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ZDF-heute fälscht Assad-Interview

In der Hauptnachrichtensendung des ZDF, der Sendung „heute“ um 19 Uhr, gab es einen Bericht zu Syrien und insbesondere einem Interview des syrischen Präsidenten Assad mit dem belgischen Fernsehsender VRT. Nach einer Schilderung angeblicher Gräueltaten der syrischen Regierung, basierend auf einem AI-Bericht der letzten Tage, der sich längst als westliche  Propaganda entpuppt hat, leitet ZDF-Journalist Oliver Flamm direkt auf das Interview über: „Der Machthaber heute im Fernseh-Interview betont unbesorgt. Sich eines Tages wegen Kriegsverbrechen verantworten zu müssen, befürchte er nicht. Im Gegenteil! Zur Verteidigung seines Volkes sei jedes Mittel recht.“. Das klingt zunächst einmal überzeugend. Dumm nur, dass Assad das nie gesagt hat, wie die entsprechende Stelle des Originals des in Englisch geführten Interviews zeigt, die inzwischen auch auf Deutsch übersetzt wurde.

Wer sich die ZDF-Nachrichten anschaut, muss glauben, Assad habe die angeblichen Gräueltaten zugegeben, mache sich darum aber keinen Kopf und sehe das bösartig-locker. Assad sei eben jedes Mittel recht, er sagt es ja selbst … Assad sagt in Wirklichkeit in dem Interview aber lediglich „Ich weiß nicht, was Sie genau mit allen Mitteln, die verfügbar sind, meinen, aber wenn sie über militärische Mittel sprechen wollen, ja selbstverständlich!“ mit Hinweis auf die Bekämpfung von Terroristen. Tatsächlich hat Assad gar nicht von Gräueltaten oder Kriegsverbrechen gesprochen, sondern das „alle Mittel“ bezog sich auf militärische Mittel gegen die Jihadistenkämpfer um IS und Al Qaida in Syrien. Und zwar ausdrücklich. Das zeigt auch noch einmal deutlich ein etwas längerer auf Deutsch übersetzter Auszug des Interviews:

Reporter: „Im Kampf gegen die Gruppe Daesh (IS), denken Sie, alle Mittel sind gerechtfertigt?“

Assad: „Das kommt darauf an, was Sie unter alle Mittel verstehen. Da müssen Sie…“

Reporter: „Buchstäblich alle Mittel!“

Assad: „Ich weiß nicht, was Sie genau mit allen Mitteln, die verfügbar sind, meinen, aber wenn sie über militärische Mittel sprechen wollen, ja selbstverständlich! Die Terroristen greifen die Menschen an. Ich rede nicht nur von ISIS! ISIS, al-Nusra und all die al-Kaida-verbundenen Gruppen in Syrien, wenn sie Zivilisten angreifen und Zivilisten töten, Menschen köpfen und Eigentum zerstören, privates und staatliches, wenn sie die Infrastruktur zerstören, dann ist es unsere verfassungsgemäße Pflicht und legale Pflicht als Regierung, als Armee und als staatliche Institutionen, die syrischen Bürger zu verteidigen. Das ist keine Meinung, das ist eine Pflicht. So gesehen sind alle Mittel recht, die syrische Bevölkerung zu verteidigen…
…wenn aber jemand seinen Kurs auf individuellem Niveau ändern möchte, dann sind wir als Regierung bereit, ihn zu akzeptieren und ihm Amnestie zu gewähren, wenn er in ein normales Leben zurückkehren möchte.“

Auf die ausdrücklich „investigative“ Frage des belgisch-flämischen VRT-Reporters nach den maximal angewandten Mittel im Kampf gegen IS („Islamischer Staat“), der ja auch offizielles Angriffsziel mehrerer westlicher Länder ist, gibt der syrische Präsident Assad, der natürlich auch gut auf das Interview vorbereitet ist, eine ganz normale, unverfängliche Antwort, wie man sie auch von einem westlichen Politiker erwarten würde, und spricht von der Bekämpfung von Terrorgruppen und der Verteidigung gegen sie mit allen militärischen Mitteln und auch von Amnestie für diejenigen, die sich ergeben.

Assad sagt nicht, dass er ein gnadelos-zynischer Kriegsverbrecher ist, dem jedes Mittel gegen seine Gegner recht sei, wie es die Manipulation des ZDF darstellt: „Der Machthaber heute im Fernseh-Interview betont unbesorgt. Sich eines Tages wegen Kriegsverbrechen verantworten zu müssen, befürchte er nicht. Im Gegenteil! Zur Verteidigung seines Volkes sei jedes Mittel recht.“. Und er bekennt sich nicht zu den angeblichen Gräueltaten des AI-Berichts. Seine Regierung hatte im Übrigen längst eine Stellungnahme abgegeben, dass es sich dabei um eine Propagandaerfindung handelt, und damit ihre Sicht der Dinge dargelegt. Für die ZDF-heute-Redaktion spielen tatsächlicher Ablauf des Interviews und tatsächliche Aussagen des Syrers offenbar keine Rolle. Die Zuschauer des ZDF haben zum belgischen Assad-Interview das Gegenteil der Wahrheit erfahren, manche nennen das sogar eine Lüge. Oder Fake News.

Mehr Informationen zum Syrienkonflikt: „Führende Wissenschaftler erläutern Syrienkrieg„.

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