Er ist wahrscheinlich der bekannteste französische Schauspieler der Gegenwart und auch international ein gefragter Star: Gérard Depardieu, verhaltensauffälliger Nationalheld, Hobbywinzer und Charakterdarsteller aus einfachen Familienverhältnissen. Zur Zeit arbeitet er grade eifrig daran, sein eigenes Denkmal zu zerstören. Depardieu zeigt sein wahres Gesicht.
In Frankreich ist zur Zeit eine Regierung an der Macht, die tatsächlich Anstalten macht, die massive Umverteilung von den Armen, der Mittelschicht und den „kleinen“ Millionären hin zu den Superreichen etwas zu bremsen. Ein Spitzensteuersatz von 75% ist im Gespräch, für Menschen, die sehr, sehr viel Geld verdienen. Was würden die meisten Franzosen nicht dafür geben, tatsächlich einen solchen Steuersatz zahlen zu dürfen, würde das doch bedeuten, daß sie absolute Spitzenverdiener wären, die auch mit den verbleibenden 25% über ein im Vergleich zu ihrem aktuellen Verdienst zigfaches Einkommen verfügen würden.
Gérard Depardieu hat für all das kein Verständnis. Er flüchtet aus genau eben diesen Steuergründen mit viel Tamtam ins französischsprachige und Paris-nahe Belgien, wo die Steuersätze noch nach dem Geschmack der reichsten Franzosen sind. Depardieu hat in all den Jahren seiner Karriere und besonders auch zu deren Start, immer davon gelebt, daß er der Charakterdarsteller mit Ecken und Kanten aus einfachsten Verhältnissen war, irgendwie roh und authentisch. Das Volk hat ihn geliebt und seine Schauspielkarriere ermöglicht.
Nun, im Alter von 63 Jahren, als Mann mit einem Vermögen im dreistelligen Millionenbereich, sind ihm die, die seine Karriere ermöglicht haben, einfach völlig egal. Er scheißt – bildlich gesprochen – Millionen Menschen in seiner Heimat vor die Haustür. Und das alles nur, weil er für seine zukünftigen Einnahmen einen höheren Steuersatz zahlen soll. Oh mein Gott, plötzlich bleiben also nur noch 2,5 Millionen von den 10 Millionen Jahreseinnahmen? Solche Probleme hätten andere Menschen gerne.
Was treibt einen schwerreichen und beliebten Menschen im Rentenalter dazu, wegen ein paar zu sparenden Kröten das Land zu verlassen? Geiz? Oder spielt hier noch etwas politischer Extremismus mit rein? Denn Depardieu verbindet seine groß angelegte Steuerflucht noch mit Hetze gegen die sozialistische Regierung Frankreichs. Und will sogar seinen französischen Pass abgeben. Er wirft seine verbleibende Popularität in die Waagschale, um die rechte Opposition zu unterstützen.
Ach Depardieu, hättest Du doch wenigstens die Klappe gehalten. Das Volk hat Dich wegen Deiner Rollen als egoistisches authentisches Schwein geliebt und Dich als Charakterdarsteller wie auch als Mainstream-Schauspieler gefeiert. Nun wirfst Du alles über den Haufen, wegen ein paar Euros. Und läßt Dich von Deinen neuen reichen Freunden korrumpieren, wirst zum politischen Extremisten und Selbstmordattentäter am eigenen Ruhm. Die anderen reichen Säcke, für die Du Dein Leben in die Waagschale wirfst, lachen sich kaputt. Sie haben es wohl doch noch geschafft, sich den kleinen Emporkömmling dienstbar zu machen.
Oh, er ist natürlich Berufswinzer. Mein Fehler.