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Ehrenrettungsversuche der Presse

horizont

Die Medien verlassen das sinkende Schiff: Schuld seien doch die Ukrainer, weniger die Journalisten. Moment, der Russe war nicht Schuld? Mediale Absetzbewegungen in der Ukraine-Krise … Hans-Ulrich Jörges gestern beim Deutschen Medienkongress: „Die bewusste Lüge ist nicht unser Problem“ (Horizont). Was durchzudiskutieren wäre. In sehr vielen Fällen zumindest. Immerhin gibt er groteske Falschberichterstattung zu. Zitat Jörges:

„[…] Schönfärberei, Propagandismus, Oberflächlichkeit, Gedächtnisverlust und Verstoß gegen Recherchepflichten‘. […] Propagandismus wiederum habe sich durch die gesamte Berichterstattung über den Ukraine-Konflikt gezogen. Offenbar ukrainischer Desinformation sei man aufgesessen, ‚als etwa ein Sturm russischer Truppen auf die Metropole Mariupol vorausgesagt wurde und Fernsehteams schon vorausgeschickt wurden, um ihn nicht zu verpassen‘.“.

Ja, „Hunderte russische Panzer! Invasion! Einmarsch Russlands in der Ukraine!“ schrien die deutschen Medien Ende August 2014, wir erinnern uns … Wenige Wochen später musste Bundesaußenminister Steinmeier vor der UN-Generalversammlung zugeben, dass dies nicht stimmte – und ausgerechnet diesen Teil seiner Rede – und oft nur diesen – klammerten die deutschen Medien aus. Und viele Journalisten behaupten heute noch, es habe diesen Pseudo-Einmarsch einer riesigen russischen Armee gegeben (vor der niemand auch nur ein einziges Bild vorweisen konnte). Wer das kritisiert, wird auch heute noch gerne von Journalisten, Politikern und „Pro-NATO-Aktivisten“ als Putintroll beschimpft.

Auszug aus Steinmeiers Rede vor der UNO-Vollversammlung (hier die komplette Rede von Außenminister Steinmeier bei der 69. Generalversammlung der Vereinten Nationen, New York, auf der Website des Auswärtigen Amtes) vom 27.09.2014:

„Ich mache mir keine Illusionen. Noch sind wir weit entfernt von einer politischen Lösung. Aber wahr ist auch: Vor wenigen Wochen standen wir vor einer unmittelbaren militärischen Konfrontation zwischen russischen und ukrainischen Streitkräften. Diplomatie hat das Äußerste verhindert. Jetzt kommt es darauf an, dass die Waffen dauerhaft schweigen, und dass wir eine politische Lösung erreichen – eine Lösung im Einklang mit den Grundsätzen des Völkerrechts – unter Wahrung der Einheit der Ukraine!“

Mehr zum Ukraine-Konflikt.

(Trotz allem ein kleines Lob an Herrn Jörges für diese Ehrlichkeit. Man ist ja heutzutage schon mit wenig zufrieden, was den Qualitätsjournalismus in der „Freien Welt“ angeht.)

 

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