Gesellschaft Medien Politik Wissenschaft

spektrum.de mit Fake News

Der Kampf „Propaganda gegen Wissenschaft“ wird immer härter. Im Wissenschaftsmagazin „Spektrum“ hat Autor Lars Fischer Falschangaben zu den Nowitschok-Giftstoffen veröffentlicht und so eine ganz eindeutige Spur nach Russland gelegt. Mit Wissenschaft hat sein Artikel wenig zu tun, eher mit dem Gegenteil davon. Wer Lars Fischers Einsatz für den Kampf gegen den Russen kennt („Es war eine russische BUK“), wird sich denken können, woran das liegt. Warum dementiert das Wissenschaftsmagazin diesen Falschbericht nicht?

Wie heißt es doch so schön am Ende des Lars-Fischer-Propagandaartikels, der ein Schlag ins Gesicht eines jeden Wissenschaftlers ist? „Möglicherweise hofften die Täter, man würde die Substanz nicht identifizieren können. Das aber ist unwahrscheinlich, da die Nowitschok-Nervengase im Prinzip seit fast 20 Jahren bekannt sind und die Nato-Staaten entsprechende Nachweismethoden entwickelt haben. Eventuell ist der Anschlag mit dem angeblich unheilbaren Kampfstoff mitten in London aber auch eine Botschaft an einen größeren Kreis von Rezipienten: Niemand soll sich sicher fühlen.“ (Anmerkung: Es war in Salisbury und den Skripals gehts gut).

Zuvor fälscht Fischer mal eben die Nowitschok-Realität (Er hat es seitdem nicht dementiert, also dürfte er dazu stehen und es war kein Versehen oder ihm im Nachhinein egal oder auch recht, und Blödheit wollen wir ihm als Wissenschaftsautor nicht unterstellen) und seine Leser – im Glauben, ein Wissenschaftsmagazin zu lesen – dürften ihm diesen Schwachsinn auch noch abnehmen. Fischer im „Wissenschaftsmagazin“ spektrum.de im besten Propaganda-Slang:

„Entweder habe der russische Staat selbst die Attacke ausgeführt oder die Kontrolle über die Kampfstoffe verloren, so die britische Premierministerin Theresa May – eine Einschätzung, der sich das US-amerikanische Außenministerium anschloss. Sollte Skripal mit einem Nowitschok-Kampfstoff vergiftet worden sein, spricht wirklich vieles dafür, dass die Substanz und das Knowhow dafür aus Russland stammten. Die Wahrscheinlichkeit, dass Dritte tatsächlich Zugang zu den neuen Kampfstoffen haben, gilt als gering; lediglich Ende der 1990er Jahre kam das Gerücht auf, ehemalige russische Militärangehörige hätten versucht, die Technik an den Irak und an Syrien zu verkaufen. Das ist aber vermutlich nicht gelungen.“

Das ist ein krasse Lüge äähhh Fehlinformation. Auf jeden Fall das Gegenteil der Wahrheit.

Tatsächlich trifft das Folgende zu:

„Hamish de Bretton-Gordon, ein britischer Chemiewaffenexperte erklärte, Nowitschok sei in Schichany, Zentral-Russland, entwickelt und produziert worden. Ihm zufolge findet sich diese Informationen in einem Bericht, den Russland vor einigen Jahren der OPCW vorlegte (18).

Wie die US-amerikanische Beraterin für Geopolitik Stephanie Fitzpatrick in der New York Times schrieb, wurde Nowitschok bis 1993 in Nukus, Usbekistan, getestet, ohne Wissen der dortigen Regierung und unter Missachtung der von Moskau unterzeichneten Chemiewaffenverträge. Dann zogen die letzten russischen Wissenschaftler dort ab (19).

Zwischen 1998 und 2003 wurde die Anlage in Nukus unter Aufsicht der USA, die von der usbekischen Regierung um Hilfe gebeten worden waren, abgebaut und dekontaminiert. Offiziell wurde dem US-Senat der vollständige Abbau der Anlage gemeldet (20).

Auch Craig Murray, zum damaligen Zeitpunkt britischer Botschafter in Usbekistan, bestätigt dies:

„Ich habe die Chemiewaffenanlage von Nukus selber besucht. Sie wurde von der US-Regierung abgebaut, dekontaminiert und die Bestände zerstört sowie das Equipment weggebracht. Ich erinnere mich an die Beendigung, als ich dort als Botschafter tätig war“ (21).

Murray geht noch einen Schritt weiter und betont, es gebe keinen Beweis dafür, dass Nowitschok in Russland existiert habe. Dem widerspricht die Aussage von Hamish de Bretton-Gordon.
Hamish de Bretton-Gordon bestreitet, dass Nowitschok jemals in Nukus hergestellt wurde. Wil Mirsajanov, der jedoch deutlich näher am tatsächlichen Geschehen war, erklärt, dass in Nukus zwischen 1986 und 1989 Nowitschok getestet wurde (22).

Wenn Nowitschok tatsächlich in Nukus existiert hat, heißt das konkret, dass die USA theoretisch von der Produktion von Nowitschuk gewusst haben könnten. Es würde schon sehr erstaunen, dass sich die USA die Gelegenheit entgehen ließen, Samples aktueller russischer Geheimforschung an Chemischen Waffen mitzunehmen.

Es ist äußerst überraschend und angesichts der glasklaren Verdächtigung seitens Großbritanniens schlicht erstaunlich, dass sich nicht einmal mit absoluter Sicherheit sagen lässt, an welchem Ort der ehemaligen UdSSR zuletzt an Nowitschok geforscht wurde. Klärung können hier nur die Dokumente der OPCW bringen.“

und

„Die Tagesschau erklärt sehr prägnant die Hintergründe zu dem angeblich benutzten Nervengas: „Nowitschok“ („Neuling“) wurde in den 1970er- und 1980er-Jahren in der Sowjetunion als chemischer Kampfstoff entwickelt. Es soll rund 100 Varianten geben. Das als feines Pulver eingesetzte Gift besteht vermutlich aus zwei für sich harmlosen Komponenten, die beim Mischen hoch gefährlich werden. Es soll vielfach stärker wirken als herkömmliche militärische Giftgase. Ein beteiligter Wissenschaftler, Wil Mirsajanow, enthüllte 1992 die Existenz des Nowitschok-Programms. Er emigrierte 1994 in die USA“ (8).“

und

„Der nächste Akt im Fall Skripal ist die Tatsache, dass es dem Iran bereits 2016 gelungen ist, Nowitschok aus kommerziell erwerblichen Stoffen herzustellen. Der Iran tat dies in Kooperation mit der OPCW. Das Land meldete auch umgehend den Erfolg und die OPCW nahm Nowitschuk auf die Liste chemischer Kampfstoffe (31). Damit fällt jedoch das entscheidende Schlüsselargument endgültig in sich zusammen, dass das verwendete Nervengas nur in Russland hergestellt werden kann.“

Außerdem interessant:

„Wie der Blog „Moon of Alabama“ in dem Artikel „Hillary Clinton Ordered Diplomats To Suppress ‚Novichok‘ Discussions“ berichtet, geht aus von WikiLeaks veröffentlichten Unterlagen (der damaligen US-Außenministerin Hillary Clinton) hervor, dass man Untersuchungen und Diskussionen zu der Giftwaffe verhindern wollte, nachdem das 2008 von dem in den USA lebenden Russen Vil Mirzayanov – ehemaligen Mitarbeiter bei sowjetischen Chemiewaffenforschungsprojekten – veröffentlichte Buch zu den im Rahmen des Foliant-Programms produzierten Nowitschok-Giften in Expertenkreisen für Aufsehen gesorgt hatte. Mirzayanov  hatte in den Neunziger Jahren des letzten Jahrtausends seine Kenntnisse über Nowitschok an die US-Behörden weitergegeben. Die USA hatten 1999 im Rahmen der Vernichtung der sowjetischen Chemiewaffenbestände eine Chemiewaffenfabrik und -forschungseinrichtung in Nukus in Usbekistan (ehemalige Sowjetunion) demontiert und so weitere Kenntnisse über die Nowitschok-Waffe erlangt. Das 2008er-Buch von Mirzayanov  enthielt auch einige chemische Formeln zu den Nowitschok-Kampfstoffen. Die USA verhinderten die Aufnahme der Chemiewaffe in den Katalog der OPCW. Erst nachdem die OPCW mit Hilfe iranischer Wissenschaftler – die ihre Ergebnisse ordentlich veröffentlichten – die Chemiewaffe nachbauen lassen konnte, konnten die Nowitschok-Kampfstoffe von der OPCW ordentlich erfasst werden.“

Auch bedenkenswert:

„Und eine weitere kaum bekannte Ungereimtheit zum Skripal-Giftanschlag mit Nowitschoks gibt es noch: Das  Salisbury Journal berichtet in seiner Ausgabe vom Anschlagtag 4. März 2018 in dem Artikel „Two in hospital after medical emergency at Maltings in Salisbury„, dass Sergej Skripal bei der Einlieferung ins Krankenhaus beziehungsweise beim Transport dorthin bei Bewusstsein gewesen sei: „The man, a former Russian spy, was transported to SDH by road and is understood to be conscious.“. Da berichteten die anderen Medien aber wochenlang etwas ganz anderes. In dem Artikel des britischen Salisbury Journal steht auch noch drin, dass die örtliche Polizei von einer Überdosis Fentanyl (also keine Nowitschoks) ausging beziehungsweise die Rettungskräfte dies so eingeschätzt oder ermittelt haben: „Police said it would be the first reported incident involving the drug fentanyl in Salisbury, but that other incidents had been reported in Wiltshire.“ und „Emergency services suspect the powerful drug fentanyl – a synthetic opiate 50-100 times stronger than heroin – may have been involved.“.“

Dieses überspezifische Dementi von Porton Down (bei Salisbury) zu Nowitschoks ist auch nicht schlecht:

„Es gibt keine Möglichkeit, dass so etwas von uns stammt oder die vier Wände des Labors verlassen hat.“

Spendenkonto für die Gerichtsverfahren gegen den Stern/Bertelsmann-Konzern

6 Kommentare

  1. Wissenschaftlich verbrämte Propaganda bekommt man auch regelmäßig in „NANO“ von 3Sat vorgesetzt. Eigentlich eine populär wissenschaftlich/technische Fernsehsendung, die auch über die regierungstreue „Deutsche Welle“ weltweit ausgestrahlt wird.
    Man gewinnt den Eindruck, dass die Macher im Moment regelrecht im Panikmodus agieren und sich auch gar keine Mühe mehr geben, die Propaganda noch irgendwie zu verstecken.
    Es wird zu durchsichtig …

  2. wenn ich was nicht verstehe oder einordnen kann, habe ich es mir mittlerweile zur Angewohnheit gemacht, nachzuforschen: WER schreibt da für WEN?

    Hier ist die Kette zum Fall Lars Fischer: -> spektrum(.de) -> Spektrum der Wissenschaft (Magazin) -> Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft -> Verlagsgruppe *Springer* Nature (an der Stelle leuchten schon alle Alarmlichter) -> Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck (hält 53% der Anteile) -> NATO/Transatlantiker-Sicht-auf-die-Welt.

    Erklärung zur Behauptung Holtzbrinck = Transatlantiker: siehe auf swprs.org die Grafik -> https://swprs.files.wordpress.com/2017/08/netzwerk-medien-deutschland-spr-mt.png .

    Sehr lesenswert übrigens der Artikel zu Medien und deren Vernetzung https://swprs.org/die-propaganda-matrix/

    Und schon weiß ich, woher der Wind weht… hach… die Welt ist so klein geworden…. 😉

    Wer’s noch nicht wußte (Zitat aus Wikipedia): „Der Grundstein der Verlagsgruppe war der von Georg von Holtzbrinck bereits seit 1931 betriebene Aufbau eines Zeitschriften- und Buchwerbungsgeschäfts. Dessen Erfolg ermöglichte ihm 1936 den Erwerb der Deutschen Verlagsexpedition (Devex), die einen Vertrag mit der Deutschen Arbeitsfront (DAF) abschloss. Seine NSDAP-Mitgliedschaft seit 1933 und Beziehungen eines Verwandten zur Privatkanzlei Hitlers waren dabei hilfreich. Die Devex übernahm für zwei Jahre den Vertrieb der DAF-Zeitschriften Schönheit der Arbeit und Freude und Arbeit.“

    Dank an Jens für die überaus aufschlussreichen Artikel auf diesem Blog!! 🙂

  3. Erst verhindern die USA die Aufnahme in den GG-Katalog der Novichoks, die sie kennen, dann taucht ein vermeintliches Novichok Jahre später bei Skripal auf. Novichoks, die in Russland vernichtet wurden. Nur wenn keine die Zusammensetzung der Novichoks kennt, welche die USA haben, können auch diese den Russen zugeordnet, pardon, untergeschoben werden. Ein Schelm und Verschörungstheoretiker der über die Befreier Syriens so denken könnte. Ironie off.

    Nehm ich dann noch dieses Papier aus Washington zur Teilung Syriens, in dem im Prinzip Wochen vorher offen angesprochen wird, dass man noch „Maßnahmen“ gegen Russland eröffnen wird (die Russland schaden sollen), die VOR den Präsidentschaftswahlen stattfinden (laut dem geheimen Papier), werd ich fast noch mehr zum Verschörungstheoretiker. Oder ist das in Wahrheit die „smoking gun“????

Schreibe einen Kommentar zu L.Lewro Antworten abbrechen