Gesellschaft Internet Medien Politik Wissenschaft

Der neue Drecksau-Journalismus

Die meisten Medien haben es schon getan, nun also auch die taz: Die ansonsten eigentlich meistens zurechnungsfähige Publikation versucht in einem Artikel und via Twitter, Kritiker an der Berichterstattung im Ukraine-Konflikt mit den Rechtsextremen von Pegida gleichzusetzen. Dass die kritischen Leser dabei noch mehrfach aufs Unflätigste beleidigt werden, versteht sich ja mittlerweile fast von selbst. Der Artikel „Journalisten und Trolle. Einmal auf den Deckel und zurück“ von Daniel Bouhs, der sich in dem Beitrag offen an Axel-Springer-Leute (Welt, Bild) ranwanzt, ist leider keine Satire, auch wenn das zunächst auf den Leser so wirkt. Nein, er ist ernst gemeint.

In dem Artikel werden kritische Stimmen in die Troll-Ecke gestellt. „Warum leugnen, wenn doch ohnehin alles glasklar ist? ‚Richtig. Gestern war es wieder so weit‘, schreibt dann auch die Welt auf Facebook und räumt damit endlich ein, was gerade ein Leser in den Kommentaren enttarnt hat: Die deutschen Leitmedien sind ‚auf Befehl‘ zum Russland-Bashing übergegangen. Die Journalisten liefern dazu die Details. […] Ignorieren habe nichts gebracht. Trolle würden vielmehr ‚ganz schnell das Diskussionsklima vergiften'“, heißt es da zum Beispiel.

Nun haben aber viele Leute Fragen, warum Falschaussagen, Falschbilder und Propagandamaterial der Kiewer Regierung ihren Weg in unzählige Berichte zur Ukraine-Krise fanden und selten oder nur unzureichend korrigiert wurden. Oder Menschen fragen nach einer Aufklärung des MH17-Abschusses oder des Odessa-Massakers. Andere bezeichnen den Regimewechsel in der Ukraine rechtlich und wissenschaftlich korrekt als Putsch. Unzählige Leser sprechen sich gegen den Krieg aus. Viele kritisieren die Anti-Russland-Agitation und fordern Gespräche statt Unterstellungen und Attacken.

Das alles sind nach dem Dafürhalten vieler Politjournalisten und den ihnen in einer Art krankem Corpsgeist beispringenden Kollegen Trolle und Verschwörungstheoretiker. Dass man umso heftigere Reaktionen provoziert, je mehr man sich weigert, eigene Fehler oder Stimmungsmache einzugestehen, wird nicht gesehen. Als Medienprofi hat man ein korrektes Verhalten offenbar nicht nötig. Vom Medienamateur fordert man dies aber ein. Und dann gibt es ja noch dieses perverse Vergnügen, die eigene Machtposition auszukosten. „Spaß mache die Abwehr von Trollen nebenbei aber auch.“, wie es in dem Artikel von Bouhs heißt.

Mit dem Beleidigen kritischer Bürger als Trolle ist der Spaß aber für die durch die Kritik an ihrer unsäglichen Ukraine-Russland-Berichterstattung offenbar empfindlich getroffenen Journalisten augenscheinlich nicht noch vorbei. Da ihnen trotz des Verleumdens ihrer Kritiker mittlerweile wohl die Felle wegschwimmen, sind sie dazu übergegangen, die unerwünschten Kritiker nun stärker zu diffamieren und noch dazu bis aufs Blut zu provozieren, indem sie sie mit den Pegida-Rechtsextremen gleichsetzen.

Letzteres machen sie folgerndermaßen: Die Pegida-Leute benutzen den Begriff „Lügenpresse“. Einen Begriff, den Nazis/Rechtsextreme schon seit Jahrzehnten benutzen, um gegen die Medien zu agitieren. Die Ukraine-Kritiker wiederum – eigentlich ganz normale Menschen, die einfach nachfragen und sich Manipulationen nicht gefallen lassen wollen – sprechen von Lügen bei der Berichterstattung und das oft zurecht, es gibt da ja diese große Menge an Unwahrheiten (und die Weigerung von Seiten großer Teile der Medien, diese gerade zu rücken). Nun stellt man als manipulativer Journalist einfach eine Verbindung zwischen beidem her, behauptet, die Ukraine-Kritiker würden alle „Lügenpresse“ schreien (siehe auch den taz-Tweet unten), stellt sie damit zu den Pegida-Leuten, die ja nun ständig „Lügenpresse“ schreien, wie man aus allen Berichten weiß.

Nicht jeder, der sich über Lügen und Manipulationen in der Presse beschwert oder einfach nur eine Frage hat – egal bei welchem Thema – ist ein Lügenpresse-Schreier von Pegida. Die eher linken Ukraine-Kritiker in die ganz rechte Ecke zu stellen, ist natürlich noch das I-Tüpfelchen für die Provokateur-Journalisten. Es wäre gut, wenn diese Leute endlich zu einer professionellen Arbeitsauffassung zurückkehren und einfach ihre journalistische Arbeit tun würden. Tun sie das nicht, sollte man sie vielleicht besser entlassen.

Spendenkonto für die Gerichtsverfahren gegen den Stern/Bertelsmann-Konzern

4 Kommentare

  1. Anmerkung: Es erscheint ungewöhnlich, dass sich die taz an der Ukraine-Propaganda beteiligt. Dies ist aber wohl mit ihrer grünen Stammleserschaft zu erklären. Die Grünen unterstützen die neue Ukraine-Regierung sehr stark und beteiligen selbst sich an der Propaganda.

  2. Journalismus und Presse(un)wesen

    Ich bezeichne das Gewerbe als das was es sich zeigt: Presstitution.
    Ich bezeichne die daran handelnden als das was sie sind: Presstituierte.
    Diese beiden Bezeichnungen wende ich an, wenn die Artikel und das Medium durch Ihr Handeln sich diese Bezeichnung redlich verdient haben.
    Ich kenne mich im Journalismus sehr gut aus. Ich habe in diesem Bereich über 10 Jahre gearbeitet (international).
    Ich sage es heute nicht mehr so gern, denn diese Berufsbezeichnung rangiert inzwischen sehr sehr nah am Bankstertum.

  3. In diesem Zusammenhang ist auch Hans Springsteins Artikel „Eine perfide Kampagne …“ auf Der Freitag interessant. „Eine perfide Kampagne leisten sich derzeit einige Mainstreammedien, die auch den Mord an den „Charlie Hebdo“-Machern nutzen, um sich als Opfer ihrer Kritiker zu inszenieren. […] Die kritisierten meinungsmachenden Medien, egal ob öffentlich-rechtlich oder privat, rückten ihre Kritiker schon in die Nähe von „Pegida“, worauf u.a. der Blogger Jens Bernert auf freitag.de hinwies. Nun gehen sie bzw. einige der Kritisierten noch einen Schritt weiter.“
    https://www.freitag.de/autoren/hans-springstein/eine-perfide-kampagne

Schreibe einen Kommentar zu BlauerBote Antworten abbrechen