die akuten Influenza-Zahlen entschlossen übersehen. Im Gegenzug ziehen sie bei Sars-CoV-2 aus komplett unvollständigen und undeutlichen Daten hochproblematische Schlüsse, die sie als Tatsachen verkaufen.
Angesichts der „Tatsache“, dass es sich hier nicht um einen Gelehrtenstreit handelt, sondern um eine politische Argumentation, die den globalen Ausnahmezustand zur Folge hat, darf man – auf valider Datengrundlage – von einem Höhepunkt medialen Irrsinns sprechen. Die Sache hat nur ein Gutes: Je mehr Blödsinn dieser Art man lesen muss, desto klarer wird, dass nur noch die „Wahrheit“ des Rudels gilt. Das ist nicht neu, aber es war noch nie so schlimm. Man hatte die Mainstream-Medien fast schon abgeschrieben.
Mit Sars-CoV-2 kommen sie triumphierend zurück. Doch es ist nicht ausgeschlossen, dass am Ende das Virus sie endgültig erledigt.
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Dieser Beitrag erschien zuerst im Rubikon-Magazin.
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