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Fake News: jungeWelt blamiert sich bis auf die Knochen

Eigentlich ist jungeWelt ja ein recht kritisches Blatt. Aber vor etwa einer Stunde – 18.3. um ca. 19.30 Uhr – wurde bei jungeWelt online ein Artikel zu Coronavirus, Ibuprofen und Falschnachrichten veröffentlicht, der den Angaben zufolge in der morgigen Ausgabe erscheinen soll und einen nur noch Kopfschütteln lässt: „NICHT ALLES GLAUBEN. Fake News in Krisenzeiten„. Dort heißt es: 

„Gestreut würden derartige »Fake News« demnach bewusst, aber auch unbewusst in den sozialen Netzwerken. So habe sich am Wochenende »eine Sprachnachricht über Whatsapp« verbreitet, »in der angebliche Erkenntnisse der Universität Wien erläutert wurden und vom Einnehmen bestimmter Schmerzmittel abgeraten wurde. Die Medizinische Uni dementierte die Angaben aus der Nachricht daraufhin scharf und bezeichnete sie als Fake News – aber zu dem Zeitpunkt war die Sprachnachricht bereits unzählige Male geteilt worden.«

Die Autorin zitierte in diesem Zusammenhang Äußerungen des Vereins »Deutschland sicher im Netz«: »Menschenverstand anschalten«, empfahl dessen Geschäftsführer Michael Littger. »Wenn eine Aussage seltsam wirkt oder auch extrem lustig ist, seien Zweifel an der Seriosität angebracht.« Laut Verein seien die »Informationen« in solchen Nachrichten häufig vage und unvollständig. Beispielsweise fehlten wichtige Details wie die Quelle, Namen und Orte, und es werde auf allgemeine Formulierungen wie »ein Arzt« ausgewichen.“

Jeder blamiert sich so gut er kann. Schon gestern meldeten verschiedene Medien die Korrektheit der angeblichen Fake News (z.B. welt.de) [ANMERKUNG: welt.de hat den Artikel zwischenzeitlich überarbeitet. Er hat z.B. eine andere Überschrift.):

WHO rät von Einnahme von Ibuprofen bei Coronaverdacht ab

Was mich am Meisten irritiert, ist die Heftigkeit der Angriffe auf kritische Stimmen in der „Corona-Krise“. Auch ohne diese Ibuprofen-Warnung der WHO ist das nicht akzeptabel. Vor anderthalb Tagen hatte der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius mit Verweis auf das Ibuprofen-Beispiel Strafmaßnahmen gefordert – gegen Menschen, die verbreitet haben, dass man kein Ibuprofen bei Corona nehmen soll. Wenige Stunden später brachte die WHO die Warnung, dass man kein Ibuprofen bei Corona nehmen soll. In dem Spiegel-Artikel zur Pistorius-Forderung (samt verdrehter Darstellung der Ibuprofen-Meldungen) heißt es:

„Pistorius rief die Bundesregierung zum Handeln auf. ‚Ich bitte daher den Bund, koordinierend tätig zu werden, und entweder Möglichkeiten nach dem Infektionsschutzgesetz aufzuzeigen oder schnellstmöglich das Gesetz über Ordnungswidrigkeiten beziehungsweise das Strafgesetzbuch anzupassen‘, sagte der SPD-Politiker: ‚Es muss verboten werden, öffentlich unwahre Behauptungen die Versorgungslage der Bevölkerung, die medizinische Versorgung oder Ursache, Ansteckungswege, Diagnose und Therapie von Covid-19 zu verbreiten.‘

Im Zuge der Coronakrise wurden über Messengerdienste und soziale Medien zuletzt vermehrt Falschnachrichten verbreitet. (…)

Das Bundesgesundheitsministerium musste Gerüchte dementieren, wonach die Wiener Uniklinik erforscht habe, dass Ibuprofen das Risiko erhöhe, an Corona zu erkranken. Dies seien Fake News, betonte das Ministerium.“

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