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„Explosion einer Bombe“ – Flugschreiberauswertung wirft Fragen zu MH17 auf

Blackbox-Auswertung: Wie in den Medien heute übereinstimmend berichtet wird, ist auf dem Flugschreiber des vor einer Woche über dem Sinai-Gebirge in Ägypten abgestürzten Flugzeuges der russischen Fluggesellschaft Metrojet (Kogalymavia-Flug 9268) nach Angaben der Ermittler in der letzten Sekunde der Aufnahmen ein lauter Knall zu hören. Das Expertenteam, das den Absturz der Maschine untersucht, geht davon aus, dass es sich hierbei mit großer Wahrscheinlichkeit um das Geräusch einer Bombenexplosion handelt. Das Ganze wirft nun wiederum Fragen zum Abschuss des malaysischen Verkehrsflugzeuges mit der Flugnummer MH17 über dem Osten der Ukraine auf: Wie kann es sein, dass das in diesem Fall zuständige Untersuchungsteam lediglich – nach Wochen (!) – lapidar bekannt gab, dass die – völlig intakte – Flugschreiberaufzeichnung plötzlich abrupt abbreche und darauf nichts Relevantes zu hören sei und dass nicht veröffentlicht wurde, was denn genau bis zu diesem abrupten Ende zu hören war? Gab es da denn gar kein Geräusch?

Der Spiegel schrieb am 8.8.2014  – Flug MH17 wurde am 17.7.2014 abgeschossen – in dem Artikel „Abschuss über der Ukraine: Was Sie zur MH17-Untersuchung wissen müssen“ unter anderem Folgendes: „Warum wurden die Daten der Blackbox noch nicht veröffentlicht? ‚Wir haben beide Flugdatenschreiber erfolgreich ausgelesen und analysieren jetzt die Aufzeichnungen‘, sagt Wim van der Weegen, Sprecher des niederländischen Sicherheitsrats OVV, der mit den Ermittlungen beauftragt ist. ‚Das ist ein Vorgang, der Zeit braucht.‘ Außerdem wolle man die Daten im Zusammenhang mit anderen Informationen betrachten; erst im Gesamtpaket würden die Angaben öffentlich gemacht. ‚Wir haben uns dagegen entschieden, Teilergebnisse bekannt zu geben‘, sagt van der Weegen.“.

Ungefähr einen Monat später, am 9.9.2014, gab es dann einen Bericht des OVV/DSB (Dutch Safety Board – kurz DSB – ist die englischsprachige Bezeichnung), der Bezug auf die beiden MH17-Blackboxes nahm. Hier der Link zum Original-Bericht (PDF). Auf die Flugschreiber wird ab Seite 18 eingegangen. Bezüglich des Stimmrekorders steht dort lediglich, dass die Aufnahme abrupt endete. Nicht, was bis da zu hören war. „The replay of the CVR matched ATC communications with the aircraft (see ATC transcript). The recording also included crew communication which gave no indication that there was anything abnormal with the flight. The CVR audio recording ended abruptly. A replay of the CVR did not identify any aircraft aural warnings or alerts of system malfunctions. Detailed analysis is ongoing.“.

Kein Knall, kein Geräusch, nichts, nicht einmal für den Bruchteil einer Sekunde, so die niederländischen Ermittler in ihrem Bericht.

Dabei mussten doch die Flugschreiber, sobald sie in den Händen der Ermittler waren, ganz dringend nach England gebracht werden, wo angeblich ganz spezielle Experten die Daten ganz toll auswerten könnten und genau so etwas zu Tage fördern würden. So hieß es zumindest in den Tagen nach dem MH17-Abschuss. In dem Bericht des OVV/DSB heißt es: „Immediately after the handover to the Dutch Safety Board, the recorders were transported to the Air Accidents Investigation Branch’s laboratory at Farnborough, United Kingdom, accompanied by an international team of air safety investigators from Germany, Malaysia, the Netherlands, Ukraine, the United Kingdom, the United States of America and representatives of ICAO. At Farnborough a French investigator joined the team whereupon the work to download the data of both recorders was started. Later on an air safety investigator of the Interstate Aviation Committee also joined the team.“. Kritiker bemängelten, der Westen könne die Backbox-Daten manipulieren, schließlich seien sie nun vor ihrer Veröffentlichung quasi in NATO-Händen. Nun, eine Manipulation wurde offensichtlich nicht veröffentlicht. Es wurde ja nichts veröffentlicht …

Ganz anders beim aktuellen Fall des Absturzes der im Badeort Sharm el-Sheikh gestarten russischen Verkehrsmaschine über dem Sinai. DiePresse.com aus Österreich schreibt hierzu beispielsweise in dem Artikel „Ägypten vermutet Bombe an Bord abgestürzter Maschine„: „An Bord der vor einer Woche abgestürzten russischen Passagiermaschine war nach Erkenntnissen der ägyptischen Ermittler vermutlich eine Bombe. Das Geräusch, das der Flugschreiber als letztes aufgezeichnet habe, stamme ‚mit 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit‘ von der Explosion einer Bombe, sagte ein Mitglied des Ermittlerteams am Sonntag in Kairo der Nachrichtenagentur Reuters. Bereits am Samstag hatte der Leiter des Expertenteams, das den Absturz untersucht, erklärt, das Geräusch sei während der letzten Sekunde der Cockpit-Aufnahme zu hören. Anschließend sei das Flugzeug per Autopilot geflogen, bevor es offenbar mitten in der Luft auseinandergebrochen sei.“.

Die Tagesschau schreibt in dem Artikel „Metrojet-Absturz. Ermittler vermutet Bombe an Bord“ unter anderem Folgendes: „Noch gestern hatte Ägyptens Chefermittler erklärt, er schließe im Fall des abgestürzten russischen Passagierflugzeugs kein Szenario aus. Jetzt sagte einer seiner Kollegen, das zuletzt aufgezeichnete Geräusch stamme ‚mit 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit‘ von einer Bombe. Die Theorie von einer Bombenexplosion in der vor acht Tagen über dem Sinai abgestürzten russischen Passagiermaschine wird nun offenbar auch von einem Ermittler geteilt. Das Geräusch, das der Flugschreiber als letztes aufgezeichnet habe, stamme ‚mit 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit‘ von der Explosion einer Bombe, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters den Mann, der zum internationalen Untersuchungsteam gehört.“.

Unabhängig davon, ob der Absturz des russischen Ferienfliegers jetzt – wie es fast sicher scheint – durch eine Sprengladung an Bord oder eine äußere Einwirkung wie den Einschlag einer Rakete oder etwas anderes verursacht wurde: Fest steht doch unzweifelhaft, dass es in der letzten Sekunde der Flugschreiberdaten – des Stimmrekorders – ein lautes Geräusch gab. Und die ägyptischen beziehungsweise internationalen Experten hatten das bereits nach ein paar Tagen ermittelt. Der Abschuss der Verkehrsmaschine MH17 über der Ostukraine soll nach Angaben der DSB/OVV-Ermittler durch eine Buk-Luftabwehrrakete erfolgt sein. Diese sei oberhalb des Cockpits außerhalb des Fliegers explodiert, ihre Schrapnelle hätten das Cockpit durchsiebt und das Flugzeug zum Absturz gebracht. Wieso gibt es es bei MH17 angeblich kein Geräusch in der letzten Sekunde, warum endet die Aufzeichnung angeblich abrupt?

Von der Bombenexplosion beim Metrojet-Flug hört man noch ein paar Sekundenbruchteile, einen Knall, ein lautes Geräusch. Aber von der Raketenexplosion, den Einschlägen, dem Auseinanderreißen von MH17 hört man angeblich gar nichts auf dem Stimmenrekorder? Nicht mal für Sekundenbruchteile? Nicht einmal ein kleines Quietschen? Sorry, aber das kauft dem DSB/OVV doch kein Mensch ab.

UPDATE: Vergleiche zum Thema Flugschreiber und MH17 auch den älteren Artikel „Black Box MH17 und 4U9525: Logisch nicht nachvollziehbare Unterschiede bei der Auswertung der Flugschreiber„.

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3 Kommentare

  1. Sagen wir es mal so: Wenn eine Luftabwehrrakete die MH17 zerstört haben sollte, und die Mikrofone im Cockpit direkt zerstörte, wäre es immerhin möglich, daß der CVR keine Geräusche des Ereignisses mehr aufzeichnen konnte. Grund: die Geschwindigkeiten. Eine BUK fliegt mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit, bei der Explosion des Gefechtskopfes werden noch erheblich schnellere Projektile in Flugrichtung geschossen, und die Eigengeschwindigkeit addiert sich noch dazu. Ins Cockpit einschlagende Projektile wären damit erheblich schneller als der Schall, mit dem sie verbunden sind.

    Allerdings sagen auch Waffenexperten, daß genau wegen dieser enormen Geschwindigkeiten eine BUK an der Maschine erheblich mehr Schäden als ein durchlöchertes Cockpit hätte verursachen müssen. Stichwort Reibungshitze.

    Dennoch hinterläßt der Vergleich der verschiedenen Flugzeugunglücke natürlich ein ungutes Gefühl, ein Gefühl, um wichtige, aber halt nicht ins westliche Kalkül passende Informationen betrogen zu werden. Ähnlich war das auch schon beim Absturz der Germanwings-Maschine. Aufgrund der Umstände des Absturzes war dort wirklich ALLES zerstört! Inklusive der Flugschreiber! Alles war in winzige Trümmer zerborsten, und die Hoffnungen, die Speicherchips noch zu finden und auswerten zu können, waren anfangs gering. Dennoch dauerte es nur gut eine Woche (24. März -> 3. April), ehe die Öffentlichkeit über die Auswertung des Stimmrekorders (CVR) informiert wurde!! Mit Inhaltsangabe!!!

    Die Flugschreiber von MH17 waren intakt – und wir wissen bis heute nichts.

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