Über Umwege – die Fußball-WM 2014 in Brasilien – bin ich auf den Wikipedia-Artikel zur Stadt Manaus in Amazonien gelangt. Die Amazonasmetropole ist bekanntlich Austragungsort einiger WM-Spiele. Ansonsten kennt man im Allgemeinen noch das Opernhaus „Teatro Amazonas“ – darauf wird gerne als Kuriosität hingewiesen. Ein Opernhaus, mitten im Amazonasgebiet. Dabei war die heutige Millionenstadt früher sehr reich (und ist heute wieder recht wohlhabend) und man konnte (und kann) sich dieses eben leisten.
Reich wurde die Stadt Ende des 19. Jahrhunderts durch Kautschuk. „In der Zeit zwischen 1870 und 1910 wurde die Stadt durch den Kautschukboom bekannt, da die Region lange Zeit der einzige Lieferant von Kautschuk war.“ – „Mit einem Beschluss vom 7. Dezember 1866 war es erstmals möglich, dass Reisende und Händler aller Länder den Amazonas hinauf befahren konnten. Dies hatte enorme soziale und wirtschaftliche Erfolge zur Folge, so dass beispielsweise auch die ersten Langstreckenlinien entstanden. Ab 1877 verkehrten beispielsweise regelmäßig Schiffe zwischen Manaus und Liverpool, ab 1881 auch zwischen Manaus und New York.“ – „Im Zuge dieses Wohlstands wurde auch die elektrische Straßenbahn erbaut, die am 1. August 1899 eröffnet wurde. Sie war die erste Straßenbahn Brasiliens. Eine Fahrt mit ihr war relativ günstig, weshalb viele Einwohner aller Bevölkerungsschichten sie nutzten. Die Bahn existierte bis zum 28. Februar 1957.“.
Das heutige ÖPNV-System ist interessant, aber eigen: „In Manaus gibt es keine S- oder U-Bahnen, der öffentliche Nahverkehr besteht nur aus zahlreichen Buslinien. Derzeit sind solche Bahnlinien auch nicht geplant. Man steigt in die Busse durch die hintere Tür ein und vorn wieder aus. Zwischen den beiden Türen befindet sich ein Drehkreuz, an dem ein Kassierer sitzt. Er kassiert den Fahrpreis, der je Fahrt, unabhängig von der zurückgelegten Wegstrecke, gleich hoch ist.“ – „Innerhalb der Stadt gibt es sechs sogenannte Terminals, innerhalb derer man kostenlos umsteigen kann. Bei einem Terminal handelt es sich um eine Art eingezäunten Busbahnhof, den Busse vieler verschiedener Linien anfahren. Die Busse sind vor allem in den Stoßzeiten stets ausgelastet.“.
Manaus ist überland nur gut mit Schiff oder Flugzeug erreichbar, Bahnverbindungen gibt es nicht, eine Überlandstraße nur nach Venezuela. „Außerdem ist Manaus durch seine Abgeschnittenheit vom Rest Brasiliens eine relativ sichere Stadt und möchte diesen Status durch den Anschluss an das Straßennetz nicht aufgeben.“ – „Anfang der 1960er Jahre wurde der Hafen für den Containerverkehr erweitert, denn aufgrund der Breite und Tiefe des Flusses können Hochseeschiffe problemlos bis Manaus fahren.“.
Manaus boomt heute – Vor allem dank einer Freihandelszone (die ja mitten im brasilianischen Inland liegt). „Nach dem Ende des Kautschukbooms lag die Wirtschaft in Manaus am Boden. Deshalb wurde 1957 die Freihandelszone (Zona Franca) geschaffen, in der den Unternehmen als Ausgleich für die ungünstige Verkehrslage Steuer- und Zollvergünstigungen gewährt werden. Aufgrund dieser Vergünstigungen ließen sich mehr als 450 Unternehmen in der Stadt nieder und schufen so ungefähr 120.000 direkte und weitere 350.000 indirekte Arbeitsplätze. Außerdem kann man in der Stadtmitte, in der eigentlichen ‚Zona Franca‘, zoll- und steuerfrei einkaufen.“.
Manaus „ist heute aufgrund der großen Wirtschaftskraft und des Tourismus nach São Paulo, Rio de Janeiro und Brasília die viertreichste Stadt Brasiliens.“ – „Haupttourismusattraktion ist der die Stadt umgebende Urwald, der als Region mit der größten Biodiversität (Artenvielfalt) der Welt gilt. Wissenschaftler gehen davon aus, dass zwischen fünf und zehn Millionen Arten in der Region um Manaus leben. Die Tourismusbranche hat sich diesen Fakt zunutze gemacht und bietet zahlreiche Ausflüge in den Urwald oder Übernachtungen in Dschungelhotels an.“.
Und zum Schluss noch eine leckere Information: „Ebenso typisch für die Stadt sind die vielen verschiedenen, im europäischen Raum fast unbekannten, Früchte, die fast allesamt auch als Säfte angeboten werden und die aus dem Manaus umgebenden Urwald stammen. Nennenswert sind hier unter anderem Graviola, Cupuaçu, Açaí, Jenipapo, Bacuri, Pupunha und Tucumã.“.
Eine Stadt, die man mal besuchen müsste. Wenn man denn das Klima aushält … Die Temperaturen in der Metropole sind wahrhaft tropisch: „Die Luftfeuchtigkeit beträgt nachts mindestens 95 % und ist auch tagsüber oft sehr hoch, so dass die Lufttemperatur vom Menschen als noch wärmer wahrgenommen wird als sie tatsächlich ist. Die Durchschnittstemperaturen der einzelnen Monate eines Jahres variieren nur sehr leicht zwischen 26 und 28 °C. Die Tageshöchsttemperaturen liegen meistens zwischen 30 und 40 °C, während nachts Temperaturen zwischen 20 und 30 °C erreicht werden.“.
Die Zitate sind aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Manaus