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Texanisches Ministerium für öffentliche Sicherheit zu Uvalde-Massaker: Polizist vor Ort wurde verhaftet, weil er den Attentäter unschädlich machen wollte

Erschreckende Meldungen zu dem Massaker an der Robb Elementary School in Texas in den USA: Gegenüber Senatoren mussten die texanischen Behörden einräumen, dass ein während des Schulmassakers vor Ort im Einsatz befindlicher Polizist des Schulbezirks festgenommen wurde, weil er versuchen wollte, in den Klassenraum einzudringen, in dem seine Frau, die Lehrerin Eva Mireles, im Sterben lag. Die angeschossene Lehrerin hatte zuvor per Telefon einen Hilferuf an ihren Mann abgesetzt. Dem Polizisten wurde die Waffe abgenommen. Wer konkret ihn verhaftet hat, wurde nicht mitgeteilt.

Deutsche Medien wiederum bringen zeitgleich eine ganz andere Version der Geschichte als die Medien aus dem angelsächsischen Raum. Der Berliner Tagesspiegel oder die deutsche Hauptnachrichtensendung Tagesschau beispielsweise beziehen sich ebenfalls auf die neuen Aussagen aus Texas, unterschlagen dabei aber den Polizisten, der eingreifen wollte und verhaftet wurde, und vermitteln schließlich, die Polizisten vor Ort hätten ewig vor dem Flur herumgestanden und trotz flehender Kinder nicht eingreifen wollen. Dass sie daran gehindert wurden, ist nirgends zu lesen.

Die britische Zeitung The Independent schrieb am 22. Juni 2022 zu dieser Angelegenheit:

„Einer der Beamten, die bei der Massenerschießung in der Robb-Grundschule in Uvalde vor Ort waren, wurde festgenommen, nachdem er versucht hatte, eines der Klassenzimmer zu betreten, nachdem er einen Anruf von seiner blutenden Frau erhalten hatte, die sich darin befand, sagte ein hoher Beamter des texanischen Ministeriums für öffentliche Sicherheit.“

ksat.com schrieb am 21. Juni 2022 zur Verhinderung des Rettungseinsatzes der lokalen Polizei beziehungsweise des lokalen Polizisten:

„Der Direktor des texanischen Ministeriums für öffentliche Sicherheit, Oberst Steven McCraw, enthüllte, dass der Ehemann der ermordeten Grundschullehrerin Eva Mireles versuchte, sie zu retten, ihm aber dies verweigert wurde. Ruben Ruiz ist ein Polizist des Schulbezirks und war vor Ort, nachdem der Schütze die Schule betreten und das Feuer eröffnet hatte. McCraw sagte, Mireles habe Ruiz angerufen und ihm gesagt, dass ’sie angeschossen worden war und im Sterben lag‘. ‚Und was mit ihm passiert ist, ist, dass er versucht hat, sich in den Flur zu bewegen‘, sagte McCraw. ‚Er wurde festgenommen und sie nahmen ihm seine Waffe weg und eskortierten ihn vom Tatort.‘. McCraw sagte nicht, wer Ruiz konkret festgenommen hatte.“

Beim Berliner Tagesspiegel liest sich das Ganze am 22. Juni 2022 mit Bezugnahme auf die Aussagen McCraws dann so:

„Der Täter hatte am 24. Mai an einer Grundschule in der texanischen Kleinstadt Uvalde 19 Kinder und zwei Lehrerinnen erschossen. Der Angreifer hatte in zwei miteinander verbundenen Klassenräumen mit einem Sturmgewehr auf die Kinder und Lehrerinnen gefeuert. (…) In einer solchen Lage reiche im Zweifel ein Polizist mit einer Waffe, um reinzugehen und den Amokläufer zu stoppen – auch wenn das ein Risiko für den Beamten darstelle. ‚Wenn Sie dort sind, haben Sie die Pflicht, sofort einzugreifen und den Schützen aufzuhalten.‘. (…) Schon kurz nach dem Verbrechen war bekannt geworden, dass bereits zu einem frühen Zeitpunkt diverse Polizisten im Flur vor dem Klassenraum waren, aber lange keinerlei Versuche unternahmen, in den Raum einzudringen – obwohl Kinder aus dem Inneren mehrfach verzweifelt bei der Polizei anriefen. Erst mehr als 75 Minuten, nachdem der Schütze das Feuer eröffnet hatte, gingen Einsatzkräfte in den Raum und töteten den Täter.“

Die Tagesschau brachte schon am Abend des Vortages – 21. Juni 2022 – einen zum Tagesspiegel-Artikel fast identischen Artikel, in dem der Rettungsversuch „selbstverständlich“ auch unter den Tisch fällt, es aber beispielsweise ebenfalls heißt:

„Nichts von alldem wäre nötig gewesen, argumentierte McCraw. In einer solchen Lage reiche im Zweifel ein Polizist mit einer Waffe, um reinzugehen und den Amokläufer zu stoppen – auch wenn das ein Risiko für den Beamten darstelle. ‚Wenn Sie dort sind, haben Sie die Pflicht, sofort einzugreifen und den Schützen aufzuhalten.'“

Was nach der Lektüre der englischsprachigen Nachrichten zu dem Massaker an Lehrerinnen und Grundschulkindern wie Absicht aussieht, die Verhinderung des Ausschaltens des Attentäters beziehungsweise die Rettung der Verwundeten, wird beim Tagesspiegel, Tagesschau und Co zu einem „unerklärlichen Polizeiversagen“, inklusive des kompletten Verschweigens der Story der Verhaftung eines Polizisten… Wie muss man eigentlich drauf sein, um die Originalaussagen so zu drehen?

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