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Ukraine: Bewegung im Fall MH17

Der Abschuss des malaysischen Linienfluges MH17 über dem Osten der Ukraine ist bekanntermaßen immer noch nicht aufgeklärt, die Schuldfrage ungeklärt. Jetzt gibt es wieder Neuigkeiten, die helfen könnten, das MH17-Puzzle wieder ein Stück mehr zusammenzusetzen: Der Vater des einzigen US-Opfers unter den Passagieren bittet US-Außenminister John Kerry in einem Brief um die Herausgabe der us-amerikanischen Video- und Radarbeweise, von denen Kerry in den Wochen nach dem MH17-Abschuss sprach, die aber nie vorgelegt wurden. Außerdem konnte der niederländische Journalist Max van der Werff die Angaben der ukrainischen Behörden widerlegen, dass das Militärradar über der Ostukraine am Abschusstag abgeschaltet war, weil keine Militärflüge stattgefunden hätten.

Bitte um Herausgabe der Satellitenbilder und Radardaten

Thomas Schansman, im niederländischen Hilversum lebender Vater des MH17-Opfers Quinn Schansman, schrieb der US-Regierung einen Brief, in dem er darum bat, dass die US-Regierung ihre nach eigenen Aussagen detailierten Aufnahmen des Abschusses des Flugzeuges und des Fluges der entsprechenden Rakete endlich den zuständigen Ermittlungsbehörden in den Niederlanden zur Verfügung stellt (was bisher nicht passiert ist). Den Hinweis darauf, dass die US-Regierung angibt, solche Beweise zu besitzen, gab es auch schon bei Blauer Bote: „US-Außenminister John Kerry: Wir wissen, wer MH17 abschoss. Wir haben Bilder von Raketenstart, Flug und Treffer.„.

In einem NBC-Interview vom 20. Juli 2014 sagte Kerry beispielsweise: “Wir haben Bilder vom Raketenstart. Wir kennen die Flugbahn, Wir wissen, woher es kam. Wir kennen den zeitlichen Ablauf und der war genau zu der Zeit als das Flugzeug vom Radar verschwand.”. In Sydney, Australien, sagte Kerry am 12. August 2014, fast vier Wochen nach dem MH17-Abschuss: “und all die Beweise dazu waren auf unseren Bildern zu sehen. Wir sahen das Abheben. Wir sahen die Flugbahn. Wir sahen den Treffer. Wir sahen, wie das Flugzeug vom Radarschirm verschwand. Also da gibt es wirklich keine Unklarheit darüber, woher es kam und woher diese Waffen kamen.”. Beide Interviews finden sich heute noch in voller Länge auf der Website der US-Regierung (state.gov): “Interview With David Gregory of NBC’s Meet the Press” und “Remarks With Secretary of Defense Chuck Hagel, Australian Minister of Foreign Affairs Julie Bishop, and Australian Minister of Defense David Johnston“.

Thomas Schansman hat nun US-Außenminister Kerry um diese Beweise gebeten, wie die niederländischen Medien uniso berichten. Bei nos.nl heißt es beispielsweise zu den geforderten Radar- und Satellitenbildern der USA: „Een paar weken later op een persconferentie in Australie zei Kerry: ‚We zagen de take-off, we zagen het luchtspoor, we zagen de inslag, we zagen het vliegtuig van het radarscherm verdwijnen‘. De betreffende radar- en satellietbeelden zijn nooit beschikbaar gesteld aan de onderzoekers van de ramp. Twee leden van de Onderzoeksraad voor Veiligheid hebben ze alleen mogen inzien.“.

Das kanadische Portal Global Research zitiert in dem Artikel „MH-17: Kerry Pressed for Evidence by Father of Sole American Citizen on Flight“ aus dem Brief Schansmans an Kerry. Unter anderem heißt es dort: „‚I would be most grateful if the United States either directly or through NATO would publicly hand over to the Dutch Safety Board radar and satellite data of the minutes before and after the crash. … This would enable the DSB to reopen the investigation and include a chapter with this information, which is essential for a successful criminal prosecution. I count on the support of the government of the United States to find and prosecute those responsible for my son and your citizen’s death.'“.

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Ukrainische Ausrede für fehlende Radardaten

Der Abschuss von MH17 fand am 17. Juli 2014 statt. Einen Tag zuvor gab der ukrainische Militärsprecher, Lysenko, bekannt, dass im Osten der Ukraine nach dem Abschuss einer ukrainischen Militärmaschine wieder Flugzeuge zum Einsatz kämen, um die Bodentruppen zu unterstützen und dass diese Militärflieger jetzt schon im Einsatz seien, wie der Journalist Max van der Werff mit ein paar einfachen Internetrecherchen anhand eines Nachrichtenberichts von damals zeigen konnte (siehe Tweet unten). Die entsprechende Meldung der ukrainischen Nachrichtenagentur Interfax ist immer noch online.

Die Sache ist gut nachvollziehbar. Das passt aber wiederum überhaupt nicht zu der Aussage der ukrainischen Behörden, man habe keine Radardaten vom MH17-Abschusstag, weil das zivile ukrainische Flugradar am Tag des Abschusses des malaysischen Verkehrsflugzeuges MH17 über der Ostukraine wegen Wartungsarbeiten außer Betrieb war und das militärische Radar ebenfalls an dem Tag abgeschaltet war, weil man es gerade angeblich mangels eigener Flüge über dem fraglichen Gebiet nicht gebraucht habe. Vergleiche dazu auch den niederländische Telegraaf (“Radarbeelden ramp MH17 ‘verdwenen’“) und LiveLeak.com (“Netherlands largest newspaper ‘Telegraaf’ reports on MH17 missing radar recordings“).

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2 Kommentare

  1. Die Nummer mit dem abgeschalteten Radar ist doch nun wirklich eine derart billige Ausrede, daß ich mich wundere, wie man dem überhaupt Glauben schenken kann. Selbst von offizieller Seite, die sich nur allzugern an die Behauptungen des ukrainischen Regimes klammert. Zu offensichtlich wird man hier am Nasenring durch die Manege geschleift. Bzw. LÄSST sich schleifen.

    Ich erinnere mich noch gut daran, wie kurz vor dem Abschuß von MH17 in unseren Medien Gerüchte aus der ukrainischen Propaganda die Runde machten, Russland würde mittlerweile oder sicher in nächster Zeit mit Kampfflugzeugen auf Seiten der der Separatisten in den Krieg in der Ostukraine eingreifen. Ich erinnere mich an eine Meldung bei SPON. Beim Googlen fand ich immerhin Meldungen von Springers Welt und vom Focus zu dem Thema, die belegen, daß solche Meldungen damals kursierten. Datum 17.07.2014! Der Tag von MH17!

    Im Laufe des Tages wurde gemeldet, Russland habe am Vortag (16.07.) ein ukrainisches Kampfflugzeug abgeschossen. Zwar von russischem Territorum aus, und durchaus fraglich, aber mal unterstellt, es würde stimmen, ließe sich sowas ja mittels aktivem, egal ob zivilem oder militärischen, Primärradar gut belegen. Einschalten, aufzeichnen – und mit den Beweisen zur UNO gehen. Und genau deshalb ist es so wichtig, das rund um die Uhr in Betrieb zu haben. Und nicht nur, wenn eigene Jets rumfliegen. Denn fremde Militärflugzeuge haben im Einsatz nunmal keinen aktiven Transponder, mit dem sie sich beim zivilen Tower anmelden (via Sekundärradar).

    http://www.welt.de/politik/ausland/article130256232/Kiew-wirft-Russland-Abschuss-von-Kampfjet-vor.html

    Und angesichts einer solchen (ob nun erfundenen oder echten) Bedrohung schaltet man das Primärradar ab???? Weil die eigenen Flieger angeblich Feierabend machen? Halloo??
    Für wie bescheuert halten die uns? Und dann dieser Nachrichten-Ticker, ebenfalls vom 17.7.2014:

    http://www.focus.de/politik/ausland/ukraine-im-news-ticker-eu-und-usa-verschaerfen-sanktionen-gegen-russland_id_3997186.html

    Darunter unter der Uhrzeit 15.41 Uhr:

    „Nach Angaben der Nachrichtenagentur Unian hat Russland den Luftraum der Ukraine in den vergangenen 24 Stunden fünf mal verletzt. Wie auf der Webseite der ukrainischen Grenzschützer zu lesen sei, wurden zwei Hubschrauber, zwei Drohnen und ein Kampfjet über der Ostukraine gesichtet. „Die Patrouillen und Luftbeobachtung an der Grenze werden von Kampfflugzeugen der Russischen Föderation durchgeführt“, schreibt der Grenzschutz.“

    15.41 Uhr MESZ! Da war MH17 noch für gut anderthalb Stunden in der Luft!
    Und angesichts dieser ständigen Luftraumverletzungen durch Russland und dem angeblich drohenden Eindringen von Kampfflugzeugen soll das ukrainische Militär sein Primärradar abgeschaltet haben, während gleichzeitig das zivile Primärradar wegen Wartungsarbeiten außer Betrieb war?

    Das ist in etwa so wahrscheinlich, wie die Auslieferung Obamas, Bushs und Clintons an den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag gleich morgen früh…..

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