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Pseudo-Intelligenz

Das Establishment kann ungestraft Lügen verbreiten.

Jeder wird sich erinnern: „Assad hat IS groß gemacht“ hieß es seitens der US-Politiker und in den Medien. Dabei waren es gerade die USA, die dessen Wachsen und seine Stärke möglich machten, die die IS-Krieger bewaffneten, von ihnen Öl kauften, um den Krieg zu finanzieren, und Waffen in das Gebiet schickten, Waffen die unzweifelhaft dem IS zufallen mussten.

„Russland missbraucht Kinder für Propaganda“, hieß es, als die meisten der angeblichen Opfer eines Giftgasangriffes in Douma, darunter auch Kinder, von Russland in Den Haag vorgestellt wurden und diese bestätigten, dass es keinen Giftgasvorfall gab, sondern dass alles nur gestellt war. Dabei haben jene, die das behaupteten, über Jahre ein Twitter-Konto und später auch das Kind selbst missbraucht, um Terroristenpropaganda in den Medien zu verbreiten.

Das Twittermädchen Bana al-Abed und der Junge Omran, der, in einem orangefarbigen Krankenwagensitz fotografiert, eine weitere Medien-Sensation im Westen war (1), sind wohl die schlimmsten Missbrauchsfälle von Kindern für Propagandazwecke seit der Brutkastenlüge im ersten US-Irakkrieg (5). Mal ganz abgesehen von den für Videos ermordeten oder bereits toten Kindern (2). Oder schauen wir uns die Desinformation der Bundestagsabgeordneten durch die Bundesregierung an, als es um die Frage des Ukraine-EU-Assoziationsvertrages ging. Ein ganz seltener Fall der Offenlegung von Argumenten, die sonst eher verdeckt gehalten werden, weil sie so leicht widerlegt werden können (6).

Die Beispiele könnten beliebig weitergeführt werden. Jeder wird sicher täglich auf Beispiele treffen, bei denen er sich am Hinterkopf kratzt und sich fragt, ob er denn so falsch informiert ist, wenn wieder ein Politiker das genaue Gegenteil dessen verbreitet, was man sich selbst durch Prüfung und Gegenprüfung mühsam angeeignet hat. Wie kann es sein, dass sie damit durchkommen?

Bildung macht anfällig für Propaganda

Warum können Politiker und Medienschaffende ungestraft lügen? Jacques Ellul hatte schon in den 1960er Jahren in mehreren Arbeiten darauf hingewiesen, dass nach seinen Untersuchungen die Empfänglichkeit für Propaganda mit der Bildung steigt, wenn die Propaganda in die gleiche Richtung deutet wie das, was diese Bildungsinhalte vermittelt haben. Darüber hinaus gibt es einen weiteren Effekt, den die Bildung verursacht.

Der „Gebildete“ nimmt an, dass er aufgrund seiner Kenntnisse stärker dafür prädestiniert ist, zu allen möglichen Themen eine Meinung zu vertreten.

Ich selbst habe in Thailand folgende Erfahrung gemacht: Ich war mit Studenten-Aktivisten der so genannten Rothemden (3) in Dörfern unterwegs gewesen, in denen die Menschen gerade so lesen und schreiben konnten. Die Studenten organisierten dort so genannte Volks-Universitäten, und eine der „Vorlesungen“ erklärte die Universalen Menschenrechte. Obwohl die Menschen vollkommen dem hierarchischen System des monarchistisch-militaristischen Establishments unterworfen worden waren, begriffen sie nach einigen Diskussionen die Macht dieser Menschenrechte, weil sie sie als etwas empfanden, was sie instinktiv für sich immer gesucht hatten.

Als ich dann aber im Jahr 2008 mit Gelbhemden (4) diskutierte, die mindestens Mittelschulabschluss, meist Abitur oder sogar Studium absolviert hatten, traf ich auf großes Unverständnis und absolute, sogar feindselige Ablehnung. Thailand wäre etwas Besonderes, etwas ganz Einzigartiges, etwas auf das diese Regeln „des Westens“ nicht angewandt werden könnten. Nicht wenige Gelbhemden waren der Meinung, dass man „den Ungebildeten vom Land“ das Wahlrecht absprechen müsse. Alle vertraten die Meinung, dass eine Militärdiktatur besser als eine Demokratie wäre, wenn die Demokratie nicht die historisch gegebene hierarchische Ordnung verteidigen würde.

Für mich ist das Narrativ „Menschen müssen Bildung bekommen, nur dann können sie mit der Demokratie umgehen“ längst widerlegt. Ich halte Bildung sogar für besonders geeignet, die Menschen im Sinne des Establishments zu indoktrinieren.

Menschen verstehen sehr wohl – weil sie es am eigenen Leib spüren –, was sie benötigen, was gut für sie ist und was für sie schlecht ist. Daher ist ein Populismus, der hält, was er verspricht, das beste Rezept, um jene Menschen dauerhaft zu überzeugen, die eben nicht studiert haben. Natürlich kann Populismus auch missbraucht werden, aber genau ein solcher Missbrauch ist derzeit durch die Propaganda des Establishments zu beobachten.

Die Medien

Warum werden Lügner nicht mit der Lüge konfrontiert? Eine Demokratie kann natürlich nur so gut sein, wie die Nachrichten neutral sind. Wir alle wissen, dass das Zeitalter vorbei ist, in der gehofft wurde, dass die Medien die Politik kontrollieren. Nachdem wir durch Schübe der Kommerzialisierung, Zentralisierung, Globalisierung hindurchgegangen sind, erweisen sich Medien einfach nur noch als Werkzeuge zur Beeinflussung der Öffentlichen Meinung und damit zur Gestaltung der Ordnung in der so genannten repräsentativen Demokratie. Zu hoffen, dass sich die Medien reformieren und demokratisieren lassen, ist so naiv wie die Hoffnung, dass das globale Finanzwesen der Politik unterworfen werden könnte.

Auch die Hoffnung, dass das Internet als neues Medium die Lücke füllen kann, wird bald erloschen sein. Wir erlebten ein Zeitalter, in dem das Internet uns ein Fenster in die Welt verschaffte, aber dieses Fenster wird in wenigen Jahren geschlossen werden. Je stärker die Wirkung des Internets auf die öffentliche Meinung wird, desto stärker wird es reguliert und kontrolliert werden, bis es in den allgemeinen Medien aufgehen wird.

Die Macht der Zweifel

Im Film „Die Matrix“ wird der Hauptprotagonist vor die Wahl zwischen blauer und roter Pille gestellt. Wählt er die blaue Pille, kann er weiter in seiner Traumwelt leben, wählt er die rote, droht ein raues Erwachen, gesellschaftliche Ächtung bis hin zur Lebensgefahr. In vielen Gesprächen musste ich feststellen, dass insbesondere Akademiker, die einen guten Job hatten und Anerkennung, aber eben auch Schulden und Sorgen, zwar intellektuell in der Lage waren, Argumente einzuordnen, zu gewichten und zu verstehen, aber die letzte Konsequenz daraus nicht zu ziehen wagten. Vielfach wischten sie das, was sie erfuhren mit den Worten „die Lügen doch alle“ vom Tisch.

Mit anderen Worten: Das Establishment muss nicht überzeugen, es muss die Menschen nicht mit Fakten und Erklärungen zu kritischen Fragen informieren und Rede und Antwort stehen. Das Establishment muss nur den Zweifel erzeugen, dass „die anderen“ möglicherweise lügen.

Alleine der Verdacht, dass „das Neue“ unwahr sein könnte, führt dazu, dass Menschen, die eigentlich nicht existentiell gefährdet sind, zum „Altbewährten“ zurückkehren.

Auch wenn man unzufrieden ist, wenn Zweifel bestehen – schließlich weiß man was man hat, ungewiss ist jedoch, was man bekommen wird, wenn sich die Dinge ändern. Insbesondere die CDU, aber auch die SPD hatte bei vielen Wahlen genau diese Melodie gespielt.

Deshalb heißt es, äußerst vorsichtig im Umgang mit Informationen aus dem Internet umzugehen. Ich bin überzeugt, dass eine große Zahl von Agents Provocateurs unterwegs sind, die in erster Linie dazu dienen, durch Fake-News den Ruf des Internets und der dort agierenden alternativen Medien zu unterminieren. Wir wissen durch die Veröffentlichungen zur Operation Mockingbird (7), dass die Medien schon in den 1950er Jahren durch von Geheimdiensten gesteuerte Journalisten unterwandert waren. Warum sollte es im Internet anders werden?

Deshalb müssen wir vorsichtig sein gegenüber sogenannten „alternativen“ Medien, die entweder von Anfang an oder schleichend von Protagonisten des Establishments unterwandert wurden. Sie könnten nicht nur bewusst falsche Informationen in Umlauf bringen, sondern – basierend auf ihrem „rebellischen“ Ruf auch wirklich alternative, für das Establishment gefährlich gewordene Stimmen diskreditieren. Genau dies beobachten wir derzeit im Bereich der White Helmets. Mit einer Verleumdungskampagne, einer konzertierten Aktion der klassischen Medien mit Hilfe von Wikipedia, Google und anderen Meinungsmultiplikatoren des Establishments, sollen die kritischen Stimmen und die Wahrheit enthüllenden Berichte unabhängiger Journalisten (8) diskreditiert werden.

Nun wurden die Zweifel vieler Menschen aber infolge der Ängste und irrationalen Entscheidungen des deutschen Establishments immer größer und drohten so den Rahmen der erlaubten Diskussion zu sprengen.

Zum Glück für die Etablierten – stieß in dieses Vakuum die AfD. Sie geriert sich als Alternative, ohne aber die wirklichen Grundprobleme ernsthaft anzugreifen.

Etwa eine unbedingt notwendige Medienreform, die Regulierung der Finanzmärkte, die Überarbeitung des Geldsystems, die Beendigung der NATO-Mitgliedschaft Deutschlands und der Angriffskriege sowie das Problem sozialer Umverteilung von unten nach oben infolge so genannter Reformen, die meist auf Privatisierungen hinauslaufen. Statt dessen konzentrierte man sich auf eine Kritik der Symptome, etwa der Euro- und Flüchtlingskrise. Folglich ist von dieser Gruppierung auch keine wirkliche Veränderung zu erwarten.

Schlussfolgerung

Die Revolutionen der Vergangenheit lassen sich grob in zwei Grundformen teilen: in solche von „oben“, wie in Großbritannien, und in solche von „unten“, wie wir sie scheinbar in Frankreich erleben. Immer benötigte es aber einer kritischen Masse von Menschen und eines Auslösers, der das Leben der Menschen so schmerzhaft machte, dass die Sehnsucht nach Linderung größer wurde als die Angst vor den Folgen eines möglichen Aufbegehrens. Immer aber waren es Intellektuelle und Theoretiker, die den Boden, auf dem eine Revolution keimen sollte, über Jahre beackert hatten.

Daraus hatte das Establishment gelernt.

Die Leiden der Massen werden nur vorsichtig und in kleinen Schritten erhöht; durch bestimmte Ventile und eine halbherzige „Sozialpolitik“ wird sichergestellt, dass es zu keiner Explosion kommt.

Andererseits werden dissidente Intellektuelle oder Vordenker vehement bekämpft und das Verbreiten ihrer Ideen immer stärker unterbunden.

Bisher gehen die meisten Bemühungen von Dissidenten in diesem System dahin, eine interessierte und gebildete Schicht anzusprechen. Hier stoßen wir aber auf das auch von Hans-Joachim Maaz beschriebene „Mitläufersyndrom“ (9). Meiner Meinung nach wäre der Erfolg einer Aufklärung aber größer, wenn wir uns an jene wenden würden, die eben nicht das Privileg einer umfangreichen Bildung genießen durften.

Das große Problem ist, dass diese Schicht bereits von BILD & Co. entdeckt wurde und von diesen übermächtigen Medien beeinflusst wird. Diese Menschen gehen selten in die Volkshochschulen, zu Seminaren, Vorträgen oder politischen Veranstaltungen. Daher weiß ich auch nicht, wie man sie erreichen kann. Was mir spontan dazu einfällt, wäre lediglich „Klinkenputzen“, also das Gehen von Tür zu Tür und das mühsame Einzelgespräch. Aber dafür bräuchte es ein Heer von ausgebildeten Agitatoren, deren Iniative in den Angesprochenen den Wunsch nach weiterer Erklärung erzeugt. Diese könnten dann wiederum durch Internetseiten, Bücher, Vorträge und weiteres Informationsmaterial befriedigt werden.

Ohne eine populistische Bewegung wird es aber nicht möglich sein, eine ausreichend starke Bewegung der Neo-Aufklärung aufzubauen. Wer allein auf das Internet als Aufklärungsmedium setzt, dürfte in einigen Jahren sehr enttäuscht werden. Ich denke, wir müssen uns auch darauf vorbereiten, dass das Internet langsam aber sicher ausgebremst werden wird.


Quellen und Anmerkungen:

(1) Jochen Mitschka, Fakten spielen für die etablierten Medien offenbar keine Rolle mehr, 2018, online: https://www.rubikon.news/artikel/fakten-spielen-fur-renommierte-medien-keine-rolle, Seite zuletzt aufgerufen am 29.04.2018.
(2) Off-Guardian, White Helmets Video: „Macabre” Manipulation of Dead Children? 2017, online: https://off-guardian.org/2017/03/17/white-helmets-video-macabre-manipulation-of-dead-children/ Seite zuletzt aufgerufen am 29.04.2018.
(3) Der Name beziehungsweise die Farbe hatten nichts mit dem klassischen „Links“ zu tun, sondern stellte die Ampel-Farbe „Stop“ oder „Nein“ dar, mit der man einer Verfassung des Militärs nach dem Militärputsch von 2006 widersprach.
(4) „Gelb“ war damals die Farbe des Königs, das Zeichen der Monarchisten.
(5) YouTube, Die Wahrheit, 1990/2015, online: https://www.youtube.com/watch?v=EuDp5VM8QoQ Seite zuletzt aufgerufen am 30.04.2018. Die verantwortliche PR-Firma erhielt für diesen PR Stunt eine Auszeichnung. Niemand wurde für die Lüge bestraft.
(6) Jochen Mitschka, „AA erklärt Bundestag Politik: Zu 01.“ … bis „AA erklärt Bundestag Politik: Zu 18.“, 2015, online:https://jomenschenfreund.blogspot.de/search/label/AA%20erkl%C3%A4rt%20Bundestag%20Politik Seite zuletzt aufgerufen am 30.04.2018. Oder siehe auch die vollständige Widerlegung der Ukraine-Narrative unter „Das Ukraine Narrativ“, online: https://www.academia.edu/28606903/Das_Ukraine-Narrativ Seite zuletzt aufgerufen am 30.04.2018.
(7) Wikipedia, Operation Mockingbird, online: https://en.wikipedia.org/wiki/Operation_Mockingbird Seite zuletzt aufgerufen am 30.04.2018.
(8) Jens Bernert, Die Lügen der „Weißhelme“, 2017, online: https://www.rubikon.news/artikel/die-lugen-der-weisshelme Seite zuletzt aufgerufen am 30.04.2018.
(9) Hans-Joachim Maaz, Selbstentfremdung: Wie der Mensch zum Mitläufer wird, https://youtu.be/1bFfH2bKAvI Seite zuletzt aufgerufen am 29.04.2018.

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Dieser Artikel erschien als Erstveröffentlichung beim Rubikon-Magazin.

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Ein Kommentar

  1. Ich denke, das Problem ist viel tiefgreifender.

    Zunächst wachsen wir schon seit jeher mit einer Bildung auf, die den Westen als das Gute präsentiert. Feinbilder wurden und werden uns buchstäblich eingetrichtert.

    Bevor ich aber weiter schreibe, möchte ich etwas vorausschicken: ich habe rein gar nichts mit Nazis am Hut, ich verabscheue deren Verbrechen und auch den Angriffskrieg Deutschlands. Aber: diese Geschichte ist dennoch verdreht. Was in Polen los war (Polen dachte, es hätte die Unterstützung Englands und Frankreichs und schikanierte deutsche Flüchtlinge und Minderheiten im Land). Hitler hatte länger auf diplomatischem Wege versucht, eine Lösung zu finden. Auch gab es zahlreiche Versuche in den ersten Kriegsjahren, wieder Frieden zu bekommen und aus dem Krieg auszutreten.

    Darüber hinaus wird Churchill regelrecht heroisch dargestellt, war aber ein großer Antisemit seiner Zeit, was man kaum zu hören bekommt. Wie Antisemitismus Usus in der damaligen „westlichen“ Welt war. Oder die angeblich von der Wehrmacht getöteten polnischen Soldaten, die, wie sich herausstellte, durch Russen getötet wurden. Wie gesagt, ich verurteile die Verbrechen der Nazis aufs Schärfste. Weder gibt es etwas, das einen Angriffskrieg rechtfertigt, geschweige denn den Holocaust. Nicht zu vergessen, die Spielchen, die alliierte Länder und vor allem Banken im Hintergrund spielten. Aber: durch die Darstellung der absoluten Schuld ist uns ein dermaßener Schuldkomplex eingeimpft worden, dass inzwischen selbst konservativ als „nazi“ verurteilt wird.

    „Nazi“ ist so dermaßen der ultimative Schuldbegriff. Und alle anderen herum (außer Russland) haben es geschafft, sich engelsgleich darzustellen. Die ultimative Schuldzuweisung gestattet es von außen als auch innen, die Menschen gefügig zu machen. Während die ehem. Alliierten immer die Guten sind. Das ist die Ausgangsbasis. Und wir werden damit sogar in Serien und Filmen dauerberieselt. Alleine, dass ich hier einige Punkte angebracht habe, die nicht den Nazis anzulasten sind, bedeutet für mich ein Minenfeld.Ich darf noch nicht einmal diskutieren, wie links oder rechts die Nazis waren (obwohl selbst J. Fest diese Frage in der TAZ aufwarf). Zunächst einmal macht die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts die Toten der letzten Jahrzehnte noch schlimmer. Besonders aber, weil es eben die Nazis gab.

    Denn keiner kann seit WK2 noch behaupten, man habe es ja nicht besser gewusst. Jedes Kriegsopfer von Angriffskriegen nach WK2 ist blanker Zynismus. Aber das darf eben alles nicht diskutiert werden. Wie eng dieser Meinungstunnel ist, sehen wir heute wie nie zuvor. Nun kommt dazu, dass Medien, wie sie sind, auch zu den Eliten gehören. Und dass sich die großen Medien, die nach dem Krieg mit Erlaubnis der Alliierten entstanden, verpflichten mussten, positiv über die USA zu schreiben (steht offen in vielen Verträgen für Journalisten). Wer hier ausschert, wird inzwischen als Nazi gebrandmarkt und kann sogar seinen Job verlieren. Seinen sozialen Status ohnehin.

    In diesem Umfeld sind die Menschen lieber leise. Ich stelle es mir offen und ehrlich in der ehem. DDR ähnlich vor. Das Internet denke ich, hat seine negative Seite längst gezeigt. Wikipedia ist stark die öffentliche Meinung prägend. Wer dort an den Pranger kommt (als Rechter, siehe Dr. Ganser), der ist auch in den Medien gebrandmarkt. Teilweise ist festzustellen, dass in Zeitungsbeiträgen verschiedener Zeitungen fast dieselben Worte verwendet werden. Die schreiben also gegenseitig ab. Und ein Blick in Wikipedia zeigt häufig, dass diese Inhalte dort schon zu finden waren.

    Gerade im politischen Wikipedia finden sich viele Leute, die sich als links oder sogar sehr links darstellen. Wenn man dann aber sieht, wo diese Leute noch aktiv sind, dann sind das pro USA Seiten, es wird Freihandel positiv betrachtet, Leute, die gegen Rammstein demonstrieren und gegen Kriege, sind plötzlich Rechte. Für mich sind das (in großen Teilen) alles verkappte Neoliberale. Leute, die meinen (und wohl fest davon überzeugt sind), dass sie links sind, obwohl sie neoliberal sind. Viele echte Linke wissen das aber oder erkennen es zunehmend.

    Der Mainstream ist links-grün. Links-grün, das ist SPD oder die Grünen. Dabei sind gerade diese Parteien längst neoliberal (Schröder machte es deutlich mit Hartz und die Grünen zogen mit), beide Parteien (die sich links sehen), begannen den ersten illegalen Angriffskrieg Deutschlands nach WK2. Und sie sind eben Teil der öffentlichen Meinung. Neoliberalismus, der es verflixt gut versteht, sich als links zu tarnen.

    Grundsätzlich (meine Einstellung ist links, aber im Sinne von sozial und nicht im Sinne von sozialistisch) bin ich der Auffassung, eine gesunde Demokratie muss einen Konsens aus konservativen, liberalen und linken Meinungen finden, der mehrheitsfähig ist. Dann ist auch die Gesellschaft nicht mehr gespalten. Hier aber frage ich mich langsam, ob das nicht ein Ziel des Neoliberalismus ist (divide et impera).

    Ich verweise bezüglich Neoliberalismus einfach auf Prof. Mausfeld. Der erklärt wie ähnlich sich Neoliberalismus und Faschismus sind (es fehlt eigentlich nur die rassistische „Note“, die bringen aber die Antideutschen und Antiweißen wie bspw. unter Kahane (Schramm) ein – und damit sind wir letztlich bei einer neuen Form von Faschismus angelangt).

    Ich habe auch ein ausgesprochen interessantes Argument gehört, das mir schon seit Monaten zu denken gibt. Es geht um die Frage, warum das jetzt gerade alles passiert und nicht schon vorher. Das hängt nach dieser These mit dem Fall des Ostblocks zusammen. Zuvor während des Kalten Krieges musste man den Menschen Wohlstand und Zufriedenheit geben (soziale Marktwirtschaft), damit man das „gute“ Bild des Kapitalismus aufrecht erhalten konnte. Sonst hätten sich die Menschen eventuell abgewandt hin zu Ostblock. Nach dem Fall der Mauer und des Ostblocks ging es dann nämlich auch los, dass der Neoliberalismus so aggressiv war. Da Reagan bereits mit Thatcher die Weichen in den 1980ern stellten und Neoliberalismus erstmals im großen Stil umsetzten, wussten sie vielleicht bereits, dass der Ostblock fallen würde. Jetzt zeigt der Neoliberalismus immer mehr seine wahre Fratze.

    Das alles ist so komplex – ich selbst habe mich nun über Jahre damit befasst und verstehe es noch immer nicht gänzlich. Aber vieles wird klarer. Viele Menschen sind aber in der Tretmühle gefangen und so ausgepowert abends, dass sie nicht mehr viel von Politik wissen wollen. Auch das meines Erachtens ein neoliberales Ziel. Wie Kitas beispielsweise. Damit die Menschen besser rund um die Uhr arbeiten können. Netter Nebeneffekt: die Familienbande als kleinste Werte-Zelle wird signifikant geschwächt durch Entfremdung. Das ist nicht links. Das ist neoliberal. Auch das immer mehr arbeiten für immer weniger Geld.

    Und was den Mainstream angeht. Ich habe mir angewöhnt, Meldungen umzudrehen. Der Westen behauptet, Russland missbraucht Kinder? Dann bin ich sicher, der Westen macht es. Russland wird Annexion oder Angriffskrieg vorgehalten? Der Westen macht es dann. Russland wird Giftgas vorgeworfen? Also setzt es der Westen ein (ich vermute inzwischen False Flag bei Skripal; das letzte mal in Syrien war es eindeutig).

    Und niemand weiß, wie es weitergeht.

    Übrigens lebe ich seit 12 Jahren ununterbrochen in Südostasien. 5 oder 6 Jahre davon in Thailand. Gerade die Zeit der schweren Unruhen zwischen Gelben und Roten war ich im Land. In der Tat kann man es so erklären: die Roten: die einst dumme Landbevölkerung, die nun eine gewisse Grundbildung durch Thaksin erhielt (obwohl auch der sicher seine Ziele hatte und das nur ausnutzen wollte) und die Gelben, die urbanen Eliten und Thaichinesen. Die weder Macht noch Einfluss abtreten wollen. Dass es so kommen musste, war vorhersehbar. Es ist der typische, ja klassische Weg eines Dritte-Welt-Lands, das zum Schwellenland wurde und sich in Demokratie
    versucht. Die alten Eliten gehen nie freiwillig. Wir gehen den Weg rückwärts.

    Halte Deine Untertanen dumm, und Du kannst tun was Du willst. Und zahl einer elitären Schicht gutes Geld und gib den anderen bei rund um die Uhr Arbeit so viel, dass man noch sagen kann, es ist komfortabel. Dann ist Ruhe im Karton. Die EU (meines Erachtens der neoliberale Triebmotor überhaupt) startet daher die Umsiedlungsprogramme und Länder wie Deutschland senken mit dieser Begründung immer mehr die Bildungsstandards (schon jetzt sind viele Abiturabschlüsse keinen Pfifferling mehr wert, weil zu viele Einser). Anstelle Geld in die Hand zu nehmen und Bildung in diese Länder zu bringen. Denn das würde die Geburtenraten senken (nach 12 Jahren in Entwicklungs- und Schwellenländern hab ich es gesehen: je ärmer und bildungsferner, desto mehr Kinder; wohl auch aus Langeweile – und das ist kein Vorwurf, sondern eine Feststellung).

    Alles, also einschließlich Politikern und Medien alles nur noch neoliberal. Und viele Politiker halten die Klappe, weil sie nur Listenplätze haben und sonst auch nicht an die größeren Fleischtöpfe wie Ausschussmitgliedschaft, Staatssekretär etc, kommen. Hier offenbaren sich derzeit die Schwächen der repräsentativen Demokratie. Die Parteien haben den Staat völlig übernommen (weder Listenplätze, Koalitionsverträge noch Stiftungen sind vorgesehen, aber eben auch nicht verboten). Zur Meinungsstärkung dann eine regelrechtes Zeitungsimperium. Und über Jahrzehnte das Bildungsministerium, damit auch hier an den richtigen Schrauben gedreht werden kann.

    Wenn ich dann resümiere, warum das alles, komme ich zum Geldsystem. Das Übel von all dem liegt im Geldsystem (Geld generieren aus Schulden, die wegen der Zinsen on top jedes Jahr wachsen müssen – deshalb auch die aktuellen EZB-Maßnahmen, die auch nicht mehr zurückgefahren werden können, weil sich die Spirale immer schneller dreht).

    Offen und ehrlich glaub ich nicht, dass wir aus der Nummer so schnell rauskommen. Leider …

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