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Günter Meyer zu Syrien

Der Wissenschaftler Professor Günter Meyer von der Universität Mainz ist Geograph und Orientexperte und nimmt als Experte in den Medien regelmäßig in Interviews Stellung zum Syrienkrieg. In den letzten Wochen hat er beispielsweise mit dem Deutschlandfunk, dem Tagesanzeiger aus der Schweiz und Web.de gesprochen. Von den deutschen Universitätsgelehrten, unabhängigen Experten dürfte er der gefragteste zu Syrien sein, auch wenn seine Medienpräsenz an die von Personen aus Lobbygruppen mit wissenschaftlicher Ausbildung nicht heranreicht. Im Folgenden einige Interessante Auszüge aus diesen lesenswerten Interviews mit Meyer zu Syrien in den genannten Medien:

Web.de: „Syrien-Konflikt und die Chancen auf Frieden unter Baschar al-Assad: Nahost-Experte klärt auf„, 5. November 2016. „Ein Frieden in Syrien ist auf absehbare Zeit höchst unwahrscheinlich. Sie haben auf der einen Seite das Regime, das von Russland und dem Iran unterstützt wird. Das Regime setzt auf die Eroberung des Ostteils von Aleppo. Jedoch kontrolliert diesen Teil die Nusra-Front, der Ableger von Al-Kaida, gemeinsam mit anderen dschihadistischen Extremisten. Wir hören ständig davon, dass die Zivilbevölkerung von den Russen und dem Regime zerbombt wird. Es ist aber keine Rede davon, dass die Dschihadisten die Waffenruhe von Anfang an abgelehnt haben und die Zivilbevölkerung als menschliches Schutzschild missbraucht wird. Die Scharfschützen der Extremisten verhindern, dass sich die Einwohner im belagerten Ost-Aleppo über die von den Russen geöffneten Korridore in Sicherheit bringen können. Weitgehend verschwiegen wird der seit Tagen anhaltende massive Beschuss der Wohngebiete im Westteil Aleppos durch Raketen und Artillerie der Dschihadisten. […] Eine Niederlage der von den USA unterstützten Rebellen in Ost-Aleppo wäre für Präsident Barack Obama eine riesige Demütigung. Deswegen setzt Washington alles daran, um das zu verhindern.“.

Deutschlandfunk: „Neue Syrien-Gespräche. ‚Auch die USA haben Städte bombardiert‘„, 15. Oktober 2016. „Selbst der Chef der Generalstäbe der US-amerikanischen Streitkräfte hat vor gut einer Woche bei einer Anhörung im Kongress erklärt, es gibt keinerlei Hinweise, keinerlei Beweise dafür, wer für diesen Angriff verantwortlich ist, und das sagt der Chef des amerikanischen Stabes, während der Außenminister erklärt, selbstverständlich die Russen sind dafür verantwortlich. Die Russen haben inzwischen klar auf den Tisch gelegt, die syrischen Streitkräfte verfügen überhaupt nicht über Flugzeuge, weder über Hubschrauber noch über Kampfflugzeuge, die in der Lage sind, nachts Angriffe zu fliegen. Man hat dann im Einzelnen sich angeschaut, wie sieht es denn vor Ort aus. Von Bombenangriffen war die Rede. Es gibt nirgendwo Trichter von solchen Bomben, es gibt keine Splitter, es deutet alles darauf hin, dass hier mit kleinen splitterfreien Sprengkörpern gearbeitet worden ist. Das heißt also, diese ganze Geschichte mit dem Bombenangriff von russischer Seite macht nicht den geringsten Sinn, insbesondere auch vor dem Hintergrund. Wer hätte ein Interesse daran, einen solchen Angriff durchzuführen – mit Sicherheit nicht das Regime. Alle politischen, militärischen Überlegungen machten von Anfang an klar, dass ein solcher Angriff ein humanitäres Verbrechen, ein Kriegsverbrechen auf keinen Fall dem Regime nützen kann. Zugleich in militärischer Hinsicht: die Zerstörung von einigen Tonnen Hilfsmittel macht militärisch überhaupt keinen Sinn. Das heißt, die einzigen, die ein Interesse daran gehabt haben, sind die Rebellen, und wir haben hier die Islamisten, die genau in dem Ort auch eines ihrer Hauptquartiere hatten. Das heißt, ein Angriff unter falscher Flagge mit dem einzigen Ziel, das syrische Regime dafür verantwortlich zu machen. Diese Rechnung ist aufgegangen.“.

Tagesanzeiger: „«Das führt an die Schwelle des dritten Weltkriegs»„, 21. Oktober 2016. „Welche Aussenpolitik würde Hillary Clinton als US-Präsidentin verfolgen? Antworten liefert ein Strategiepapier eines Thinktanks. Experte Günter Meyer hat es analysiert. […] Das Konzept trägt den programmatischen Titel: «Stärkung der amerikanischen Macht. Strategien zur Ausweitung des US-Engagements in einer hart umkämpften Weltordnung». Mit dieser Zielsetzung ist es Clinton bereits gelungen, zahlreiche Neokonservative aus dem Lager der Republikaner auf ihre Seite zu ziehen. Abgesehen von den engen persönlichen Beziehungen zwischen der Präsidentschaftskandidatin und den Autoren, setzt das Papier die Politik des militärischen Interventionismus fort, die Clinton bisher vertreten hat. […] Clinton hat immer wieder betont, dass sie eine härtere Gangart gegen Assad einschlagen will. Während Obama gerade die Einrichtung einer Flugverbotszone in Syrien entschieden abgelehnt hat, wird von Clinton nach wie vor die Einrichtung einer Flugverbotszone gefordert. Dazu ist die Zerstörung der syrischen Luftwaffenbasen durch Marschflugkörper geplant. Nachdem Russland inzwischen zahlreiche Abwehrsysteme gegen ballistische Raketen in Syrien installiert hat, würde diese militärische Intervention der USA unvermeidlich zu einer direkten militärischen Konfrontation der beiden Nuklearmächte führen. Ob Clinton dies tatsächlich in Kauf nehmen wird oder nur blufft, bleibt abzuwarten.“.

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