Das Online-Lexikon Wikipedia ist ein beliebtes Nachschlagewerk und insgesamt eine tolle Sache und mittlerweile so etwas wie ein Standard für die meisten Internetnutzer. In den letzten Jahren wurden immer mehr Stimmen laut, die von Manipulationen und Propaganda in der Wikipedia zugunsten der Westlichen Wertegemeinschaft, der NATO, der „Eliten“, des Neoliberalismus etc. berichteten. Tatsächlich sind naturwissenschaftliche oder politisch eher unverdächtige Artikel in der Wikipedia überwiegend von sehr guter Qualität. Beiträge zu politisch-gesellschaftlich-wirtschaftliche Themenfeldern, westlichen Regierungskritikern oder aktuelle Krisen- und Kriegsgebieten sind jedoch überwiegend im Sinne der westlichen Propaganda gefärbt. Besonders deutlich wird dies ausgerechnet im Wikipedia-Lexikonartikel zu „Propaganda“. Peinlicher geht es wohl kaum.
Der Wikipedia-Artikel zu „Propaganda“ (hier in der Fassung vom 11.3.2017, 14:30 Uhr, zitiert) beginnt ganz vernünftig und neutral und mit einer nützlichen Definition: „Propaganda (von lateinisch propagare ‚weiter ausbreiten, ausbreiten, verbreiten‘) bezeichnet in seiner modernen Bedeutung[1] die zielgerichteten Versuche, politische Meinungen und öffentliche Sichtweisen zu formen, Erkenntnisse zu manipulieren und das Verhalten in eine vom Propagandisten oder Herrscher erwünschte Richtung zu steuern.[2][3][4][5] Dies steht im Gegensatz zu pluralistischen[6] und kritischen[7] Sichtweisen, welche durch unterschiedliche Erfahrungen, Beobachtungen und Bewertungen sowie einen rationalen Diskurs[8][9] geformt werden.„.
Über diese Definiton kann man im Großen und Ganzen nicht meckern und sie sicherlich ohne schlechtes Gewissen verwenden. Der Wikipedia-Artikel enthält dann einiges zur Begrifflichkeit von Propaganda und zur Entstehungsgeschichte und nennt wichtige historische Beispiele. Nach dem historischen Teil, der zuletzt Propaganda in der Bundesrepublik und in der DDR während des Kalten Krieges anschneidet, wird es dann im Menüpunkt „Zeitgenössische Propaganda“ dreckig und der angeblich qualitativ hochwertige Lexikonartikel „Propaganda“ bei Wikipedia wird selbst zu – erstaunlich billiger und dreister – Propaganda:
„Zeitgenössische Propaganda
Russische Propaganda
Kurz nach der Perestroika und dem Terroranschlag in Beslan in September 2004 verstärkte Präsident Putin ein vom Kreml getragenes Projekt, um das Bild Russlands in der Welt zu verbessern.[34] Ein Hauptprojekt war 2005 die Schaffung des englischsprachigen Programms von Russia Today, das ein 24-Stunden Programm an aktuellen Nachrichten anbietet und nach dem Vorbild dem US-amerikanischen Sender CNN gestaltet wurde. Es wurde anfangs mit 30 Millionen Dollar aus öffentlichen Mitteln finanziert.[35][36] In einer CBS News-Sendung über den Start des Senders wird Boris Kagarlitsky mit der Äußerung zitiert, es sei weitgehend eine Fortsetzung der alten Sowjetpropaganda. („very much a continuation of the old Soviet propaganda services“).[37]
US-amerikanische Propaganda
Im Zuge des Krieges gegen den Terror startete das Verteidigungsministerium der Vereinigen Staaten eine Propaganda-Kampagne, um die Sichtweise der amerikanischen Regierung zu außenpolitischen Themen wie dem Irak (siehe Irakkrieg), Afghanistan (siehe Afghanistankrieg) und Guantanamo in der Öffentlichkeit zu verankern. Das Ministerium lies Veteranen im Radio und Fernsehen als unabhängige Experten auftreten; tatsächlich verbreiteten diese jedoch die Sichtweise der US-Regierung.[38][39] Die Kampagne wurde 2008 von der New York Times aufgedeckt, die dafür den Pulitzer-Preis für investigativen Journalismus erhielt.[40]“
Wir lernen also, dass es heute ganz viel russische Propaganda gäbe („verifiziert“ durch eine entsprechende Aussage in einer CBS-Sendung über den russischen Auslandssender), während es in den USA zwar mal vor einem Jahrzehnt eine Propagandakampagne gegeben habe, die jedoch seit 2008 auch vorbei sei, weil sie von heldenhaften Journalisten des Westens – von der New York Times – aufgedeckt wurde.
Was für ein schlechter Witz …
Mehr zum Stichwort Propaganda bei Blauer Bote Magazin …
UPDATE: Auch die Nachdenkseiten hatten dieser Tage in dem Artikel „Willkommen in Absurdistan – wie die Wikipedia sich selbst zerstört“ etwas Ähnliches zu Wikipedia zu berichten: „[…] Für das weite Feld der Geisteswissenschaften ist die Wikipedia jedoch leider auch eine Tummelwiese für Schreibtischkrieger, die unter dem Banner der „Neutralität“ dafür kämpfen, ihre eigene weltanschauliche Sichtweise zur „objektiven Wahrheit“ zu machen. Das ist genau so grotesk, wie es sich anhört. Ein Blick auf die Wikipediaeinträge der NachDenkSeiten, des NachDenkSeiten-Herausgebers Albrecht Müller und der dazugehörigen Diskussionsseiten (NachDenkSeiten , Albrecht Müller ) bietet einen erschreckenden Einblick in das Innenleben einer Gemeinschaft, in der nicht gute Argumente zählen, sondern Beharrlichkeit und das Pochen auf ein willkürliches und für Außenstehende absurdes Regelwerk. Wenn die Wikipedia es nicht schafft, sich von innen heraus zu reformieren, wird sie schon sehr bald nicht mehr als Lexikon brauchbar sein. […]“
Doku zu Wikipedia:
https://www.youtube.com/watch?v=llj87Z666gs
Besonders eifrige Wissensverbreiter:
http://www.israelnationalnews.com/News/News.aspx/139189