Dass der neue US-Präsident Donald Trump in einer Rede fälschlicherweise einen nicht existierenden Terroranschlag vom Freitagabend, 17.2.2017, in Schweden erwähnte, brachte ihm zu Recht einigen Spott in den Medien und sozialen Netzwerken ein. Erstaunlich ist allerdings, dass die deutschen Medien offenbar doch (wieder) die Fähigkeit haben, intensiv über Schweden zu berichten. Nach einer massiven Schweden-Berichterstattung über angebliche russische U-Boote vor Stockholm hatte sich die deutsche und westliche Presse quasi selbst einen Maulkorb verpasst, nachdem die schwedische Regierung vor Monaten dementiert hatte, dass es sich um russische U-Boote gehandelt hat und – wohl eher als Ausrede – deutsche und schwedische U-Boote für die angeblichen „Vorfälle“ verantwortlich machte. Bei dem in den Medien herumgereichten „U-Boot-Bild“ handelte es sich übrigens um ein Foto eines normales Bootes, welches bereits 2015 ausfindig gemacht wurde. Im Gegensatz zum Trump-Vorfall berichteten die deutschen Medien „kein Sterbenswort“ über die Wahrheit bezüglich der angeblichen russischen U-Boote vor Schweden. Mittlerweile ist Schweden so gut wie in der NATO …
Die deutsche Presse und Netzwerke wie Facebook und Twitter rotieren angesichts der folgenden Ereignisse: „Trump sprach erst über vergangene Terroranschläge und fuhr dann fort: ‚Schaut was in Deutschland passiert ist. Schaut, was gestern Abend in Schweden passiert ist. Schweden, könnt ihr das glauben? Die Schweden haben eine große Masse aufgenommen, die haben dort Probleme, von denen sie nie dachten, dass sie möglich wären‘, sagt Trump […] Doch was meinte er genau? Im Zusammenhang klang es so, als hätte es einen Terroranschlag in Schweden gegeben. In dem skandinavischen Land war das Erstaunen groß. Am Freitag gab es keinen solchen Vorfall in Schweden.“, meldete beispielsweise n-tv zu dem Aussetzer des Präsidenten der USA. Andere Medien berichten ebenfalls Entsprechendes.
Nichts, fast gar nichts, findet man aber zu diesem Vorgang, der tatsächlich weltbewegend ist und bei dem man erwarten würde, dass die Medien rotieren – zumal eine deutsche militärische Beteiligung von Schweden angesprochen wurde – und die „sozialen Netzwerke“ brennen: In einem Artikel vom 11. Juni 2016 berichtete sverigesradio (Radio Schweden), dass die schwedische Regierung beziehungsweise der schwedische Verteidigungsminister Peter Hultqvist mittgeteilt habe, dass das 2014 von Schweden an der Küste Schwedens vermutete russische U-Boot eben kein russisches, sondern ein schwedisches U-Boot war. In einem weiteren Artikel (Interview) bei sverigesradio sagt der Verteidigungsminister sogar, dass diese Information schon seit 2015 vorliegt, aber geheimgehalten wurde. Ein berühmtes angebliches Foto eines russischen U-Bootes vor Stockholm stellte sich schon vor längerem als falsch heraus. Es zeigte lediglich ein normales Boot, kein U-Boot. Das schwedische Militär teilte dies bereits vor knapp zwei Jahren – im April 2015 – der Weltöffentlichkeit mit. Diese Informationen fand in den deutschen Medien allerdings eigentlich gar keine Beachtung. Man erlegte sich selbst eine Nachrichtensperre auf.
Angesichts der Berichterstattung zu Schweden im „Fall Trump“ und der Berichterstattung zu den angeblichen russischen U-Booten vor Schweden bis zum 11. Juni 2016 (mit Ausnahme der vertuschten Aufklärung des Falschfotos vom angeblichen Russen-U-Boot) kann man wohl kaum bestreiten, dass die deutschen Medien sehr wohl die Fähigkeit haben, über Schweden zu berichten und die Massen in den Netzwerken entsprechend zu pushen. Bei der wirklich „weltwichtigen“ Meldung zu dem Dementi der „russischen U-Boote“ durch die schwedische Regierung, standen sie geschlossen „wie ein Mann“ hinter der NATO-Propaganda und lassen die Bevölkerung bis heute in dem Glauben einer Bedrohung Schwedens durch russische U-Boote. Dank der massiven Kampagne im Westen und natürlich auch in Schweden ist Schweden mittlerweile so gut wie in der NATO. Auf jeden Fall arbeitet das Land nun „gegen den Russen“ eng mit der NATO zusammen. Aufgrund von Fake News der Medien.
Wie Sie sicher schon gemerkt haben, geht es in dem Artikel hier weniger um Donald Trump als um Medienaufmerksamkeit zu Schweden, korrekten Journalismus und Relationen. Trump dient eigentlich nur zum Vergleich: Vergleicht man den Medienhype um den „Schweden-Trump-Terroranschlag“ mit dem eisernen Schweigen der Leitmedien zu den weltpolitisch wesentlich brisanteren „Schweden-Geister-U-Booten“, wird die Agenda dieser deutschen und westlichen NATO-Propagandamedien besonders deutlich.
Überlassen wir doch dem Handelsblatt die abschließenden Worte: „Unter dem Hashtag #LastNightInSweden tauschten sich Twitternutzer munter darüber aus, was in Schweden sonst noch passierte („Ikea-Schrank falsch aufgebaut“, „Bier getrunken, eingeschlafen“). Der frühere schwedische Außenminister Carl Bildt fragte dort mit Blick auf Trump: „Schweden? Terrorangriff? Was hat er geraucht?“. […] Zu Beginn seiner Rede, in der sich der Präsident auch wieder die aus seiner Sicht unehrlichen Medien vorknöpfte, hatte Trump versichert: „Wir sind hier, um die Wahrheit zu sprechen, die ganze Wahrheit, und nichts als die Wahrheit.“.
"Schaut Euch an, was gestern (Freitag) Abend in #Schweden passiert ist" #Trump über Anschlag, den es nie gab, Reax unter #lastnightinsweden pic.twitter.com/6YDjbs7Aml
— tagesschau (@tagesschau) 19. Februar 2017