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Geldschöpfungsprivileg der Banken

Zur Herstellung von neuem Geld durch Banken (nicht die Zentralbanken, sondern ganz normale Unternehmen/Konzerne) aus dem Nichts:

Journalist und Wirtschaftswissenschaftler Dr. Häring: Über das Geld:

1. Geld: Die Bank gewinnt immer

2. Geld aus dem Nichts: Privileg mit Hindernissen

3. Zinsen kann nur zahlen, wer Kredite produktiv verwendet

4. Never Waste a Good Crisis!


Mindestens 80% alles aktuellen Geldes haben private Banken aus dem Nichts – ohne dass irgendwo ein Kontostand verringert wurde – erschaffen. Die Quote bei neu hergestelltem Geld dürfte bei 90% liegen. Der Rest ist das von Zentralbanken und Regierungen gedruckte und geprägte Bargeld (sowie auch hier etwas Kredit-Luft-Geld).

Wer regiert die Welt? „Neues Geld entsteht immer dann, wenn eine Bank einen Kredit vergibt. Verleiht sie tausend Euro, dann entstehen tausend Euro neu. Entgegen der landläufigen Überzeugung werden keine Spareinlagen anderer Bankkunden verliehen. Das ist ein Mythos, der sich hartnäckig hält. In Wahrheit wird kein anderes Konto verringert, wenn ein Kreditnehmer Geld von einer Bank bekommt. Diese Geldschöpfung der privaten Banken macht einen großen Teil ihrer gesellschaftlichen Macht aus. […] Alle Entscheidungsgewalt und Souveränität einer Gesellschaft läuft am Ende auf zwei schlichte Fragen hinaus: Wer darf das Geld erschaffen? Und wer entscheidet dann über seine Verwendung? Der Clou daran: Heute erzeugen und verteilen Goldman Sachs, Barclays, Deutsche Bank und Co. fast alles Geld. Daher rührt die Macht dieser Banken, und zwar nicht nur gegenüber Privatleuten und Firmen, die auf Kredite angewiesen sind, sondern auch gegenüber Regierungen. So gut wie alle Staaten sind heute permanent bei diesen Banken verschuldet. Die absolute Souveränität liegt immer beim Geldschöpfer. Historisch gesehen war die Geldschöpfung stets das Vorrecht der eigentlichen Herrscher und Könige.“.

Bargeld verbieten? Wie Ökonomen sich die Welt zurechtbiegen. „In jüngster Zeit machen Ökonomen von sich reden, die vorschlagen, das Bargeld abzuschaffen. Peter Bofinger hat sich damit hervorgetan und auch Larry Summers und Kenneth Rogoff schlagen in diese Kerbe (einen ersten Eindruck kann man sich hier und hier verschaffen). Da staunt der Laie: Was wollen die damit erreichen, das einzige allgemeine Zahlungsmittel, das es in allen modernen Volkswirtschaften gibt, physisch aus dem Verkehr zu ziehen? Nur Bargeld, so sagt es die Geldverfassung fast aller Länder der Welt, begleicht Verbindlichkeiten eindeutig und sofort. Und dass gerade Ökonomen in einer Zeit, wo es ohnehin berechtigte Sorgen um die alltägliche Totalüberwachung der Bürger gibt, einer noch größeren Überwachungsmöglichkeit (ungewollt?) Tür und Tor öffnen, kann man auch nicht ohne weiteres verstehen. […] Weil es in Zeiten der Schuldenbremse (und einer allgemeinen Schuldenphobie) eine sinnvolle staatliche Konjunkturpolitik nicht mehr gibt, soll der Bürger durch die Abschaffung des Bargelds sozusagen zum Ersatzstaat gemacht werden, den die Notenbank über Strafzinsen jederzeit zwingen oder zumindest drängen kann, seine Ersparnisse zu verfrühstücken und so die Konjunktur zu beleben.“.

Der Verschwörungstheoretiker Norbert Häring und das Centre for European Reform. „Christian Odendahl, Chefvolkswirt des ‚pro-europäischen‘ Centre for European Reform in London hat einen Zeitungsartikel zum nicht-existenten Grundrecht auf Bargeld geschrieben. Ich erlaubte mir, auf Twitter eine kleine Offenlegung zu den Sponsoren des Instituts zu ergänzen. Das rief unerwartet heftige Reaktionen bei Herrn Odendahl und anderen hervor. Odendahl postete auf Twitter: ‚Mein Beitrag für @zeitonline: Es gibt kein Grundrecht auf Bargeld.‘. Ich ergänzte ebenfalls per Twitter: ‚Spender des Instituts: AIG-Barclays, Deutsche Bank, Fildelity, Goldman Sachs, HSBC, JP Morgan, Lloyds, Rothschild…‘ […] Das mögliche Interesse der Bankbranche an Bargeldbeschränkungen ist mindestens vierfach begründet: 1. Bargeld ist eine Konkurrenz zum Giralgeld, das die Banken selbst zum eigenen Profit schaffen können. 2. An Bargeldtransaktionen verdient die Finanzbranche nichts oder wenig, im Gegensatz zu unbaren Transaktionen. 3. Die Möglichkeit der Kunden, unbegrenzt Giroguthaben bar abzuheben, setzt die Banken einem Liquiditätsrisiko aus. 4. Die Möglichkeit der Kunden, Bargeld abzuheben erschwert es, negative Einlagenzinsen der Zentralbank an die Kunden weiterzugeben und die üblichen Margen zu erzielen.“.

Geld aus dem Nichts. Mythos oder Tatsache? „Wie kann es sein, dass es in einer so fundamentalen Frage, wie der, ob (einzelne) Banken Geld aus dem Nichts schaffen können oder nicht, über ein Jahrhundert kaum einen Fortschritt gegeben hat? Eine Ursache liegt sicherlich in der Methode, die in der Wirtschaftswissenschaft des 20. Jahrhunderts vorherrscht, nämlich die hypothetisch-deduktive Methode: Unbewiesene ‚Axiome‘ werden ‚postuliert‘, unrealistische Annahmen hinzugefügt und daraus werden theoretische Modelle gebaut. Über diese Modelle lässt sich dann trefflich streiten, was aber nicht dazu führt, dass man der Klärung der Frage, welche Theorie nun den Tatsachen entspricht, entscheidend näher kommt. Doch wie kann die Angelegenheit geklärt werden? Ganz einfach so, wie man das in ernstzunehmenden Wissenschaften macht: Durch die induktive Methode. Man verlässt die Welt der deduktiven theoretischen Modelle und lässt die empirische Realität als Schiedsrichter über die Wahrheit walten. Oder mit anderen Worten: Man klärt die Angelegenheit durch empirische Beweise. Es muss in aller Deutlichkeit gesagt werden: Die Wirtschaftswissenschaften haben sich hier nicht mit Ruhm bekleckert. Mehr als ein Jahrhundert lang (!) haben sie es nicht geschafft, eine empirische Überprüfung Ihrer Theorien durchzuführen. […] Die empirische Überprüfung erfolgte am 7. August 2013 durch Prof. Richard Werner in Form des Abschlusses eines echten Kreditvertrages bei einer kleinen, regional verwurzelten Genossenschaftsbank (Raiffeisenbank Wildenberg e.G.) in Deutschland. […] Die Durchführung der Untersuchung bei einer kleinen Bank bedeutet aber keinen Nachteil, weil alle Banken in der EU nach den gleichen europäischen Vorschriften arbeiten (müssen), womit die empirischen Informationen auf jeden Fall repräsentativ sind. Die Bank gewährte den Kredit und legte alle relevanten Aufzeichnungen der internen Buchhaltung (die Tagesbilanzen) offen, ebenso den internen Standardablauf ihres Kreditvergabeverfahrens. Es wurde eine schriftliche Vereinbarung unterzeichnet, die bestätigt, dass die geplanten Transaktionen Teil einer wissenschaftlichen empirischen Untersuchung sind und dass sich der Forscher nicht mit den Mitteln davonmacht, wenn diese auf sein persönliches Konto überwiesen werden. Weiter wurde vereinbart, dass der Kredit unmittelbar nach Abschluss der Untersuchung wieder getilgt wird.“.

Bargeldverbot würde zu mehr Kontrolle und Enteignung führen. „Man könnte es als die Speerspitze des neoliberalen Angriffs auf die Privatsphäre und das Eigentum der Bevölkerung nennen: das Bargeldverbot. Es ist kein Zufall, dass der US-Ökonom Kenneth Rogoff sich ins Zeug legt und die Abschaffung von Bargeld fordert, die inzwischen vom Wirtschaftsweisen Peter Bofinger unterstützt wird. Dabei geht es nicht nur um die Teilenteignung von Sparern über Negativzinsen, die so leichter durchzusetzen wären. Es geht dem ehemaligen Chefökonomen des Internationalen Währungsfonds (IWF) und dem IWF längst neben einer umfassenden Kontrolle der Bevölkerung und darum, die Grundlage für die „finanzielle Repression“ zu schaffen, um die ausufernde Verschuldung über die Enteignung der Sparer zu lösen. […] Aber die Erfolge sind bei der Wirtschaftsförderung auch mehr als bescheiden. Nur das Zusammenwirken von Geldschwemme, Nullzinsen, Lohndumping, billiger Energie und einem billigen Euro sorgen für ein schwächelndes Wachstum. Sogar der deutsche „Motor“ stottert trotz dieses sehr günstigen Umfelds für eine Exportwirtschaft. Das wirft ein Schlaglicht darauf, was passieren dürfte, wenn sich einige externe Faktoren verändern.“.

Geldpolitik und Strukturpolitik – zum weitgehend unverstandenen Verhältnis zweier Politikbereiche. „Günther Grunert hat gestern die wichtigen Dinge zum jüngsten Entscheid der EZB und zur Geldpolitik in diesen Zeiten im Allgemeinen schon gesagt. Eine Anmerkung scheint mir aber noch wichtig. Immer häufiger hört man das Argument, niemand wolle mehr Strukturreformen durchführen oder angeschlagene Bankbilanzen sanieren, wenn man sich bei dem anhaltenden Geldregen weiter bequem durch wursteln könne. So etwa Michael Kemmer, der Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes am 3. 12. 2015 (S. 27) in einem Kommentar im Handelsblatt. Weiter stellt er fest, das schleppende Wachstum im Euro-Raum sei wegen Überregulierung, einem zu großen Staat und der ungenügenden Vorbereitung auf den demographischen Wandel vor allem ’strukturell‘ bedingt. Die Produktivitätsentwicklung sei ’niedrig‘. Das ist ein mehr als seltsames Argument, auf das man aber immer wieder trifft. Das kann ja, übersetzt in eine verständliche Terminologie, nur heißen, dass in strukturell schwachen Volkswirtschaften die Geldpolitik restriktiver oder weniger expansiv sein sollte als in strukturell starken.“.

Banken, Zinsen, Schulden und Geld – Eine kurze Erklärung des Finanzsystems. „Zum Thema Geld und Finanzen hat aber nun fast jeder eine Meinung. Allerdings haben wohl die wenigsten ein fundiertes Basiswissen, wie die Sache mit den Banken, den Zinsen, den Schulden und dem Geld wirklich geregelt ist. Von Expertenwissen über ominöse Finanzprodukte oder politische Lobbyarbeit der Finanzwelt ganz zu schweigen. Was das Grundlagenwissen angeht, kann dem aber leicht abgeholfen werden: Es gibt einen kurzen, aber informativen dreiteiligen Zeichentrickfilm von Max von Bock, der erklärt, wie unser weltweites Finanzsystem funktioniert. Das ganze ist auch noch witzig verpackt, denn um das trockene Thema etwas unterhaltsamer zu gestalten, wird zu Beginn des Films augenzwinkernd davon ausgegangen, daß Außerirdische das Geld erfunden haben, um unseren Planeten auszubeuten (Das ist natürlich nur ein dramaturgischer Kniff, aber das Geldsystem funktioniert wirklich so).“.

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