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Bruch von Minsk-II: BILD-Reporter postet Video von Bataillon-Asow-Angriff und beschwert sich über Kritik an Angriff

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Ukraine-Konflikt: BILD-Journalist Julian Röpcke hat wieder zugeschlagen. Bei Twitter veröffentlichte der Multimediaredakteur einen Link auf ein Video vom 13.5.2015, welches einen Angriff des ukrainischen Asow-Bataillons (offiziell mittlerweile der ukrainischen Nationalgarde angehörend, tatsächlich unzähligen – westlichen – Medienberichten zufolge eine üble Neonazitruppe – siehe unten) auf angebliche Stellungen in einem Wohngebiet in der Ostukraine zeigt. Röpcke bezeichnet diese Stellungen nicht als Stellungen der meist „prorussische Separatisten“ genannten Ostukrainer, sondern als russische Stellungen („#Footage Intense fighting in #Shyrokyne. Russian positions take heavy hits.“) und behauptet damit erneut, diese Kämpfer seien reguläre russische Soldaten.

Der eigentliche Skandal an dem Tweet des BILD-Journalisten ist aber die Tatsache, dass es sich bei dem gezeigten Angriff (Hier der Link zum Youtube-Video) um einen ganz klaren Bruch des aktuellen Minsk-II-Waffenstillstandsabkommens handelt und dass Julian Röpcke schon einmal vorsorglich über Hinweise auf diese völlig offensichtliche Tatsache – das Asow-Bataillon hat dieses Video der Verletzung der Waffenruhe ja selbst bei Youtube eingestellt – empört ist.

Röpcke schreibt in einem weiteren Tweet: „#FunFact It’s this king of preemptive strikes on Russian attack positions that the OSCE & western govts count as Ukr. ceasefire violations !“. Er beschwert sich, dass „Präventivschläge auf russische Angriffspositionen“ von „der OSZE und wetlichen Regierungen als Verletzungen des Waffenstillstands gezählt“ würden. Mit Ausrufezeichen.

Offenbar ist das eine große Ungerechtigkeit für Julian Röpcke. Angriffe auf die aufständischen Ostukrainer (für ihn „russische Truppen“) trotz des aktuell gültigen Waffenstillstandsabkommens „Minsk II“ sind für ihn völlig legitim und dürften nach Röpcke nicht als Bruch des Waffenstillstandes zwischen den Kiewer Truppen und den Aufständischen gezählt werden. Offenbar hat „der Russe“ sich abschlachten zu lassen und zählt nicht als Kombatant. Oder als Mensch. Oder wie soll man die Äußerungen sonst interpretieren?

BILD-Journalist Röpcke war in den letzten Tagen schon des Öfteren auffällig. Vergleiche die Artikel „Bild-Journalist Röpcke: Russische Siegesparade in Ukraine“ und „“Bekloppter”: Beleidigung durch BILD-Reporter Julian Röpcke“ bei Blauer Bote Magazin. Meedia hat ihm auch einen Artikel gewidmet: „Adieu Conflict_Report: das Bild-Glaubensbekenntnis des Julian Röpcke„. Dort werden auch ein paar schöne Tweets von BILDblog zu dem „Fall Röpcke“ zitiert. Weiterhin erfährt man: Julian Röpcke ist erst seit zehn Tagen bei BILD (seit dem 5.5.2015) und wurde offenbar gezielt von BILD-Chefredakteur Julian Reichelt angeworben. Und zwar wegen seiner tollen Meldungen bei Twitter zu internationalen Konflikten!

Und hier noch das fragliche Video bei Youtube (mit dem gut sichtbaren und in Deutschland verbotenem Nazi-Emblem der ukrainischen Rechtsextremen, die ja mittlerweile in das ukrainische Militär integriert sind):

Noch ein paar Infos zu Bataillon Asow – Ukrainische Nationalgarde:

In dem Artikel „Das Bataillon Asow. Schmutziger Kampf in der Ukraine: Neonazis im Dienst der Regierung“ schreibt der ansonsten eher „freiwilligenregimentfreundliche“ Focus: „Wie der ‚Telegraph‘ berichtet, schickt das ukrainische Militär das rechtsradikale Bataillon an vorderster Front in den Kampf. In der Stadt Marinka seien die Milizionäre noch vor den Panzern der Armee vorgerückt und hätten einen Checkpoint erobert. ‚Das Wichtigste ist, dass wir einen Brückenkopf für den Angriff auf Donezk geschaffen haben. Und wenn dieser kommt, werden wir vorangehen‘, so Bilezki.“.

Die Schweizer Nachrichtenseite 20min.ch schreibt in einem Dossier mit dem Titel „Ukraine setzt Neo-Nazis gegen Separatisten ein“ unter anderem folgendes: „Beim Kampf in der Ostukraine will die Regierung in Kiew offenbar den Teufel mit dem Beelzebub austreiben: Bekennende Neo-Nazi-Gruppen sind an vorderster Front dabei. Die Bataillone heissen Asow, Dnjepr oder Donbass. Es sind Gruppierungen Rechtsextremer, die im Frühjahr 2014 gegründet wurden und die sich zurzeit im Kampf gegen die pro-russischen Separatisten in der Ostukraine hervortun.“.

In dem Telepolis-Artikel „Von der rechtsextremen Miliz Asow zum Polizeichef“ heißt es: „Die EU unterstützt mit einer Mission den Aufbau der Polizei in der Ukraine und muss dabei auch mit dem Ex-Vizekommandeur des Asow-Bataillons zusammenarbeiten. […] Mit der Mission wird auch die Polizeibehörde im Oblast Kiew unterstützt, wo Ende Oktober Vadym Trojan zum Polizeichef ernannt wurde, der aber nicht die Polizei der Stadt Kiew befehligt. Zuvor war er, der auch einige Zeit bei der Polizei gearbeitet hatte, stellvertretender Kommandeur des rechtsextremen Asow-Bataillons, wo Nazi-Symbole offen getragen werden und besonders viele Ausländer kämpfen. Mehr als tausend Ausländer – ‚Söldner‘? – würden bei den Freiwilligenverbänden kämpfen, sagte Generalmajor Rozmaznin gestern.“.

Die Sonntagszeitung (Schweiz. European Newspaper of the Year, immerhin) titelt: „Schweizer Neonazis liefern Geld und Militärkleider an die Front„. Ein Zitat aus dem Artikel: „Im Osten der Ukraine wüten Neonazis. Rechtsextreme Kämpfer der ukrainischen Freiwilligen-Miliz plündern Wohnungen, foltern gefangene Separatisten und verschleppen Medienschaffende. Terror im Namen der Maidan-Revolution. Amnesty International wirft den regierungstreuen Banden gravierende Menschenrechts-Verletzungen vor – unterstützt werden sie auch aus der Schweiz. Recherchen zeigen: Neonazis aus den Kantonen Genf, Waadt, Wallis und St. Gallen pflegen enge Kontakte zu den kämpfenden Extremisten und liefern Geld und Hilfsmaterial an die Front.“. Der Artikel berichtet auch von einem schwedischen Neonazi, der an der ukrainischen Ostfront gefallen ist.

Rechte Söldner in Ukraine. Kiews Problem in den eigenen Reihen„, titelt n-tv. Zitate aus dem Beitrag: „Die Anschuldigungen Moskaus, dass in der Ukraine Faschisten ihr Unwesen treiben und Russen bedrohen, sind nicht völlig unbegründet. Im ‚Asow Bataillon‘ kämpfen sogar Ausländer dafür, den ‚weißen Mann‘ in dem Land zum Sieg zu führen.“ und „So berichtet die britische BBC über einen schwedischen Scharfschützen, der mit dem sogenannten Asow-Bataillon gegen die Separatisten kämpft. Mikael Skilt sei ein ehemaliger Angehöriger der Schwedischen Armee, auf dessen Kopf mittlerweile ein Preisgeld von 5000 Euro ausgesetzt sein soll. Skilt, der nach eigenen Angaben Kommandant einer Aufklärungseinheit ist, bezeichnet sich selbst als Nationalist. Seine Ansichten gleichen jedoch eher denen eines typischen Neonazis.“.

In dem Artikel „Udo Lielischkies und ARD-Tagesthemen zeigen umkommentiert Nazisymbole des Bataillon Asow“ schreibt das Spiegelkabinett: „Verräterisch schon die Wortwahl von Lielischkies. Die Freiwilligen des Bataillons Asow werden beschossen, sie verteidigen Mariupol. Sie erleiden, werden als passiv handelnde dargestellt. So als hätten sie mit dem Bürgerkrieg gar nichts zu tun, als seien sie Opfer, wehrlos den ‚Separatisten‘ ausgeliefert. Dazu liefert die Kamera Bilder von Kämpfern in einem Schützengraben unter Beschuss. […] Immer wieder werden Kämpfer mit Naziemblemen, wie Hakenkreuz und SS-Runen an ihren Uniformen gezeigt. […] auf dem rechten Ärmel seiner Uniformjacke trägt er das Symbol einer Sondereinheit des Batallions Asow, das Zeichen des ‚Schwarzen Korps‘. Die Bezeichnung ‚Das schwarze Korps‘ geht auf die Zeitschrift der ‚Schutzstaffel der NSDAP‘, besser bekannt unter dem Kürzel ‚SS‘, zurück. […] der das Emblem der ‚SS-Division Totenkopf‘ zeigt. Diese Einheit der SS verrichtete ab 1939 in den zahlreichen Konzentrationslagern des Naziregimes ihren Dienst als Bluthunde Adolf Hitlers. Später dann wurde sie als ‚3. SS-Panzer-Division Totenkopf‘ an der Ostfront eingesetzt und nahm hier an Kämpfen im Gebiet der heutigen Ukraine teil.“.

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