‚Auch in dem bei t-online am 14. September 2021 veröffentlichten Interview mit Prof. Adam Tooze, der zu den führenden Wirtschaftshistorikern der Gegenwart zählt und in Cambridge und Yale lehrt, wird darauf Bezug genommen. Die Coronakrise, die die Weltgesundheitsorganisation (WHO) veranlasst hatte, Anfang März 2020 die Pandemie auszurufen, sei mit nichts vergleichbar, was die Welt jemals zuvor erlebt hätte, sagte er. Einen solchen freien Fall hätte es bisher nie gegeben, auch nicht während der Großen Depression der Dreißigerjahre des 20. Jahrhunderts. Ganz nebenbei streifte Prof. Tooze auch den wirtschaftlich-finanziellen Hintergrund der aktuellen gesellschaftlichen Situation und fügte noch einen Satz hinzu, der mich aufmerken ließ:
„Dabei haben viele Menschen gar nichts von der eigentlichen Krise mitbekommen, die sich im Hintergrund abgespielt hat.“
Bei dieser „eigentlichen Krise“ handelte es sich, wie die nächste Frage ans Licht brachte, um „die Turbulenzen um die US-Staatsanleihen im März 2020“. Dabei wäre der Begriff „Turbulenzen“, so Prof. Tooze, noch ein ziemlich harmloses Wort für das, was damals geschah.
„Es war eine Erschütterung nie geahnten Ausmaßes. Der Markt für amerikanische Staatsanleihen hörte im März 2020 schlichtweg auf zu funktionieren. Wir reden hier von einem Markt, der Billionen Dollar umfasst. Auch das mag noch harmlos klingen, aber auf US-Staatsanleihen baut eben der ganze Globus seine Reserven an Liquidität auf. Auch Großbritannien und die Eurozone wurden in Mitleidenschaft gezogen. Die Lage war außerordentlich ernst, beinahe hätte es den Rest der Welt mit hinfortgerissen“ (1).
Was für ein merkwürdiger Zufall! Da schlitterten wir im März 2020 nicht nur in eine bisher unvorstellbare, durch ein Virus hervorgerufene, weltweite Gesundheitskrise, sondern gleichzeitig auch in eine Weltfinanzkrise, die trotz ihres unglaublichen, noch nie erlebten Ausmaßes von unseren führenden Medien völlig unbemerkt blieb und offensichtlich keinerlei Auswirkungen auf irgendetwas hatte.‘
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