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Nordkorea-Propaganda mit Untoten

2013 berichteten unsere Medien davon, Nordkoreas Regierung habe die Sängerin Hyon Song Wol grausam hinrichten lassen, weil sie – so die „Medienberichte“ – illegale Pornofilme gedreht habe. Erstaunlicherweise reiste die so verleumdete und laut unserer Medienpropaganda 2013 ermordete Hyon Song Wol an der Spitze der nordkoreanischen Frauenband „Moranbong Band“ zu den Olympischen Winterspielen 2018 nach Südkorea, um dort einige Auftritte zu machen.

Im Spiegel hieß es am 21. Januar 2018 zu Hyon Song Wol: „Geleitet wurde die Abordnung von Hyon Song Wol, die auch als Direktorin der populären Frauenband Moranbong bekannt ist. Die Band soll 2012 auf Anweisung von Machthaber Kim Jong Un gegründet worden sein.“.

Der Tagesspiegel wusste am 23. Januar 2018 folgendes: „Nach Pyeongchang reist auch ein nordkoreanisches Propagandaorchester, das für Hits wie ‚Unser Genosse Kim Jong Un‘ bekannt ist. Über die genaue Auswahl der Darbietung wird noch zu verhandeln sein.“.

Die Presse schrieb am 25. Januar 2018: „Nordkoreas Diktator Kim Jong-un plant angesichts des politischen Tauwetters auf der koreanischen Halbinsel eine ausgeklügelte PR-Offensive: Gut aussehende, junge Nordkoreanerinnen sollen während der Olympischen Winterspiele (9. bis 25. Februar) mit Tanz und Gesang das Image des brutalen, streng-stalinistischen Regimes etwas aufpolieren.Vor allem setzt Kim Jong-un da auf die kesse K-Pop-Band Moranbong, die 2012 offenbar vom Diktator persönlich gegründet wurde.“.

2018 ist Hyon Song Wol also in den Süden eingereist, unter großem Medienrummel in Korea. Das ist äußerst merkwürdig, denn 2013 lauteten die Nachrichten zu Hyon Song Wol in den westlichen und „internationalen“ Medien noch ganz anders, denn in diesem Jahr sei die Sängerin von Nordkoreas Führer – dessen Freundin sie gewesen sei – bestialisch vor den Augen ihrer Verwandten ermordet worden. Und auch in späteren Jahren hielt man an dem billigen Propagandastück fest.

Im Spiegel hieß es 2013: „Demnach wurde die Sängerin Hyon Song Wol am 17. August verhaftet, weil sie gegen die Pornografiegesetze des Landes verstoßen habe. Die öffentliche Exekution von ihr und einem Dutzend weiterer in Nordkorea bekannter Künstler soll drei Tage später stattgefunden haben. Hyon Song Wol und die anderen Künstler ‚wurden mit Maschinengewehren vor den Augen ihrer Familien exekutiert'“.

Der Stern teilte uns 2013 mit: „Kim Jong Un lässt Ex-Freundin hinrichten. Hyon Song Wol war einer der größten Stars Nordkoreas und früher die Freundin des jetzigen Diktators Kim Jong Un. Weil die Sängerin Sexfilme gedreht und verkauft haben soll, wurde sie nun erschossen.“.

Die Berlinder Zeitung wusste 2015 Folgendes: „Dass er, wie im Fall seines Onkels und seiner Tante, auch seine engsten Mitmenschen nicht verschont, belegt ein Vorfall aus dem August 2013. Weil seine Ex-Freundin Hyon Song-wol Sexfilme gedreht und verkauft haben soll und zudem Bibeln besessen haben sollen, habe der ‚oberste Führer‘ seines Landes die Frau hinrichten lassen“.

Jetzt reiste Hyon Song Wol, die man auch – obwohl oder gerade weil sie angeblich die Geliebte des Staatschefs war – noch nebenbei als Amateur-Pornodarstellerin diskreditieren wollte, zur Winterolympiade 2018 in Südkorea, um dort mit der Moranbong Band aufzutreten. Für eine Tote sah sie dabei ziemlich lebendig aus. Eine Klarstellung in unseren Medien zu den jahrelangen Propagandaberichten um die angebliche Ermordung der Frau findet in diesem Zusammenhang nicht statt. Selbst in den Berichten nicht, welche die Dame und ihre Band explizit erwähnen.

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