Das ist selbst für den wilden Osten harter Tobak: Eigentlich hatte sie nur ein Interview mit ihm für ihre Schülerzeitung geführt und ihn – unter anderem – auf die Gerüchte um seine mögliche Stasi-Vergangenheit und seine fehlende Distanz zum Rechtsextremismus als Bürgermeister von Hiddensee in Mecklenburg-Vorpommern angesprochen. Später wollte er von seinen Aussagen offensichtlich nichts mehr wissen und fuhr schwere Geschütze gegen die 16jährige auf, die nun die Welt nicht mehr versteht.
Wie Spiegel-Online berichtet, hat der ehemals der CDU angehörige Bürgermeister Thomas Gens, der vor seiner CDU-Zeit Funktionär der rechtsextremen Partei DVU war, Schritte gegen die Schülerin eingeleitet, die beteuert, daß die Aussagen des Bürgermeisters genau so wie in der Schülerzeitung abgedruckt gefallen sind und das auch sonst die bei einem Interview üblichen Formalitäten (z.B. Freigabe durch den Interviewten) eingehalten wurden.
Gens, der möglicherweise bei der Freigabe des Interviews nur sehr flüchtig über den Text schaute, versuchte mit einem Brief an die – für eine Schülerzeitung gar nicht zuständige und nicht weisungsbefugte – Schulleitung die Verbreitung des Interviews zu verhindern und bemängelt fehlende „ladungsfähige Adressen“ der verantwortlichen Schüler im Impressum, wie Spiegel Online berichtet. Weiter droht er, die verantwortliche Schülerin kostenpflichtig abzumahnen und Lizenzgebühren zu verlangen, da sie ein Foto von ihm ohne Erlaubnis abgedruckt habe.
Letzteres stellt wohl den unstrittig einzigen Fauxpas der minderjährigen Schülerin dar. Für den Bürgermeister, der seine eigenen Stasi-Verstrickungen und seine Rechtsaußen-Vergangeheit locker flockig ganz, ganz klein redet, ein willkommenes Kampfmittel gegen die Presse- und Meinungsfreiheit im beschaulichen Ostseebad Hiddensee. Gelernt ist eben gelernt.
Typisch für die heutige Medienlandschaft: die Leute wissen nicht, worüber sie schreiben, aber das mit ganzer Kraft. Es gibt kein Ostseebad Hiddensee, aber die Insel Hiddensse gibt es. Hoffentlich kennt sich der Schreiben mit den Inhalten seines Beitrages aus, meine Hoffnung ist nicht groß – aber schön, wenn die Staasikeule geschwungen werden kann, ist der Rest doch egal.
Mit der „Kritik“ kann man leben. Danke für den Beitrag.
http://www.seebad-hiddensee.de/ Seebad ohne „Ost“ 😉