„Schalke giert nach dem zweiten Sieg über Podolski“ titelt das rechte Nachrichtenmagazin „Focus“ dieser Tage. Es benutzt hier einen Begriff, der im Sport – und hier vor allem im Fußball mit seiner grenzdebilen Schwätzexperten-Fachsprache – in den letzten Jahren in einer positiven Bedeutung Einzug gehalten hat: Gier.
Längst haben sich die Sportzuschauer an diesen Begriff gewöhnt. Die Wenigsten fassen sich noch wie vor ein paar Jahren an den Kopf, wenn von Gier auf dem Fußballfeld die Rede ist. Kaum einer noch, der denkt oder gar ausspricht: „Sind die denn jetzt verrückt geworden?“ oder den es ob dieser Konstruktion ekelt. Die Gier ersetzt längst auch offiziell den Sportsgeist (den hätte man wenigstens als scheinheilige Staffage behalten können).
Sicher ist es kein Zufall, daß ausgerechnet rechtsgerichtete neoliberal-neokonservative Medien wie Focus oder die Bild-„Zeitung“ solche Begriffe auch dem gemeinen Volk schmackhaft machen wollen. In der Wirtschaft ist die Gier ja nun schon seit geraumer Zeit positiv besetzt. Der Gierige ist der Gewinner.
Warum sollte solch ein kranker „Wert“ nicht – mehr oder minder zur Rechtfertigung des Raubtierkapitalismus – über den Sport auch in die breite Masse transferiert werden? Ob da ein Plan dahinter steht? Wahrscheinlich nicht. Wahrscheinlich ist dafür nicht mal ein wenig Spin-Doctoring nötig. Die Denkweise gewisser Protagonisten der Gesellschaft ist schon so weit mit dem Begriff „Gier“ infiltriert, daß das schon von alleine so kommt.