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Der größte Geheimdienst-Verbrecher aller Zeiten

Allen Dulles war Chef des Geheimdienstes CIA und mächtiger Strippenzieher hinter den Kulissen in den USA. Die Liste seiner Verbrechen und Intrigen reicht für eine ganze Kompanie.

Telepolis-Interview: „Das Schachbrett des Teufels“ – Interview mit dem Allen-Dulles-Biographen David Talbot. „Nun erschien im Westend-Verlag eine deutsche Fassung der beeindruckenden Biographie Das Schachbrett des Teufels – Die CIA, Allen Dulles und der Aufstieg Amerikas heimlicher Regierung, die weder die Verstrickungen des Intriganten mit den Nazis noch dessen zentrale Rolle beim Kennedy-Attentat auslässt. Autor David Talbot ist Gründer der unabhängigen journalistischen Plattform Salon.com und fungierte u.a. als Herausgeber des linksliberalen Magazins „Mother Jones“. Talbots gefeierte Biographie „Brothers“ (2008) über die Kennedys wurde ein Bestseller. Während er in „Brothers“ die Attentate auf die beiden Brüder nur am Rande behandelte, löst Talbot mit seiner Dulles-Biographie überzeugend alle wesentlichen Rätsel des Kennedy-Puzzles. […]

1956 bot BND-Chef Gehlen seinem Förderer Allen Dulles für den Fall eines Wahlsiegs der Sozialdemokraten in Westdeutschland einen Staatsstreich von rechts an, wie er um diese Zeit in Griechenland, in etlichen Ländern in Afrika, Mittel- und Südamerika, sowie in Indonesien geschah. Wie realistisch wäre eine solche Option aus US-Sicht gewesen?

David Talbot: Ich glaube, dass eine hohe Wahrscheinlichkeit bestand, dass dies passiert wäre. Bedenken Sie, dass die Dulles-Brüder die Außenpolitik unter Präsident Eisenhower dominierten, mit John Foster als Außenminister und Allen als CIA-Direktor. Westdeutschland wurde als Frontlinie im Kalten Krieg gesehen und die Dulles-Brüder demonstrierten wiederholt, wie weit sie gehen würden, um US-Interessen zu schützen, selbst wenn dies eine aggressive Störung der Souveränität eines ausländischen Partners bedeutet hätte.“.

Auch auf Englisch: Telepolis-Interview: „The Devil’s Chessboard“

Nachdenkseiten-Interview: Der Aufstieg der CIA zur Schattenregierung der USA. „„Alle, die sich bisher über Verschwörungstheorien lustig gemacht haben, dürften ihre Meinung nach Lektüre dieses Buches ändern“, schreibt der Boston Globe – und hat recht. Denn der internationale Bestseller „Das Schachbrett des Teufels“ über das Leben und Wirken des ehemaligen CIA-Direktors Allen Dulles ist nicht nur ein spannender Spionage-Thriller; er verdeutlicht auch die Machenschaften sowie die Logik eines geheimdienstlichen Unterdrückungsapparates, der weltweit seinesgleichen sucht.

Das Stigma des „Verschwörungstheoretikers“ wurde, was viele nicht wissen, eben in diesem Kontext zum ersten Mal geheimdienstlich genutzt: um Kritiker und Fragensteller mundtot zu machen. Federführend war, Sie wissen es sicher bereits: die CIA, zu deren Aufgaben eben auch die Manipulation der öffentlichen Meinung gehört. Was halten Sie von diesem Begriff? Und: Hat man auch Sie bereits mit ihm attackiert?

„Verschwörungstheoretiker“ ist ein Propagandabegriff, der dazu benutzt wird, Herrschaftskritik zu diskreditieren, und er wurde in der Tat zuerst von der CIA benutzt, um Forschung zur Ermordung von John F. Kennedy zu kontern, die die Glaubwürdigkeit des Warren-Berichts zerstörten, der ja der offizielle Versuch war, das Verbrechen allein dem „einsamen Schützen“ Lee Harvey Oswald zuzuschieben.

Der Begriff wird regelmäßig gegen all diejenigen angewandt, mich inklusive, die die offiziellen Erzählungen angreifen, mit deren Hilfe die Regierung oder die Wirtschaftswelt versuchen, die Wirklichkeit zu verdrehen. Einige dieser „Verschwörungstheorien“ sind natürlich gut begründet und werden schlussendlich zur allgemein akzeptierten Version der Geschichte – das gilt auch für die „Theorie“, dass Präsident Kennedy von Verschwörern auf der höchsten Ebene des amerikanischen Machtgefüges ermordet wurde.

Übrigens werden einige der gefährlichsten Verschwörungstheorien von der amerikanischen Regierung selbst verbreitet – wie etwa der „Angriff“ im Golf von Tonkin auf Kriegsschiffe USA, der von der Administration unter Lyndon Johnson als Rechtfertigung für die Ausweitung des Vietnamkrieges benutzt wurde, oder die Panikmache mit Massenvernichtungswaffen durch die Bush-Cheney-Regierung, mit der die Unterstützung von Medien und Öffentlichkeit zum illegalen Einmarsch im Irak erzwungen wurde. Prinzipiell ist die Regierung der größte Verschwörungsfreak von allen.“.

Telepolis: Neue Spur zum mysteriösen Flugzeugabsturz von Dag Hammarskjöld – Südafrika lieferte offenbar Originaldokumente zum Mordkomplott am UN-Generalsekretär von 1961. „Nunmehr rächte sich Dulles Verschweigen seiner geheimen Indonesien-Strategie, die auf eine Entmachtung Sukarnos abzielte. Kennedy plante zudem, Jakarta zu besuchen, um den von ihm geschätzten Präsident Sukarno damit international aufzuwerten. Kennedys Indonesienpolitik hätte nicht nur das Ende von Dulles Plänen zum Regime Change bedeutet, sondern die Schürfrechte Neuguineas im Einflussbereich von Sukarno belassen.

Hammarskjölds ultrageheime Indonesienmission endete vorzeitig im Kongo am 18.09.1961. Vier Jahre später wurde Sukarno vom rechtsgerichteten General Suharto, mit dem sich die CIA ungleich besser verstand, blutig vertrieben. Die Schürfrechte gingen an Rockefellers Firma Freemantle Indonesia, in deren Aufsichtsrat weitere Dulles-Freunde wie Navy-Chef Admiral Arleigh Burke und Strippenzieher Henry Kissinger saßen.

Für seine Verdienste erhielt Hammarskjöld posthum den Friedensnobelpreis. Kennedys weitere Eigenmächtigkeiten, die schließlich sogar den von Dulles-Brüdern aufgebauten Kalten Krieg gefährdeten, endeten zwei Jahre später am 22.11.1963 in Texas (Die magische Kugel des Allen Dulles).“.

Nachdenkseiten (Robert F. Kennedy, Jr.): Warum die Araber uns in Syrien nicht wollen. „Dank Allan Dulles und der CIA, deren außenpolitische Intrigen oftmals im direkten Widerspruch zur erklärten Politik standen, wurde der in der Atlantik-Charta skizzierte idealistische Weg nicht eingeschlagen. Im Jahr 1957 setzte mein Großvater, Botschafter Joseph P. Kennedy, auf einen geheimen Ausschuss zur Untersuchung des illegalen Treibens der CIA im Nahen Osten. Der sogenannte „Bruce-Lovett Report“, dessen Unterzeichner er war, beschrieb CIA-Umsturzpläne in Jordanien, Syrien, Iran, Irak und Ägypten, die alle auf der arabischen Seite allgemein bekannt waren. Den amerikanischen Bürgern blieben sie so gut wie unbekannt und man glaubte auch den Dementis unserer Regierung. Der Bericht machte die CIA für den grassierenden Antiamerikanismus verantwortlich, der auf mysteriöse Weise „heute in vielen Ländern der Welt“ verwurzelt ist. Der Bruce-Lovett Bericht wies darauf hin, dass solche Interventionen konträr zu den amerikanischen Werten stünden und Amerikas internationale Führung und moralische Autorität ohne das Wissen des amerikanischen Volkes kompromittierten. Der Bericht sagte auch, dass die CIA nie darüber nachgedacht habe, wie wir auf solche Eingriffe reagieren würden, wenn ausländische Regierungen sie in unserem Land inszenieren würden.“

Blog Rechtsanwalt Markus Kompa: Das Schachbrett des Allen Dulles. „Für ein Blog zum Medienrecht ist Dulles deshalb interessant, weil es der gewiefte Industrieanwalt und Schattenmann verstand, die US-amerikanische Presse von der Spitze herab zu kontrollieren. So dinnierte der CIA-Chef mehrfach die Woche in seinen Milliardärsclubs mit Verlegern, Radiobossen und Starjournalisten, die er stets zuverlässig auf Linie brachte. Diese fundamentale Medienkontrolle ermöglichte es Dulles, mit dem von ihm manipulierten Warren-Report durchzukommen – übrigens bis heute.  Es war Dulles enger Verleger-Freund Henry Luce, der den Zapruder-Film kaufte – um ihn jahrelang im Tresor verschwinden zu lassen, weil die Bilder nicht mit dem Warren-Report in Einklang zu bringen waren.“.

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