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Skandalbild: dpa-Korrespondent Nikolaus von Twickel schiebt russischem Hilfskonvoi Militärfahrzeuge unter

Gestern wurde hier bei Blauer Bote darüber berichtet, wie Der Spiegel einen angeblichen Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine beziehungsweise den Nachschub für diese angeblichen Truppen mit einem falschen Bild belegen wollte. Tatsächlich war das Foto, das einen einrückenden russischen Luftabwehrsystemtransporter zeigen sollte, schon am 14.8.2014 von einer polnischen Website sowie weiteren Medien genutzt worden und nicht in der Ukraine, sondern in Russland aufgenommen worden. Im Zuge weiterer Recherchen stellte sich jetzt heraus: Bereits an besagtem 14.8.2014 nutzte ein dpa-Mitarbeiter das Bild, um damit böswillig eine Verbindung zu dem russischen Hilfskonvoi herzustellen, der gerade in Richtung Ukraine in der gleichen Region unterwegs war.

Nikolaus von Twickel ist internationaler Korrespondent der mächtigen Nachrichtenagentur dpa. Die dpa ist die einzige große deutsche Nachrichtenagentur und eine der großen internationalen Agenturen. Sie versorgt alle deutschen Zeitungen mit Informationen und vorgefertigten Artikeln. Von Twickel mißbraucht seinen Status offenbar, um bei Twitter Gerüchte zu streuen und mehr oder weniger zu suggerieren, unter die Laster mit Hilfsgütern würden sich Militärfahrzeuge schmuggeln. Wie russische Militärfahrzeuge sich unter den Augen der begleitenden internationalen Presse in die Schlange der weißen Laster des russischen Hilfskonvois einschmuggeln und über die Grenze kommen können, erklärt er dabei nicht. Die in dem Bild zu sehende Luftabwehreinheit war irgendwo in der gleichen russischen Region unterwegs (vom Hilfskonvoi keine Spur). Für Von Twickel Grund genug, eine Verbindung zu ziehen. Möglicherweise ist dieser Twitter-Post die Basis für gleichlautende Gerüchte und Anschuldigungen, die von Von Twickel und seinen Journalistenkollegen dann immer weiter verbreitet wurden.

Hier unten noch einmal das besagte Bild bei Der Spiegel und Radio Polskie über das gestern hier berichtet wurde. Zitat: „Spiegel Online behauptet nicht nur (entgegen offizieller Aussagen der Bundesregierung), dass russische Truppen bereits in der Ukraine stünden (und damit in der Ostukraine ein Krieg zwischen Russland und der Ukraine stattfände), sondern dass diese vermeintlichen russischen Truppen sogar zur Zeit verstärkt würden. Um die Behauptung zu illustrieren, greift Der Spiegel in einem Artikel vom 23. April 2015 zu gefälschtem Bildmaterial: Das verwendete Bild, das angeblich diesen aktuellen Nachschub für russische Truppen in der Ostukraine in Form eines Luftabwehrsystems zeigt, wurde unter anderem schon im August 2014 von Polskie Radio verwendet und zeigt ein russisches Luftabwehrsystem in der russischen Region Rostow.“).

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Am 15. August 2014 nutzte die Hannoversche Allgemeine Zeitung (HNA) übrigens das gleiche Bild, um in dem Artikel „Russische Militärfahrzeuge in Ukraine gesichtet“ Russland eines Einfallens in die Ukraine zu bezichtigen. Die Behauptungen, die in diesem Artikel gemacht wurden, stellten sich später als Lüge heraus. In dem HNA-Artikel heißt es eingangs: „Ein russischer Hilfskonvoi für die Menschen in der Ostukraine steckt an der Grenze fest. Ein kleinerer Armeekonvoi ist hingegen Medienberichten zufolge auf ukrainisches Gebiet vorgerückt – im Schutz der Dunkelheit.“. Das berühmt-berüchtigte Bild ist mit „23 gepanzerten Mannschaftstransportwagen gemeinsam mit Tanklastwagen und anderen Versorgungsfahrzeugen sind aus Russland über die Grenze gefahren.“ betitelt. Die HNA schrieb damals noch ganz klein „Symbolbild“ an das Bild. So glaubt man wohl, auf der sicheren Seite zu sein: Das Bild zeige eben nicht den Einmarsch, es sei nur ein Symbolbild dafür. Grob irreführend ist das trotzdem, vor allem wegen der genannten Bildbeschreibung.

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Wir haben nun also ein Bild eines russischen Abwehrsystems in der russischen Region Rostow, welches für mindestens vier verschiedene „Nachrichten“ herhalten musste:
1. Radio Polskie schreibt am 14.8.2014 korrekt, es handele sich um ein in der Region Rostow aufgenommens Bild, 30 Kilometer von der russisch-ukrainischen Grenze entfernt.
2. Der Spiegel will damit viel später, am 23.4.2015, Putins Russen einen Einmarsch in die Ukraine unterstellen beziehungsweise Nachschub für solche Truppen „dokumentieren“.
3. Nikolaus von Twickel streut damit am 14.8.2014 Gerüchte, solche Militärlaster würden mit russischen Hilfskonvois über die ukrainisch-russische Grenze huschen.
4. Die HNA will am 15.8.2014 damit die von der Kiewer Regierung gestreute Falschmeldung (der Hinweis auf Journalisten in dem Artikel stellt sich später als nicht haltbar heraus) illustrieren, nach der russisches Militär in die Ukraine eingerückt wäre.

wer_wird_propagandär_frage

Offenbar ist großen Teilen der Presse jedes Mittel recht, um im Ukraine-Konflikt wirklich unglaublich billige Propaganda zu betreiben.

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