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Psychologe Harald Haas: Corona-Kampf statt Bürgerrechte: „Der normale Mensch wird gefährlich“

Interview: ‚Corona-Kampf statt Bürgerrechte: „Der normale Mensch wird gefährlich“‘:

„Harald Haas beobachtet und erforscht seit vielen Jahren Phänomene der Massenpsychologie. Hörigkeit und vorauseilender Gehorsam großer Gruppen gegenüber ihren Regierenden sei ein Mechanismus, der nur schwer erkennbar und noch schwerer zu stoppen sei. Entwicklungen in diese Richtung seien bei uns bereits zu beobachten. 

Zur Bekämpfung des Coronavirus hat die Regierung tief in die persönliche Freiheit der Bürger eingreifende Maßnahmen verordnet. Maßnahmen, die bei vielen auf fast bedingungslose Akzeptanz stoßen. Überrascht Sie diese Loyalität?

Harald Haas: Eher nicht. Die Massenpsychologie lehrt uns spätestens seit Le Bon, dass sich Menschen vor allem in Krisenzeiten, unter dem Eindruck einer Bedrohung, zu einer uniformen Masse zusammenschließen. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Bedrohung objektiv vorhanden ist, oder nur als solche wahrgenommen wird, vielleicht auch nur konstruiert ist. Besonders gut funktioniert dieser ungemein starke massenpsychologische Mechanismus mit einer Bedrohung, die als unbekannt, also neu wahrgenommen wird. Etwa ein Virus wie das Coronavirus.

Und wie?

Die Masse schafft Gleichheit unter ihren Mitgliedern, wenn man so will, dann sind vor dem Virus alle Menschen gleich, auch das eint. Wesentlich sind die Ängste und Erwartungen der Mitglieder. Je reifer die Gruppe, desto niedriger das Angstpotential, wobei mir dieses Angstpotential in der gegenwärtigen Situation als ziemlich hoch erscheint. Vernunft und rationales Handeln können wir folglich nur sehr begrenzt erwarten, das Unbewusste regiert. Hat sich so eine Masse gebildet, folgt sie nahezu unbedingt jedem Führer, der ihr suggerieren kann, er sei ihr Heilsbringer, ihr Schutz vor der Gefahr genauso wie vor ihrem Zerfall.

Und deshalb gibt man gleich seine Freiheit auf? Klingt schon sehr einfach.

So ist es aber. Die Identität der Masse ist mehr als die Summe ihrer Teile. Massen entwickeln eine eigene Identität, eine eigene Persönlichkeit, ihre Mitglieder geben ihre Ich-Identität weitgehend auf und verschmelzen zu einem neuen Ganzen. (…)

In Österreich hat die Regierung entschieden, dass Selbstisolation der beste Weg zur Bekämpfung der Corona-Pandemie ist. Menschen, die das bezweifeln oder sich – wenn auch geringfügig – nicht an die Vorgaben halten, werden inzwischen als Feinde der Gemeinschaft bloßgestellt. Öffentlich. Von Medien, oder in sozialen Netzwerken. Warum?

Massen müssen sich nach außen hin abschotten, um ihre Massenidentität zu bewahren. Jede Art von Abweichlertum wird daher aus einer inneren Logik heraus sanktioniert. Die Masse sucht sich dafür Sündenböcke, die sie an den Pranger stellen kann, um Einheit zu gewährleisten. Auch im Fall der aktuellen Pandemie lässt sich das beobachten. Ein zutiefst gehässiges Denunziantentum hat begonnen, sich zu zeigen und ungeniert jene zu verfolgen, die aus irgendwelchen Gründen heraus die behördlich verfügten Zwangsmaßnahmen nicht befolgen. Sie zeigen, dass die Schicht unserer Kultur nur eine verhältnismäßig dünne ist. Ich nenne diese Aufpasser ‚Corona-Blockwarte‘.

Harald Haas (Jg. 1965), ist Psychologe und Politologe.

Vergleichen Sie dazu auch: Videos: Experten fordern Ende der Corona-Notstandsmaßnahmen und Illegales Kontaktverbot – Es ist ein Staatsstreich.

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