Der chemische Kampfstoff Sarin wurde einer breiten Öffentlichkeit bekannt durch den Sarin-Anschlag der japanischen Ōmu-Shinrikyō-Sekte im U-Bahn-System von Tokio am 20. März 1995. Zur morgendlichen Hauptverkehrszeit wurde in fünf Zügen durch Sektenmitglieder Sarin ausgebracht, dessen Dämpfe sich in den Wagen sowie in den fünfzehn angefahrenen U-Bahnhöfen verbreiteten. 13 Menschen kamen bei diesem Sarin-Giftgasanschlag ums Leben.
2013 kam es im Syrienkrieg in Ghouta, einem Vorort der syrischen Hauptstadt Damaskus, laut Medien angeblich zu einem mörderischen Chemiewaffenangriff bei dem improvisierte, Sarin beinhaltende Geschosse in das Gebieten der Jihadisten-„Rebellen“ gefeuert wurden und hunderte Menschen starben. Zeit Online meldete unter Berufung auf die US-Regierung „mehr als 1429“ Tote (8). Die französische Regierung sprach von 1729 Toten (9). Dieses Ereignis in Ghouta war über Jahre der große, bekannte Giftgasangriff des Syrienkrieges und ist nicht mit dem 2018er Ghouta-Giftgasereignis zu verwechseln.
Der deutsche Syrienexperte Professor Günter Meyer sagte bereits im September 2012 – also knapp ein Jahr vor dem tatsächlichen Angriff in Ghouta am 21. August 2013 – in einem Interview, dass in arabischen Medien über einen kommenden gezielten Anschlag mit chemischen Waffen im Süden Syriens unter falscher Flagge spekuliert wird (10):
„Das Regime hat versichert, dass es niemals chemische oder biologische Waffen verwenden wird. Diese Aussage kann durchaus als glaubwürdig angesehen werden, da der Einsatz von Massenvernichtungswaffen oder sogar die Bewegung solcher Waffen bedeuten würde, die ‚rote Linie‘ zu überschreiten, mit der Präsident Obama drohte. Eine militärische Intervention gegen die syrische Regierung würde die Folge sein.
Allerdings gibt es unbestätigte arabische Presseberichte, wonach NATO-Mächte in Abstimmung mit Saudi-Arabien einen Angriff mit chemischen Waffen im südlichen Syrien vorbereiten, für den das Assad-Regime verantwortlich gemacht werden soll, um eine massive internationale Invasion zu rechtfertigen.“
2013 passierte dann der Giftgasangriff, der so gut zu den Prognosen von 2012 passte. Vielleicht auch aufgrund der schlechten Durchführung der False-Flag-Attacke sahen die Obama-Regierung und ihre Verbündeten dennoch von einer direkten Invasion Syriens ab.
Quelle: Screenshot Voltaire.net
Wenige Monate nach dem vermeintlichen Angriff durch die Syrer veröffentlichten US-Wissenschaftler vom renommierten Massachusetts Institute of Technology und den Tesla Laboratories einen Bericht mit dem Titel “Possible Implications of Faulty US Technical Intelligence in the Damascus Nerve Agent Attack of August 21, 2013“ (11). Die beiden Experten – der frühere UN-Waffeninspektor Richard Lloyd und der MIT-Professor Theodore A. Postol – waren eigentlich vor ihrer Untersuchung davon ausgegangen, dass Syriens Truppen für die Giftgasattacke verantwortlich waren. Dann fanden sie genau das Gegenteil heraus (12).
Der peinliche Fehler der Ersteller der False-Flag-Attacke war, dass die Reichweite der sichergestellten Geschosse, die das Giftgas transportiert haben oder haben sollen, lediglich zwei Kilometer betrug, die syrischen Einheiten jedoch mindestens sechs Kilometer von den Einschlagorten entfernt waren. Dass UN-Inspektoren in der Nähe waren und die Geschosse quasi sofort sicherstellen konnten, lag daran, dass bereits vorher ein Chemiewaffeneinsatz der Syrer behauptet wurde und die UN-Inspektoren zu diesem Zeitpunkt in Syrien und in dieser Gegend waren. Passend dazu erfolgte die vermeintliche Attacke.
Wenn jemand die Giftgasgeschosse abgefeuert hat, dann die „Rebellen“ und ihre Geheimdienstfreunde selbst. Das muss nicht heißen, dass durch diese Giftgasgranaten auch Menschen beziehungsweise eine größere Menge an Personen starben. Giftgasopfer kann man natürlich auch anders „herstellen“. Es ist zu hoffen, dass die meisten der gezeigten angeblich toten Chemiewaffenopfer „nur“ mit Drogen betäubt waren. Es kann sich natürlich auch um bereits vorhandene Tote oder gezielt für dieses Ereignis getötete Menschen handeln. Wie in den Propagandainszenierungen zum Syrienkrieg üblich, wurden vor allem tote Kinder gezeigt.
Der us-amerikanische Investigativjournalist Seymour M. Hersh – Gewinner des Publitzer-Preises und fünffacher Gewinner des George Polk Award – hat in seinem Anfang 2014 erschienen Artikel “Whose sarin?“ sowie seinem darauffolgenden Bericht “The Red Line and the Rat Line. Seymour M. Hersh on Obama, Erdoğan and the Syrian rebels“ aufgezeigt, dass höchstwahrscheinlich der NATO-Staat Türkei und die radikal-islamistische Al-Nusra-Front, der syrische Arm der Al Kaida, als lokale Ausführende hinter dem Ghouta-Giftgasangriff stecken und zur Fälschung einer syrischen Attacke ihr eigenes Sarin benutzt haben (13, 14, 15, 16).
Im Jahre 2015 gab es neue Erkenntnisse zu dem Fall und zwar aus einem Gerichtsverfahren in der Türkei zu Giftgasschmuggel nach Syrien. Das Magazin Telepolis schreibt in dem Artikel “Wer steckt hinter dem syrischen Giftgas-Angriff?” dazu unter anderem Folgendes (17):
“Mehr als zwei Jahre später sitzen am 21. Oktober 2015 zwei türkische Parlamentsabgeordnete an einem Tisch in Istanbul und erzählen ihre Version der Ereignisse. Eren Erdem und Ali Şeker heißen die beiden Co-Vorsitzenden der oppositionellen CHP-Fraktion im türkischen Parlament. Sie wollen neue Beweise vorlegen: Dafür, dass nicht die syrische Armee, sondern dschihadistische Milizen den Angriff ausgeführt haben. Und dafür, dass nicht Assad, sondern der türkische Geheimdienst hinter dem Angriff von Ghouta steckt.
Hintergrund der Pressekonferenz sind Ermittlungen eines Gerichts im südtürkischen Adana. Die Anklage warf dort 13 Türken vor, Giftgas von der Türkei nach Syrien geschmuggelt haben. Doch dem Gericht reichten die Indizien nicht für eine Verurteilung, es ließ die Männer nach drei Monaten wieder frei. Erdem und Şeker hatten nach eigener Aussage Einblick in die Gerichtsakten und kommen bei ihrer Pressekonferenz zu einer ganz anderen Bewertung als das Gericht.”
Verweise
(8) https://www.zeit.de/politik/ausland/2013-09/assad-interview-giftgas
(9) https://www.dailyrecord.co.uk/news/uk-world-news/its-time-use-force-syria-2210357
(10) http://www.nachdenkseiten.de/?p=14560
(11) https://www.voltairenet.org/IMG/pdf/possible-implications-of-bad-intelligence.pdf
(12) http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Syrien1/chemie2.html
(13) http://www.lrb.co.uk/v35/n24/seymour-m-hersh/whose-sarin
(14) http://www.lrb.co.uk/v36/n08/seymour-m-hersh/the-red-line-and-the-rat-line
(15) http://www.voltairenet.org/article182161.html
(16) https://www.lettre.de/beitrag/hersh-seymour-m_rote-linie-rattenlinie
(17) http://www.heise.de/tp/artikel/46/46414/1.html
Mehrteiliger Artikel zu Propagandawaffen
Dieser Artikel ist Teil eines mehrteiligen Artikels zur Propaganda mit angeblichen Chemiewaffenangriffen sowie vorgetäuschten Fassbombenattacken im Syrienkrieg. Hier alle Teile, inklusive Einleitung:
Chemiewaffen und Fassbomben als Propagandawaffen im Syrienkrieg
Giftgas, Fassbomben und Brandbomben
Ghouta-Giftgas-Attacke 2013 mit Ansage
BBC fälschte Napalm-Thermit-Angriff in Aleppo
Der Kindermord
„Sarin-Angriff von Chan Scheichun“
„Duma-Giftgasangriff 2018“
Fassbomben!
Fassbomben und Phosphorbomben!
„Fassbombenangriff auf ein Krankenhaus in Aleppo“
Gaza ist nicht Aleppo
„Luftangriff auf Hilfskonvoi von UN und Syrischer Roter Halbmond“
Kinder in Schutt und Mauerspalten
Selbstenttarnung
Fassbomben mit Zündschnur!
Die vielleicht dümmste Propaganda der Welt
6 Kommentare