Am Samstag gingen in Mariupol im Osten der Ukraine Raketen in einem Wohngebiet nieder, viele Menschen wurden getötet oder verletzt. Die ukrainischen Regierung wie auch die ostukrainischen Rebellen beschuldigen sich gegenseitig wegen des Raketenangriffs. Die OSZE sieht die Schuld wohl bei den Rebellen. Richtig bewiesen ist hier aber eigentlich nichts. Möglicherweise handelt es sich bei dem Ereignis um einen Querschläger eines Angriffs der Ostukrainer auf eine Stellung des für die ukrainische Regierung kämpfenden Nazi-Bataillons „Asow“, die 400 Meter entfernt liegt und an diesem Tag mehrmals beschossen wurde.
Dieser Krieg in Europa, in der Ukraine, der auf den Kiewer Februar-Putsch folgte, hat mittlerweile mehr als 5000 Menschenleben gekostet. Hunderttausende Menschen sind auf der Flucht. Zu den Toten kommen jetzt also wieder in Mariupol viele hinzu. Wie so oft forderte dieser Krieg wieder zivile Todesopfer im äußersten Osten der Ukraine. Doch die Anteilnahme der „westlichen Seite“ daran ist bestenfalls geheuchelt, der Tod der Menschen in Mariupol ist der pro-Kiewer Seite herzlich willkommen.
Der Raketentreffer versetzte sowohl die ukrainische Regierung als auch ihre deutschen Verbündeten – allen voran die Presse – in Hochstimmung. Zwischen den Zeilen der Medien schimmerte es deutlich hervor: Endlich, endlich hatte man etwas Greifbares, das man den Ostukrainern anhängen konnten. Endlich musste man nicht mehr nur Propagandalügen und -verdrehungen durchschleusen oder selbst erdichten, sondern konnte einen vermeintlich barbarischen Akt der Aggression melden. Die Erleichterung in den Redaktionsstuben, die doch in den letzten Monaten für ihre irgendwo zwischen Inkompetenz und Lügen gelagerte Ukraine-Berichterstattung von ihrern Lesern und Zuschauern massiv gescholten worden waren, war für den aufmerksamen Medienkonsumenten fast schon physisch greifbar.
Jetzt wird also zum Angriff geblasen: Die barbarischen „pro-russischen Separatisten“ (also die Ostukrainer, die den Februar-Staatsstreich in Kiew nicht anerkannt haben und sich gegen die neuen Machthaber wehren) würden Wohngebiete beschießen und sie hätten das sogar offen zugegeben. Tatsächlich hat die deutsche beziehungsweise westliche Presse einfach die Ankündigung einer Offensive durch die militärisch erfolgreicheren „Separatisten“ – nach der vom ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko zuvor noch groß promoteten, aber erfolglosen Offensive der ukrainischen Armee – absichtlich und heimtückisch derart propagandistisch mit dem Raketentreffer von Mariupol vermengt, dass daraus fälschlicherweise ein grausamens, absichtliches Massaker wurde.
Dass die armen Menschen, die in diesem Bruderkrieg – der von der aktuellen Kiewer Regierung begonnen wurde – jetzt in Mariupol getötet wurden, dem Westen oder der Zentralregierung um Poroschenko und Jazenjuk eigentlich scheißegal sind, das dürfte wohl jedem aufgeklärten Beobachter des Konfliktes klar sein. Die vielen Toten, die auf die Kappe der Kiewer Regierung gehen, hat man übrigens bisher lieber nicht so genau gezählt. Weder die an der Front noch die bei Massakern ermordeten.
Die Mariupoler Toten kommen gerade Recht für neue Sanktionen gegen Russland, welches man für die Rebellen verantwortlich macht. Für solche Sanktionen mussten auch schon der immer noch nicht geklärte Abschuss von MH17, die angeblich völkerrechtswidrige Annexion der Krim sowie die angebliche Invasion Russlands in der Ukraine mit hunderten von Panzern herhalten. Skrupel kennen unsere westlichen Politiker – allen voran Angela Merkel – keine, wenn es um ihre eigenen Machtinteressen geht. Unterstützung erhalten sie dabei auf eine besonders widerliche, menschenverachtende Art durch unsere Medien, die wirklich alle Register moderner Kriegspropaganda ziehen.
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