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ZDF vertuschte Maidan-Todesschüsse

Heute vor zwei Jahren wurden in Kiew in der Ukraine auf oder um den Maidan dutzende Menschen erschossen, Maidan-Demonstranten und Polizisten. Das Ganze war ein entscheindendes Ereignis des Umsturzes, der letztlich die heutige ukrainische Regierung um Poroschenko und Jazenjuk an die Macht brachte. Thematisiert wird das Ereignis erstaunlicherweise kaum in den deutschen Medien. Dort herrschen heute eher Themen wie der rechtsextreme Mob von Clausnitz oder Krypto-Trojaner vor. Dabei gäbe es hinsichtlich der Maidan-Toten einiges aufzuarbeiten. Die ukrainische Staatsanwaltschaft kann bis heute keine tatsächlichen Täter aus den Reihen der damaligen Sicherheitskräfte präsentieren, viele Berichte und unabhängige westliche Untersuchungen sprechen für Todesschützen aus den Reihen der damaligen Opposition. Und einige deutsche Medien spielten damals eine denkbar miese Rolle: Wie beispielsweise das Magazin Telepolis in dem umfassenden und lesenswerten Artikel „Friendly Fire in Kiew?“ berichtet, der sich ausführlich mit den Maidan-Ereignissen beschäftigt, hat das ZDF offenbar bewußt Videoaufnahmen von oppositionellen Todesschützen verheimlicht. Diese schossen aus einem Zimmer des ZDF im Hotel Ukraina und das ZDF filmte sie dabei.

Bei Telepolis heißt es unter anderem zu den Vorgängen:

Maidan-Militante schossen am 20. Februar zuerst

Für weitaus mehr Aufklärung als die GPU sorgte ein Jahr nach dem Massaker dann die BBC selbst. Sie zeigte in einem Bericht Bildbeweise und Geständnisse von Maidan-Heckenschützen aus dem Konservatorium. Von diesem Nachbargebäude des Hotels feuerten Schützen am Morgen des 20. Februar 2014 auf Berkut.

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Maidankämpfer feuerten auch aus ZDF-Hotelzimmer

Zum Teil bis heute gilt die Tatsache, dass Maidankämpfer aus dem Hotel schossen, auch in westlichen Medien als reine Unterstellung oder wird gar nicht thematisiert. Eine durchaus fragwürdige Rolle spielte hierbei auch das ZDF. Der deutsche öffentlich-rechtliche Sender hatte bereits am Tag des Massakers klare Beweise dafür, dass Maidankämpfer aus dem Hotel feuerten, denn sie schossen auch aus einem ZDF-Zimmer im 14. Stock. Das anwesende Kamerateam hatte die Schützen dabei gefilmt.

Diese wichtige Information zum Blutbad machte der Sender jedoch erst zwei Wochen später öffentlich. Im ZDF-Spezial am Abend des 20. Februar wurden die Schüsse aus dem ZDF-Zimmer genauso wenig thematisiert wie in der nächsten Spezial-Sendung am 22. Februar. Auch in Live-Schalten dieser Tage erwähnten die ZDF- und Phoenix-Korrespondenten Bernhard Lichte, Britta Hilpert und Anne Gellinek den Fall nicht.

Erst am 6. März, also genau 14 Tage nach den Maidan-Todesschüssen, zeigte der Sender eher nebenbei eine kurze Sequenz der Bilder in einer Sondersendung, die sich jedoch vor allem mit der Lage auf der Krim beschäftigte.

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Auch wenn der politische Zündstoff der Schützen-Szenen in Hilperts späterem Beitrag gar nicht deutlich wird, so hätte eine Ausstrahlung noch am selben Abend die öffentliche Reaktion auf die Todesschüsse womöglich stark verändert.

Die Bilder waren zum anderen aber vor allem deshalb hochbrisant, weil bereits in den Tagen nach dem Blutbad bekannt wurde, dass Maidankämpfern auch in den Rücken geschossen wurde.

Zudem belegen andere Aufnahmen, dass die Schützen aus dem ZDF-Zimmer Teil einer größeren, mit Schusswaffen ausgerüsteten Kampfgruppe waren.

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Klar ist heute, dass auch vor dem 20. Februar Maidankämpfer schon Schusswaffen einsetzten. Maxim Popow, ein Sanitäter des Roten Kreuzes, bestätigte laut einem Bericht der Welt, dass schon am 18. Februar scharf auf Polizisten geschossen wurde. Er selbst habe hinter einer Barrikade zwei mit Jagdwaffen erschossene Polizisten liegen sehen.

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Immerhin: BBC-Reporter Gabriel Gatehouse, der als einzelner Journalist viel zur Wahrheitsfindung in der ganzen Angelegenheit beigetragen hat, berichtete vor einem Jahr, dass er mit einem erfahrenen Ermittler der GPU gesprochen habe. Dieser sei überzeugt, dass wer auch immer vom Hotel Ukraina geschossen hat, beide Seiten ins Visier nahm. Es sei ein ausgearbeiteter Plot gewesen, um maximales Chaos zu stiften. Zumindest inoffiziell gibt es bei der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft also mehr als nur einen Wissensstand.

Hätte das ZDF am 20. Februar 2014 oder kurz danach berichtet, dass bewaffnete Maidankämpfer aus dem Hotel Ukraina – auch aus einem Zimmer des ZDF, wie das ZDF-Kamerateam es ja filmte (hier bei Youtube) – schossen, wäre der gewaltsame Putsch vielleicht anders verlaufen oder hätte letztlich so gar nicht stattgefunden. Das ZDF hat in den entscheidenden Tagen diese absolut sensationellen Bilder verheimlicht und damit zum Gelingen des Staatsstreiches in der Ukraine beigetragen, der offenbar dringend vor der einige Monate später geplanten nächsten Wahl stattfinden musste.

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