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Behinderter Junge für Kriegspropaganda mißbraucht

Beobachtern des Syrienkrieges ist klar, dass für die gemeinsame Propaganda der Angreifer – der Westen unter der Führung der USA, Al Qaida, Türkei, Katar, Saudi-Arabien, Ahrar al-Sham und andere – immer wieder Kinder mißbraucht werden. So ereignete sich auch in den letzten Tagen ein Fall, bei dem ein weiteres Kind zu Propagandazwecken benutzt wurde. Einem syrischen Jungen namens Abdulbaset Ta’an sollen die Beine bei einem angeblichen Luftangriff mit angeblichen Faßbomben weggerissen worden sein. Wie immer bei solchen Meldungen aus den Al-Qaida-Gebieten handelt es sich um eine billige Fälschung. Diese wurde gemeinsam mit den türkischen Behörden durchgeführt und wie immer von den westlichen Medien als „die Wahrheit“ verbreitet.

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Bild: Ein 30-sekündiges Video zeigt die angebliche Rettung des Jungen, dem angeblich gerade beide Beine weggesprengt wurden.

Wäre ein solcher Luftangriff tatsächlich so passiert, wäre der Junge innerhalb kürzester Zeit verblutet. Zwar können sich die Hauptschlagadern in einem solchen Fall – Abtrennung der Beine – zusammenziehen und dadurch die Blutung stark eindämmen, jedoch braucht es dennoch eine schnelle medizinische Versorgung, um zu überleben. Das 30-sekündige Propagandavideo, welches seine angebliche Rettung zeigt (siehe Bildstrecke oben), ist medizinisch völlig unplausibel. Die „Retter“ des Jungen legen in erst einmal auf den Boden vor einen Jeep und laufen herum. Der Mann, der den Jungen auf den Boden vor den Jeep legt (!), soll übrigens Medienberichten zufolge der Vater des Jungen sein …

In einem Artikel des Schweizer Tagesanzeigers von 2011 heißt es zu ähnlichen Verletzungen von US-Soldaten in Irak und Afghanistan: „Seit 2004 erhalten die US-Soldaten in Afghanistan zwei Aderpressen für die Erste Hilfe. Entgegen dem ausdrücklichen Befehl aber verpacken sie die Pressen nicht im Kampfanzug, sondern binden sie lose um den Oberschenkel, bevor sie auf Patrouille gehen. Der Grund: Treten sie auf einen Sprengkörper, können sie die Pressen sofort anziehen. Wenn der Verletzte die Blutung damit rasch und wirksam stoppt, verliert er zwar einen Fuss oder ein halbes Bein, aber er überlebt mit grösster Wahrscheinlichkeit. […] Ganz anders präsentiert sich das Bild heute: «In Irak und Afghanistan werden die Soldaten nicht erschossen, sondern in die Luft gesprengt», so Glasser. Die grosse Mehrheit überlebt dank den Kevlar-Schutzwesten, den Aderpressen und der raschen Evakuation.“.

Zurück zu dem Video mit der angeblichen Rettung des verstümmelten Kindes: Dass gerade ein Luftangriff beziehungsweise eine Bombardierung stattfinden soll, wie die kleine Rauchwolke im Hintergrund offenbar zeigen soll, scheint die „Helfer“ auch nicht zu interessieren. Dass der tatsächliche oder angebliche Vater des Jungen (oder wer auch immer das sein) diesen mit einer Hand anfaßt und in der anderen Hand ein Walkie Talkie hält (siehe Bild unten, rechts), macht die ganze Szenerie noch einmal unglaubwürdiger. Wie soll ein angeblich so schwer verletzter Junge das alles überleben bei so einer „Erstversorgung“?

Nach seiner „Rettung“ soll der Junge zuerst einen Tag in einem ungenannten syrischen Krankenhaus verbracht haben und dann in die Türkei gebracht worden sein. Die türkische Regierung verbreitete dazu das folgende Propagandavideo:

In der Türkei traf er ein anderes Propagandakind des Syrienkrieges: Das siebenjährige arabischsprachige Mädchen „Bana Alabed“ besuchte den Jungen zwei Tage nach dem angeblichen Angriff in Syrien im Krankenhaus in der Türkei und twitterte in recht gutem Englisch darüber (siehe Bild unten). An der ganzen Aktion um den Jungen war Humanitarian Relief beteiligt: Eine Organisation, die von der türkischen Regierung regelmäßig im Syrienkrieg für Propaganda eingesetzt wird, und auch bei der angeblichen oder tatsächlichen „Rettung“ von Bana Alabed aus Aleppo im Einsatz war.

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Bild: Einem syrischen Jungen wurden angeblich gerade die Beine weggesprengt. Dennoch verblutet er nicht. „Bana Alabed“ besucht ihn zwei Tage später in der Türkei.

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wurden dem Jungen die Beine bereits lange zuvor amputiert, wenn auch wahrscheinlich aufgrund eines kriegsbedingten Ereignisses. Mehr zu dem Fall des für die Propaganda mißbrauchten behinderten Jungen, inklusiver weiterer Kritikpunkte, auch bei 21st Century Wire: „‘Legless Abdulbasit’ – More Fake News from Syria’s ‘Moderate Rebel’ Media Machine„.

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Zum Abschluss noch ein Zitat des deutschen Propagandaforschers und Politikwissenschaftlers Professor Jörg Becker aus einem “polemischen Interview” mit dem deutschen Journalisten Armin Siebert vom 14.1.2017:

Siebert: Im Fernsehen hab ich gesehen, wie sogenannte Aktivisten aus Aleppo berichtet haben. Da haben selbst Sechsjährige getwittert. Schon stark, wie schnell und live das heute direkt und authentisch in unsere Wohnzimmer übertragen wird. 

Prof. Becker: In der Kriegsberichtserstattung ist der Missbrauch von Kleinkindern eine üble Form von Kriegsjournalismus. Dort, wo kleine Mädchen auftauchen, ist nur noch Propaganda im Spiel. Dass unsere Medien dieses Spiel mitspielen, ist unerträglich. Das war schon eine der Trickkisten vom Adolf.

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