Der fruchtbarste Ackerboden der Welt ist die Schwarzerde, auch Tschernosem genannt. In Deutschland gibt es nur sehr kleine Gebiete mit Schwarzerdeboden: zum Beispiel in der Magdeburger Börde, der Hildesheimer Börde und im Thüringer Becken. In diesen Schwarzerdegebieten gibt es die fruchtbarsten deutschen Böden. Weltweit gibt es wesentlich größere Vorkommen von Schwarzerde. Ein großer Teil davon befindet sich in der Ukraine. Das Land ist ungefähr zur Hälfte (45–56%) seiner Fläche mit diesen superertragreichen Böden bedeckt. Das bedeutet: Das Schwarzerdegebiet der Ukraine ist ungefähr so groß wie die gesamte Bundesrepublik Deutschland!
Wikipedia schreibt zur Bodenstruktur der Ukraine: „Die Ukraine war schon zur Zeit der Zaren eines der fruchtbarsten landwirtschaftlichen Gebiete Europas. Das Land ist von einer dicken Schicht sehr fruchtbarer Erde dominiert, dem Schwarzerde-Gürtel (Tschoronozem), der im Waldsteppengebiet am mittleren Dnepr beginnt und weiter südlich im Steppengebiet seine größte Mächtigkeit erreicht. Schwarzerde-Böden bedecken 56 Prozent der Fläche der Ukraine. Große Teile davon werden als Ackerland genutzt. Noch zu Beginn des Jahrhunderts war dieser fruchtbare Lößboden bis zu drei Meter dick, heute erreicht die Stärke kaum mehr als die Hälfte. Die Ursache dafür ist Erosion durch übermäßige Beanspruchung und falsche Bepflügung durch die ehemaligen Kolchosen. Auch heute ermöglicht dieser Boden große Erträge. […]“. Auch die ukrainische Website agritour.com.ua bietet gute Informationen zu ukrainischen Böden: „Boden der Ukraine – der größte Schatz der Landwirtschaft„.
Dass da wahre agrarökonomische Schätze „darauf warten“, gehoben zu werden, blieb natürlich auch dem Ausland nicht verborgen (auch wenn man sich wundert, dass der Run auf diese Böden – schließlich ist Schwarzerde als Boden geradezu „legendär“ und jeder Agrarwissenschaftler, -wirtschaftler oder Geograph weiß das natürlich – nicht schon viel früher, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, vonstatten ging). Die FAZ schrieb im März diesen Jahres: „Die Kornkammer Europas. Die Ukraine besitzt die fruchtbarsten Böden der Welt, die Schwarzerde sorgt für ertragreiche Ernten. Doch der für das Land so wichtige Getreideexport könnte durch die politische Krise bedroht sein.“. Bereits vor zwei Jahren schrieb die österreichische diepresse.com: „Schwarzerde zu Dumpingpreisen Investoren entdecken Osteuropa. In der Ukraine liegen riesige Flächen kostbarsten Ackerlands brach. Investoren aus Westeuropa und den Golfstaaten kaufen in Osteuropa billiges Agrarland in Bausch und Boden.“.
Bisher hatten die (westlichen) Investoren in der Ukraine allerdings Probleme, wie sie beispielsweise die Neue Zürcher Zeitung vor einem Jahr beschrieb: „Die Konzentration der politischen Macht auf den Umkreis von Präsident Janukowitsch und die Interessen der ihn finanziell absichernden Oligarchen lassen internationale Investoren ein schwieriges Geschäftsterrain erwarten.“. Weiter heißt es in dem NZZ-Artikel auch: „Unsicherheit besteht auch hinsichtlich der Frage der Liberalisierung von Landbesitz. Eine Reform, an deren Ende ein eingeschränkter Markt mit Agrarland stehen sollte, wurde schon wiederholt avisiert, doch gilt bis 2016 ein Moratorium. Was nachher kommt, ist ungewiss. Wo der Staat mit welchen Instrumenten Einfluss nehmen können wird, welche Prioritäten er setzen kann, ist noch offen – und damit auch, welche Käufer von der Staatsmacht bevorzugt behandelt werden könnten. Landbesitz für Unternehmen ist im gegenwärtig diskutierten Gesetzesvorschlag noch immer nicht vorgesehen. Dennoch sind die Möglichkeiten des ukrainischen Agrarsektors auch für westliche Spieler substanziell.“.
Der NZZ-Artikel aus dem Jahre 2013 beschreibt die Situation vor dem wahlweise ukrainische Revolution oder Maidan-Putsch genannten politischen Ereignis des aktuellen Jahres. Mit der aktuellen prowestlichen Kiewer Regierung um Petro Poroschenko und Arsenij Jazenjuk dürfte sich auch das Klima für ausländische (westliche, nicht etwa chinesische) Agrarinvestoren stark gewandelt haben. Land Grabbing beziehungsweise massenhafte Landkäufe durch Investoren in Afrika oder auch Rumänien oder Ostdeutschland dürfte gegen das, was jetzt in der Ukraine zu erwarten ist, ein Witz sein.