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Großbritannien beschäftigt offiziell 1500 Internettrolle

Staatlich finanziertes Propaganda-Trollen der härteren Sorte: Das britische Militär unterhält eine ganz reguläre „Internetarmee“ aus 1500 NATO-Trollen, die das Netz unsicher machen und Kampagnen fahren, wie WikiLeaks heute bei Twitter unter Bezugnahme auf die englische Zeitung The Guardian meldete. Diese Provokateure, Verleumder und Desinformateure sollen entsprechende Operationen des JTRIG-Teams des britischen Geheimdienst GHCQ unterstützen, die sich gegen ausländische Gegner und Regierungskritiker richten. Ob die Fake-News-Bundesregierung auch solche Bestrebungen hat? Oder reichen in Deutschland die staats-, militär- und parteinahen NGOs, Stiftungen und Spin Doctors?

VB’s weblog titelt passend zu der Affäre um die Trollearmee, die auch gegen eigene Staatsbürger und EU-Bürger eingesetzt wird: „Falls Ihr Euch fragt, ob der NATO-Troll, der Euch auf Facebook nervt, nicht bezahlt ist: möglicherweise ist er’s tatsächlich„. WikiLeaks meldete, dass die Regierung von Großbritannien bereits vor zwei Jahren ein solches Troll-Riesenteam gründete und verweist dabei auf einen entsprechenden Guardian-Artikel mit dem (hier übersetzten) Titel „Britische Armee schafft Team von Facebook-Kriegern“ vom 31. Dezember 2015. „Against a background of 24-hour news, smartphones and social media, such as Facebook and Twitter, the force will attempt to control the narrative.“, heißt es dort. Die Trolle sollen das Narrativ der westlichen „Eliten“ verteidigen.

Um was es sich bei der JTRIG (Joint Threat Research Intelligence Group) handelt, der die Trollarmee angeschlossen ist, und was diese tut, erklärt die deutschsprachige Wikipedia:

„Die Joint Threat Research Intelligence Group (JTRIG) ist eine Einheit des britischen Nachrichtendienstes GCHQ.[1] Die Existenz von JTRIG wurde im Zuge der Globalen Überwachungs- und Spionageaffäre als Teil der Enthüllungen vom früheren NSA-Auftragnehmer Edward Snowden bekannt.[2] Der Zuständigkeitsbereich des JTRIG umfasst „schmutzige Tricks“, um Feinde “zu verleugnen, zu stören, zu zersetzen und zu zerstören”, indem sie “diskreditiert” werden, Fehlinformationen platziert werden und ihre Kommunikation stillzulegen versucht wird.[2] Beim „Cognitive Hacking“ greifen Geheimdienste aktiv in demokratische Prozesse ein, um diese zu beeinflussen, z.B. durch die Manipulation von Online-Abstimmungen. […]

Vom JTRIG durchgeführte Kampagnen lassen sich größtenteils in zwei Kategorien einteilen; Cyberattacken und Propaganda-Bemühungen. Die Propaganda-Bestrebungen nutzen „Massenbenachrichtigungen“ und das „Streuen von Gerüchten“ in sozialen Netzwerken, wie z.B. in Twitter, Flickr, Facebook und YouTube.[2]False flag“-Operationen wurden ebenfalls vom JTRIG gegen Ziele eingesetzt.[2] Es handelt sich um eine breitflächige Diskreditierung der Netzkommunikation. Da diese Methoden auch gegen Personen verwendet werden, die keinerlei Gefahr für die nationale Sicherheit darstellen, handelt es sich um eine klare Grenzverschiebung.[4]

Die britische JTRG gibt es schon wesentlich länger als die 1500 Personen starke zusätzliche Verleumder- und Manipulierer-Armee. Wikipedia berichtet beispielsweise von einem Einsatz der JTRIG im Jahre 2011, der nicht gegen „Feindstaaten“ gerichtet war: „Im Jahr 2011 leitete das JTRIG einen DoS-Angriff auf das Aktivistennetzwerk Anonymous.[1]„. Der Investigativjournalist Glen Greenwald hat 2014 bei The Intercept einen Artikel mit dem Titel „How Covert Agents Infiltrate the Internet to Manipulate, Deceive, and Destroy Reputations“ zum Thema Joint Threat Research Intelligence Group geschrieben. Zitat:

„The broader point is that, far beyond hacktivists, these surveillance agencies have vested themselves with the power to deliberately ruin people’s reputations and disrupt their online political activity even though they’ve been charged with no crimes, and even though their actions have no conceivable connection to terrorism or even national security threats. As Anonymous expert Gabriella Coleman of McGill University told me, “targeting Anonymous and hacktivists amounts to targeting citizens for expressing their political beliefs, resulting in the stifling of legitimate dissent.” Pointing to this study she published, Professor Coleman vehemently contested the assertion that “there is anything terrorist/violent in their actions.”“

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