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Der Furchtlose

Wegen seines friedenspolitischen Engagements verliert Daniele Ganser seinen letzten Lehrauftrag.

Die andere Seite: Tausendfach kommentieren Menschen in den sozialen Netzwerken, dass sie hinter Ganser stehen und die Maschen des Mainstreams längst durchschaut hätten. „Dass sich die Unis so traurig verhalten, zeigt einerseits wie ‚unabhängig‘ sie noch sind und andererseits, dass Sie, Herr Ganser, wohl Recht haben“, schreibt ein User auf Facebook, „Wir leben in einem System, in dem man, wenn man nicht mit dem Strom schwimmt, mundtot gemacht wird“, schreibt ein anderer. Die Anteilnahme an Gansers Rausschmiss ist enorm, das System demaskiere sich selbst, so die übereinstimmende Meinung der immer größer werdenden Community des in Basel lebenden Historikers und Friedensforschers.

Warum aber ist Daniele Ganser überhaupt so umstritten?

Der Schweizer stellt seit Jahren Fragen, die extrem unbequem sind, Fragen, die das Image „Wir, der Westen, sind die Guten“ demaskieren, Fragen, auf die immer mehr Menschen eine Antwort ihrer Regierungen haben wollen. Seine Vorträge im Netz zu den Ereignissen des 11. September 2001 erreichen mittlerweile ein Millionenpublikum, das Weltbild eines jeden, der hier einsteigt, gerät massiv ins Wanken.

Hinzu kommt bei Daniele Ganser sicher auch, dass er in seinem Leben immer wieder persönlich großen Mut bewiesen hat, sich nicht hat mundtot machen lassen, als er 2006 seinen ersten Lehrstuhl an der ETH Zürich wegen eben einer Veröffentlichung zu 9/11 verlor. Der zweifache Familienvater, der in Basel lebt und von Beginn an im RUBIKON-Beirat sitzt, hat trotz aller öffentlicher Kritik seine Forschungen auf eigene Faust unvermindert fortgesetzt, so dass nun auch die Universität Sankt Gallen die Reißleine zieht. Ganser hat ab sofort keinen öffentlichen Lehrauftrag mehr.

Eine Entwicklung, die nachdenklich stimmt und die nur vermuten lässt, wie groß und mächtig die Manipulation in der heutigen Wissenschaft und Forschung ist, wenn Ergebnisse nicht in die Planungen von Politik und Großkonzernen passen.

In einem Interview, das ich 2016 in Hamburg mit Daniele Ganser führte, sagte er, er habe damals gemeinsam mit seiner Frau entschieden, sich den „Rücken niemals krumm machen zu lassen“. Diese Haltung wurde bis heute mit sehr viel Zuspruch belohnt, Gansers Vorträge sind stets ausverkauft und seine Bücher absolute Bestseller.

Doch wie geht man nun mit so einer Nachricht um? Wütend? Verzweifelt? Fassungslos? Der RUBIKON hat sich entschieden, einen Offenen Brief an Professor Caspar Hirschi zu schreiben. Aus der Perspektive und dem Wissen der neuen RUBIKON-Mutmach-Redaktion heraus, dass am Ende auch die größten Niederlagen immer ein persönlicher Gewinn sind.


Sehr geehrter Herr Professor Hirschi,

im Namen des RUBIKON möchte ich Ihnen für Ihre Entscheidung danken, Dr. Daniele Ganser nicht weiter an der Universität St. Gallen zu beschäftigen. Mit der damit verbundenen explosionsartig steigenden positiven Aufmerksamkeit, die Daniele Ganser in den sozialen Netzwerken zu diesem Vorgang erfährt, fördern Sie den globalen Frieden. Damit erweisen Sie der weltweiten Friedensbewegung einen großen Dienst, denn immer mehr Menschen begreifen, dass der Wolf im Schafspelz steckt.

Doch damit nicht genug. Sie schaffen es auf eine wunderbare Art und Weise, auch ihre eigene Mainstream-Wissenschaft zu demaskieren, denn keiner kann ihnen wirklich glauben, was sie da in der Aargauer Zeitung von sich gegeben haben. Sie sagen, es sei ein üblicher Vorgang, dass neue Lehraufträge vergeben und alte nicht erneuert würden. Sie tun so, als habe die Kritik an Daniele Ganser niemals eine Rolle gespielt. Es ist die typische Art eines Politikers, so zu sprechen, nicht die eines Wissenschaftlers, der doch der Wahrheit verpflichtet sein sollte. Aber für Sie ist das sicherlich ihre ganz persönliche Wahrheit und auch deswegen können wir Ihnen in diesem Punkt nicht wirklich böse sein.

Sie handeln so, wie es die meisten Menschen in Ihrer Situation tun würden, die darum fürchten, selbst in Zukunft nicht mehr auf der Gehaltsliste ihrer öffentlichen Institution zu stehen. Sie verkaufen dabei ihre Freiheit, aber sie erhalten dafür eine andere Freiheit, das Geld, welches Sie brauchen, um sich frei zu fühlen. Irgendwie paradox oder?

Doch am Ende meinen Sie es sicher gut, denn Sie fördern mit ihrem unbewussten Handeln, dass das Dunkle ans Licht kommt. Grundsätzlich braucht es sogar gerade Menschen wie Sie, damit Wissenschaftler wie Daniele Ganser noch mehr gehört und gesehen werden. Schon meine Oma hat immer gesagt, die Sonne muss untergehen, damit sie wieder aufgehen kann, beides gehört zu unserer polaren Welt nun einmal dazu.

Nein, ich bin kein Verschwörungstheoretiker, ich bin gelernter Journalist und habe mich in den vergangenen 3 Jahren intensiv mit Daniele Ganser und seinem Werk beschäftigt, darüberhinaus habe ich ihn zwei Mal persönlich in Hamburg interviewen dürfen. Warum ich diesen Brief an Sie schreibe? Weil ich Kinder habe und Angst um unsere Zukunft, wenn die Lüge immer größer wird. Ich selbst habe nicht zu 9/11 geforscht, ich selbst habe nicht die Geheimarmeen untersucht oder den Krieg in Syrien. Ich kann nicht sagen, ob Daniele Ganser in allen Punkten richtig liegt. Aber eines weiß ich: Er stellt verdammt nochmal die richtigen Fragen und er tut das nicht, um sich damit die Taschen voll zu machen, so wie es von den Mainstream-Medien immer wieder dargestellt wird. Ganser ist zuerst einmal mutig gewesen, er hat sich nicht zurückpfeifen lassen und erst dann hat er davon profitiert.

Unsere Friedensbewegung braucht Vorbilder wie Daniele Ganser, die Dank Ihrer kostenlosen Werbung immer populärer werden. Damit auch Sie, lieber Herr Professor Hirschi, in Zukunft ohne Krieg leben können.

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Dieser Artikel wurde zuerst im Rubikon Magazin veröffentlicht.
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